Cornelia Wystrichowski

Herr Vogel, Ihre aktuelle Serie heißt „Das Wichtigste im Leben“. Was ist
denn für Sie das Wichtigste im Leben?

Das Wichtigste im Leben ist eine gute Verdauung. (lacht) Nein, Spaß beiseite: Als der Titel der Serie festgelegt wurde, war mir sofort klar, dass diese Frage kommen würde, und ich dachte: „Um Gottes Willen, was soll ich darauf antworten?“ Ich verstehe den Titel so, dass jede Figur in der Serie herausfinden muss, was für sie selber das Wichtigste im Leben ist.

Bei den Figuren handelt es sich um das Ehepaar Fankhauser und seine drei Kinder. Die Sprösslinge suchen ihren Platz im Leben, die Eltern sind mit ihrem eigenen Leben plötzlich unzufrieden …

Das nennt man Midlife-Crisis. Wenn die Kinder ein bisschen älter werden und ihr eigenes Ding machen, ist man nicht mehr so gefordert wie früher, muss nicht mehr den ganzen Tag nur Schulbrote schmieren und Windeln wechseln. Dann bist du plötzlich wieder auf dich selber zurückgeworfen und fragst dich: Wie geht es denn jetzt weiter? Das ist zwischen 40 und 50 eine echt interessante Phase im Leben.

Sie haben mal gesagt: „Ich spiele am liebsten gebrochene Typen und Arschlöcher.“ Jetzt verkörpern Sie einen ganz normalen Familienvater – was ist daran reizvoll für Sie?

Ich habe so was noch nicht gemacht, und deshalb war das für mich eine wahnsinnige Herausforderung. Die Serie dreht sich um die normalen Dinge des Lebens, um den Alltag einer Familie, um die Themen Eltern und Geschwister. Es geht um die wirklichen Sorgen und Probleme des Lebens, sodass man sich selber darin erkennen kann. Das wahre Leben kann ja spannender sein als mancher Thriller. Aber natürlich ist es nicht leicht, Dinge des Alltags so zu erzählen, dass der Zuschauer gebannt vor dem Fernseher sitzt und mitfiebert.

Als Familienoberhaupt Kurt bemühen Sie sich in der Serie, ein guter Vater zu sein. Was macht einen guten Vater aus?

Das kann ich so pauschal nicht sagen. Es gibt keine Regeln, und das ist ja auch das Spannende. Du machst als Vater einfach immer alles richtig und alles falsch zur gleichen Zeit. Wenn es für das eine Kind ganz toll ist, was du da machst, ist es für das andere eine Katastrophe. Das ist ja auch der Humor, der im normalen Leben steckt: Es gibt kein gut oder schlecht – du kannst einfach nur das machen, von dem du im Moment gerade denkst, dass es das Richtige ist. Und meistens ist es falsch. (lacht)

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Kurt ist enttäuscht, weil sein Sohn lieber Balletttänzer als Basketballer werden will. Welche Karriere hatten Ihre Eltern eigentlich für Sie vorgesehen?

Das weiß ich selber nicht, ich habe ehrlich keine Ahnung. (lacht) Aber ich glaube, dass bei jeder Erwartungshaltung die Enttäuschung vorprogrammiert ist. Deshalb sollte man vielleicht weniger Erwartungen haben. Außerdem ist Vorleben doch die beste Erziehung: Als Eltern sollte man das vorleben, was man für richtig hält.

Haben Sie früher Familienserien wie „Ich heirate eine Familie“ geguckt?

Nicht so viel. Familienserien waren früher ja auch anders, da hat man oft rosarote Fantasie-Familienwelten erfunden, so ein bisschen Rosamunde-Pilcher-mäßig. Fast wie eine kleine Lüge, die dem Zuschauer präsentiert wurde, was der auch bewusst wollte, glaube ich. Unser Ansatz ist das Gegenteil, wir wollen möglichst realitätsnah sein.

Ist „Das Wichtigste im Leben“ die erste Familienserie, in der Sie mitspielen?

Ja, das ist meine erste. Ich habe ja generell nicht so viele Serien gedreht. Das hat mehrere Gründe. Die ZDF-Thrillerserie „Blochin“ hat mich drei, vier Jahre gekostet, weil wir zuerst den Piloten gedreht haben, bevor dann eine Serie daraus wurde, und dann habe ich noch bei „The Team“ mitgemacht. Außerdem: So richtig viele tolle Serien gibt es ja auch gar nicht, danach muss man schon suchen. Die Serienmode gibt es noch nicht so wahnsinnig lange.

Schauen Sie viele Streamingserien?

Na klar, ich selber gucke viel Netflix, nicht zuletzt, weil ich es beruflich interessant finde. Ich finde es auch gut, dass Netflix als einziger Anbieter deutsche Serien synchronisiert in Amerika zeigt, obwohl doch alle immer behauptet haben, dass das nicht funktionieren kann. Das ermöglicht es uns, genuin deutsche Geschichten auch auf Deutsch zu erzählen, und die werden im internationalen Raum synchronisiert geguckt. Das ist in Ordnung, wir gucken ausländische Serien ja auch synchronisiert.