Am Wochenende war er gerade wieder in einer seiner Paraderollen zu sehen: Walter Sittler als deutscher Kommissar Robert Anders auf der schwedischen Insel Gotland. Die Rolle liegt ihm, und sie gefällt ihm auch – weil schwedische Krimis für gewöhnlich „nicht so sehr auf Action beruhen, sondern auf den Menschen“, wie er im Interview sagt. Ganz so düster wie manch andere Krimis aus dem hohen Norden sind die inzwischen 20 Folgen der ZDF-Reihe nicht, „weil wir einen Kommissar haben, der eine Familie hat“, sagt Sittler, der seit zehn Jahren immer wieder auf Gotland vor der Kamera steht und von der Insel schwärmt. „Man kommt dorthin und fühlt sich eingeladen“, sagt er. Es sei ein sehr entspannter und auch vielfältiger Ort. „Man fühlt sich dort manchmal wie auf Sizilien und dann wieder wie am Nordkap. Es gibt Steilküsten, aber auch Wiesen wie in der Schweiz – und das alles auf einer Insel, die nur 125 Kilometer lang ist.“ Er möge die Art, „wie man dort ein bisschen aus der Welt ist“.

Sittler lebt mit seiner Familie in Stuttgart – sehr gern, wie er versichert. Zwar habe er der Familie mal einen Umzug vorgeschlagen. „Wir haben demokratisch abgestimmt“, er sei an der Mehrheit gescheitert, lacht der 63-Jährige. „Also sind wir hiergeblieben.“ Seit 1988 ist also Stuttgart sein Lebensmittelpunkt – als Theaterschauspieler kam Sittler damals in die Landeshauptstadt, in der es viele Orte gibt, die ihm bei der Frage nach seinen Lieblingsplätzen einfallen. „Da gibt es zum Beispiel den Bärensee, mit einer unglaublich schönen Laufstrecke und einem kleinen Café, mitten im Wald.

Man hat dort das Gefühl, ganz weit weg zu sein, dabei ist die Stadt ganz nah.“ Sehr schön findet er auch das Teehaus im Weissenburgpark – „mit Blick über ganz Stuttgart“.

Wie wichtig ihm seine Stadt ist, das hat Sittler auch immer wieder bei den Protesten gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 gezeigt. Auch wenn vielleicht (noch) nichts Greifbares erreicht worden sei, so habe man doch eine Bewegung in Gang gesetzt. „Die Auswirkungen innerhalb der Gesellschaft sind enorm“, sagt Sittler. Seine Meinung zu sagen und sich zu engagieren, das ist für den Schauspieler, der drei Jahre lang das Internat Schloss Salem besuchte („Es gibt Kinder, die sind richtig geeignet fürs Internat, ich war das nicht.“) selbstverständlich. „Man kann natürlich wegschauen, das akzeptiere ich auch – aber ich konnte das nicht.“

Als politischer Mensch interessiert sich Sittler auch für das politische Kabarett, weil „es hilft, Vorgänge zu durchschauen“, wie er sagt. In Bad Dürrheim liest er heute Abend aus Texten des verstorbenen Dieter Hildebrandt, vor allem aus dem nach dessen Tod erschienenen Buch „Letzte Zugabe“. Das Programm sei eine Verbeugung vor Hildebrandt – und es ist auch eine große Verantwortung, dessen künstlerischen Nachlass zu präsentieren. Sittler sagt: „Die Verantwortung, das Publikum gut zu unterhalten, hat man immer.“ Auf der Bühne wisse man sofort, ob es funktioniert. „Der Kontakt zum Publikum ist durch nichts zu ersetzen“, sagt Sittler, der oft im Schwarzwald ist.

„Die Bühne ist für mich Heimat, da habe ich angefangen, das will ich nie aufgeben. Und ich möchte auch immer wieder wissen, ob ich es noch kann.“ Das Schöne am Theater sei, dass man gar nicht viel brauche. Es genüge ein Zuschauer und einer, der spielt. „Wenn es sein muss, auch ohne Licht, ohne Bühne, ohne alles.“ Das sei großartig, findet er.

Der Film „Der Kommissar und das Meer:

In einer sternlosen Nacht“ ist in der ZDF-Mediathek verfügbar. Karten für die Hildebrandt-Lesung im Kurhaus Bad Dürrheim (heute, 20 Uhr) gibt es an der Abendkasse.