Nicola Reimer

Matthias Reim hat schwierige Wochen, ja Monate hinter sich. Im September hatte er sämtliche Konzerte krankheitsbedingt absagen müssen, nun steht der Musiker wieder auf der Bühne. „Mir geht es gut“, sagt der 64-Jährige, der in Stockach lebt, im SÜDKURIER-Interview.

Aber: „In der Tat war das Jahr 2022 definitiv schwierig. Nach zweieinhalb Jahren Corona hatte ich mich so sehr gefreut, ab April wieder auf die Bühne zu gehen. Der Start hat auch super geklappt“, erinnert er sich. In 25 Arenen habe er gespielt.

„Was dann folgte, war insofern fast schon mit Ansage. Irgendwie habe ich wohl nach der coronabedingten Bühnenpause keine Abwehrkräfte gehabt und eine Erkältung nach der anderen bekommen, sogar Fieber, was ich schon ewig nicht mehr hatte.“ Er habe seinen Fans aber nicht sagen wollen, er müsse wegen eines Schnupfens ein Konzert absagen. „Also habe ich Medikamente reingeworfen, Antibiotika, mir jedoch keine Ruhe gegönnt.“

Auf der Bühne fühlt er sich wohl: Matthias Reim beim „Schlagerbooom“ im Oktober 2021.
Auf der Bühne fühlt er sich wohl: Matthias Reim beim „Schlagerbooom“ im Oktober 2021. | Bild: Malte Krudewig/dpa

Die Absage aller Konzerte im September und Oktober schlug dann Wellen. Es hätten „sich weitere, ernstere Probleme ergeben, die eine längerfristige Behandlung erfordern und mehrere Wochen in Anspruch nehmen werden“, hatte Konzertveranstalter Dieter Semmelmann damals bekannt gegeben. Reim hat die Berichterstattung zwar wahrgenommen, wie er sagt, „aber das ist irgendwie alles an mir vorbeigegangen. Ich habe nur gedacht: Schreibt doch, was ihr wollt!“

Kommentieren wollte er seinen Gesundheitszustand zu dem Zeitpunkt nicht. Inzwischen ist klar: Reim hatte eine Stimmbandentzündung, dazu ein Burnout – darunter versteht man einen Zustand totaler körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung mit verminderter Leistungsfähigkeit. „Geschwächt durch die Erkältungen und das Fieber und mit dem Druck, die Konzerte unbedingt machen zu wollen, war ich einfach durch und wusste, dass ich mir Zeit nehmen muss“, sagt Reim heute.

Schließlich habe er Verantwortung für seine Familie. „Mir war es dennoch wichtig, dass die Fans wussten, dass es die Konzertabsagen nicht deshalb gab, weil ich keinen Bock hatte, sondern dass ich einfach nicht mehr konnte.“

Die Reaktionen seien durchweg verständnisvoll und wohlwollend gewesen. Auch viele Genesungswünsche habe er bekommen, nach dem Motto: „Hey, Matthias, Gesundheit geht vor. Wir kommen auch im nächsten Jahr zu deinem Konzert.“ Das habe ihm gutgetan.

Um gesund zu werden, habe er „gottlob nicht ins Krankenhaus“ gemusst, sondern sich „einfach nur viel Ruhe und Zeit zur Erholung“ genommen. Zu allem Überfluss infizierte sich Reim noch mit dem Coronavirus. „Ich war dauerhaft müde, total schlapp, hatte Gliederschmerzen“, erinnert er sich. „Das hat mich erst recht in die Ruhe gezwungen. Also war ich zu Hause bei meiner Familie, lag viel auf dem Sofa, habe geschlafen, Serien geschaut.“

Seit 2020 verheiratet und inzwischen Eltern einer kleinen Tochter: Christin Stark und Matthias Reim.
Seit 2020 verheiratet und inzwischen Eltern einer kleinen Tochter: Christin Stark und Matthias Reim. | Bild: Malte Krudewig/dpa

Auch Reims Frau, die Sängerin Christin Stark (33), hat mit ihrer Tour pausiert. „Wir haben alles abgesagt“, so Reim. „Es war echt ein Warnschuss und uns war klar, dass wir als Familie zusammenstehen, das gemeinsam durchmachen und Kraft tanken, damit wir mit voller Power wieder zurückkommen können.“ Der Musiker, der 1990 mit dem Lied „Verdammt, ich lieb‘ dich“ berühmt wurde, ist seit April 2020 mit Stark verheiratet, im März dieses Jahres kam die gemeinsame Tochter Zoe zur Welt.

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Inzwischen hat Reim wieder für die ersten Konzerte auf der Bühne gestanden. Es sei aufregend gewesen und „ist super gelaufen“, wie er im Interview erzählt. „Ich habe mich auf der Bühne sauwohl gefühlt, total befreit.“ Vor allem ist Reim auch für seine Band und die Techniker froh, dass es nun wieder weitergeht.

Denn während es ihm auch während der Corona-Krise finanziell noch gut gegangen sei, „war es für meine Musiker, die Techniker, LKW-Fahrer, für alle drumherum, teils extrem schwierig, zweieinhalb Jahre ohne Einnahmen zu überwinden“. Er habe sich für den Verdienst dieser Menschen verantwortlich gefühlt. „Und es hat mir unfassbar zu schaffen gemacht, dass fast 100 Leute an einem Abend kein Geld verdienen, weil ich krank bin“, gibt er zu.

So geht es weiter

Wie geht es nun weiter? „Ich habe meine Lehre daraus gezogen“, sagt Reim. Das bedeutet: Im nächsten Jahr werden nur noch zwei statt vier Konzerte pro Woche geplant, „sodass ich dazwischen immer Pausen habe, um auf mich zu achten“. Ihm sei es wichtig, betont der Musiker, „kraftvoll, gut gelaunt und voller Energie auf der Bühne zu stehen“. So auch im März 2023, wenn er das abgesagte Konzert in Radolfzell nachholt – „ich freue mich da total drauf“.

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