Mr. Ehrenreich, Sie spielen den jungen Han Solo. Wie haben Sie sich auf diese legendäre Rolle vorbereitet?
Bevor das erste Vorsprechen anstand, habe ich natürlich noch mal die alten Filme geschaut und dabei ganz besonders auf Harrison Fords Han Solo geachtet. Insgesamt habe ich sicherlich sechs Mal vorsprechen müssen, das zog sich über Monate hin. Aber im Grunde war für mich das Wichtigste immer das Drehbuch. Alle Coolness und all der Humor waren in den Figuren und ihren Dialogen zu finden. Ich musste mir also nur noch zu Eigen machen, was ich dort auf den Seiten fand.
Tipps von Harrison Ford persönlich waren also gar nicht nötig?
Unterhalten habe mich natürlich schon mit ihm. Aber wie hat er so schön zu mir gesagt: „Wenn jemand fragt, egal ob von den Produzenten oder der Presse – sag’ jedem, ich hätte dir alles gesagt, was du wissen musst, und dass du niemandem verraten darfst, was das war.“ (lacht) Daran halte ich mich natürlich.
Ist es denn nicht aber eigentlich ein bisschen langweilig, eine Figur zu spielen, die alle Welt schon kennt?
Nein, gar nicht. Denn den Han Solo, den wir hier erleben, kennt eben noch nicht jeder. Wir zeigen ihn zu einem Zeitpunkt, als er noch sehr viel idealistischer war und Träume hatte. Und wir sehen, was passiert, wenn diese Träume knallhart mit der Realität konfrontiert werden. Überhaupt ist es einfach spannend, wie viel Vorarbeit „Solo: A Star Wars Story“ leistet. Da wird diese ganze Erzählwelt aufgebaut, die wir aus den alten Filmen kennen.
Wie fühlt es sich eigentlich an, plötzlich am Steuer von Solos Raumschiff zu sitzen, dem Millennium Falcon?
Das war der Hammer. Ich glaube, ich habe selten mehr Spaß bei der Arbeit gehabt. Schon allein in diesem komplett gebauten Raumschiff zu sitzen, das jeder kennt, ist ein unglaubliches Gefühl. Aber dankt neuer Technologien ist der Hintergrund auch nicht mehr wie früher bei solchen Szenen eine grüne Fläche, auf die später im Computer das Weltall übertragen wird. Sondern alle Sterne und Planeten und so weiter werden schon direkt während des Drehs in den Raum projiziert. Und das Schiff bewegt sich. Näher kommt man an das Gefühl eines echten Weltraumflugs sicher kaum heran. Verdammt cool!
Der Film wirkt bisweilen wie ein Western. Würden Sie dem zustimmen?
Auf einige Sequenzen trifft das sicherlich zu. Insgesamt ist „Solo: A Star Wars Story“ vor allem ein großer Abenteuerfilm, der in vielen verschiedenen Welten spielt. Und einige dieser Welten haben ohne Frage ein gewisses Western-Feeling. Das liegt wohl auch daran, dass die Drehbuch-Autoren Jon und Lawrence Kasdan schon immer riesige Western-Fans waren. Ich fand das super, denn Han Solo als eine Art Space Cowboy? Das passt doch irgendwie ziemlich gut.
Lawrence Kasdan hat „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ geschrieben. Wie wichtig war die Verbindung zu den alten Filmen?
Es war einfach fantastisch, ihn und seinen Sohn als Autoren zu haben, denn für die beiden ist „Star Wars“ ihr Ein und Alles. Sie kennen alle Details dieser Welt und die Figuren in- und auswendig. Dadurch bestand wirklich nie der geringste Zweifel daran, dass wir mit unserer Geschichte ganz fest verankert sind in dieser großen Saga.
Der Film ist der erste, in dem Sie die uneingeschränkte Hauptrolle übernommen haben. War das denn die größte Herausforderung Ihrer bisherigen Karriere?
Einerseits ja. Andererseits war nichts anstrengender als die ersten Drehtage damals bei „Beautiful Creatures“. Da fing ich mir gleich am zweiten Drehtag in New Orleans irgendwo eine Lebensmittelvergiftung ein. Mein Kostüm war eine Bürgerkriegs-Uniform aus dicker Wolle, am Set herrschten über 35 Grad und ich litt nach jeder Szene auf der Toilette Höllenqualen. Das war eine Herausforderung – und ziemlich peinlich.
Es ist fast zehn Jahre her, dass Sie zum ersten Mal auf der Kino-Leinwand zu sehen waren. Wie präsent ist diese Zeit?
Oh, die ist mir durchaus noch präsent, auch wenn ich damals noch keine 20 Jahre alt war und mich seither natürlich ein gutes Stück weiterentwickelt habe. Aber eben nicht zuletzt dank der Arbeit mit Francis Ford Coppola und vielen anderen tollen, sehr erfahrenen Kollegen und Filmemachern. Ich habe so viel gelernt bei meinen ersten Filmen! Wobei die Arbeit mit jemandem wie Warren Beatty ein paar Jahre später natürlich nicht weniger prägend war. Bei ihm habe ich gesehen, wie erfüllend es sein kann, seine eigenen Filme zu machen. Das will ich auch irgendwann tun.
Zur Person
Alden Ehrenreich (28) begann seine Karriere mit Auftritten in Serien wie „Supernatural“. Es folgten einige nicht allzu erfolgreiche Filme, darunter die Teenie-Mystery-Romanze „Beautiful Creatures“ (2013). Dank „Hail, Caesar!“ (2016) von den Coen-Brüdern wurde man auch in Hollywood verstärkt auf ihn aufmerksam – der Beweis: In jenem Jahr wurde er als Weltraumheld gecastet. In „Solo: A Star Wars Story“ ist der US-Schauspieler nun in seiner bislang größten Rolle zu sehen.