Verstehen Sie die Welt noch? Oder wird Ihnen langsam alles zu viel? Willkommen in der Welt von VUCADD. Oder sogar in der Welt von BANI.
Was bitte?
VUCA steht für Volatility (Unbeständigkeit), Uncertainty (Unsicherheit), Complexity (Komplexität) und Ambiguity (Mehrdeutigkeit). Entstanden ist der Begriff in den 90ern im Umfeld des amerikanischen Militärs. Über die Jahre kamen noch zwei „D“s dazu, die stehen für Diversität und Dynamik.
Das Modell beschreibt eine Welt, in der sicher Geglaubtes immer öfter und stärker schwankt – Märkte, politische Allianzen, sogar das Wetter. Mit der Unsicherheit sinkt die Planbarkeit. Hotel gebucht – Corona macht einen Strich durch den Urlaub. Businessplan gemacht – durch einen Krieg steigen plötzlich die Preise für Rohstoffe. Alles ist offenbar mit allem unentwirrbar verknüpft und wirkt wechselseitig aufeinander: Politische Entscheidungen, gesellschaftliche Trends, Algorithmen von großen Plattformen, Viren, die Weltwirtschaft, das Klima, unsere eigene Psyche.
Vieles ist richtig und falsch zugleich
Was in diesem Wirrwarr zusätzlich verschwindet, ist Klarheit. Das gemütliche alte Schwarz-Weiß- und Gut-Böse-Denken funktioniert nicht mehr. Die Bio-Avocado ist super für meine Gesundheit, aber mies für meine Öko-Bilanz. Mein E-Auto tankt Sonnenstrom, aber für die Seltenen Erden in der Batterie schuften Kinder in finsteren Bergwerken. Corona-Lockdowns haben vielleicht Leben gerettet, aber Millionen von Psychen geschädigt. Wenn ich heute etwas tue, ist das oft richtig und falsch zugleich, und die Auswirkungen bleiben unklar.
Bei alldem nimmt das Tempo ständig zu (Dynamik), und es treffen in den entstehenden Konflikten immer öfter Menschen mit immer unterschiedlicheren Prägungen zusammen (Diversität), was immer mehr Verständnis-Arbeit nötig macht. Im April 2020, zum Beginn der Pandemie, schrieb dann der Zukunftsforscher Jamais Cascio: VUCA hat ausgedient! Es ist alles noch viel heftiger, nämlich BANI: brittle (brüchig), anxious (ängstlich), non-linear (nicht-linear) und incomprehensible (unverständlich). Pandemie, Krieg und Klima-Krise erzeugen nicht einfach eine unbeständige Phase, sondern zerstören unerwartet und unwiderruflich ganze Systeme und Überzeugungen. Dem ausgeliefert zu sein erzeugt Angst, Lähmung, Starre – und als Reaktion darauf Wut, Hass, Gewalt. Ursache-Wirkungs-Logik hat ausgedient. Ein einziger Facebook-Post kann die Weltwirtschaft erschüttern, gigantische politische und finanzielle Anstrengungen hingegen können wirkungslos verpuffen. Was da passiert, kann unser Verstand nicht mehr begreifen. Es ist das pure Chaos. Nicht mal ChatGPT kann uns das erklären.
Und nun? Die Wege aus Angst und Starre wirken zunächst schrecklich machtlos. Aber: Wenn das Große verrückt spielt, ist Wirkung und Veränderung vielleicht nur noch im Kleinen kalkulierbar. Wir können auf uns selbst acht geben, auf unsere innere Stabilität und Resilienz. Wir können unsere direkten, wichtigen Beziehungen pflegen. Wir können anders sprechen, handeln, fühlen. Unsere Intuition trainieren und Loslassen lernen. Menschlich bleiben, liebevoll, bedacht. Unsere inneren Werte suchen und dann danach handeln. Und so immer neu unser Glück finden.