Von Andreas Gabelmann

Eine fotografische Entdeckungsreise zu ausgesuchten Sternwarten in aller Welt und zu den Menschen, die im Umfeld dieser Observatorien leben, bietet die Ausstellung „Deep Dark – Pale Blue“ des Fotografen Florian Schwarz im Kunstmuseum Singen. Seit 2014 begleitet der 1979 in Konstanz geborene und heute in Berlin und Stahringen lebende Fotokünstler das gigantische astronomische Forschungsprojekt, mit dem die kalifornische Wissenschaftsstiftung „Las Cumbres Observatory Global Telescope-Network (LCOGT)“ ein weltumspannendes Netzwerk von Sternwarten auf allen Kontinenten errichten will, um zukünftig die ununterbrochene Beobachtung des Nachthimmels zu ermöglichen. Alle Teleskope suchen nach Planeten außerhalb unseres Sonnensystems; auf deren Ergebnisse sollen neben Universitäten auch Schulen und alle Interessierte via Internet zurückgreifen können.

Das „Deep Dark – Pale Blue“-Projekt von Florian Schwarz nimmt diese neuen Dimensionen der Weltraum- und Planetenforschung auf und verbindet aus fotokünstlerischer Perspektive Fragestellungen der Astronomie mit Grundfragen nach der menschlichen Existenz. Dabei kombinieren die Arbeiten von Schwarz den Blick ins Unendliche des nächtlichen Firmaments mit der Alltagswelt jener Menschen, die vor Ort leben und arbeiten. So spannt sich der Bogen zwischen Makro –und Mikrokosmos, zwischen der Sicht in die weitesten Fernen des Alls und auf die nächste Nähe der Lebensbedingungen im Hier und Jetzt.

Die Kabinettausstellung versammelt drei unterschiedliche Fotoserien, aus denen sich das Gesamtprojekt zusammensetzt: In der vierteiligen Reihe „Family portrait“ (2015) zoomt Schwarz, ausgehend vom einem Foto der Raumsonde Voyager, das die Erde aus rund 6 Milliarden Kilometer Entfernung zeigt, immer näher an unseren blauen Planeten heran, bis dieser nurmehr eine formatfüllende, abstrakte Farbfläche darstellt. Die fünfteilige Serie „No deeper blue“ (2014), die vom Kunstmuseum und der Galerie Vayhinger als „kleine Edition“ herausgegeben wird, präsentiert Reiseeindrücke von besonderen Orten oder Begebenheiten an den besuchten Sternwarten in Südafrika, Australien, Chile und Hawai. Fotos aus Texas und Teneriffa werden noch folgen.

Zu den bildkünstlerisch eindringlichsten Arbeiten gehört gewiss die dritte Serie, bei der Florian Schwarz mittels Schwarz-Weiss-Porträtaufnahmen die Menschen auf den verschiedenen Erdteilen in den Fokus rückt. Während in den Titeln der zuvor genannten Fotos exakt Ort und Lage des Dargestellten angegeben sind, bleiben die Porträtstudien ohne Bezeichnung und die Personen anonym. Und doch bilden sie mit ihrem nahsichtigen Heranrücken an das Gegenüber einen ausdrucksvollen Kontrast zu den eher spröde und distanziert wirkenden Aufnahmen der Teleskope und Nachthimmel. So entfaltet sich die kleine Ausstellung zwischen den Polen der Dokumentation eines Wissenschaftsprojektes und dessen künstlerischer Interpretation mit den Mitteln der zeitgenössischen Fotografie.

Florian Schwarz. Deep Dark – Pale Blue. Kunstmuseum Singen. Bis 25. September. Di bis Fr 14-18, Sa bis So 11-17 Uhr. Infos: www.deepdarkpaleblue.com
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