13 Jahre ist es her, dass Charly Hübner erstmals auf deutschen Bildschirmen und Leinwänden auftauchte. Seitdem kann man die Rollen kaum mehr zählen, denen er auf immer unterschiedliche Weise emotionale wie körperliche Wucht verleiht. Dabei geht der 44-Jährige so eindrucksvoll vor, dass sich ein Journalist mal zu der Beschreibung „ein Mann wie ein Ausrufezeichen“ hinreißen ließ. Hübner, der eigentlich Carsten heißt und in Mecklenburg-Vorpommern zur Welt kam, ist vor allem eins: ein verdammt guter Schauspieler. Durch und durch sympathisch ist der Wahl-Hamburger obendrein.

Ob als Kommissar im Polizeiruf, Fiesling in den „Bibi und Tina“-Filmen, DDR-Oberstleutnant in der Tragikomödie „Bornholmer Straße“ oder aktuell in der Sven-Regener-Verfilmung „Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt“ – Hübner hat’s drauf. Apropos „Magical Mystery“: Die Rolle sei „ein riesiges Geschenk für mich“, sagt Hübner in Richtung von Regisseur Arne Feldhusen („Der Tatortreiniger“).

Der Film erzählt auch von der Zeit im Berlin Mitte der 90er-Jahre. „Das war meine Studienzeit“, erinnert sich Hübner. „Morgens um neun Uhr ging es los, und meistens stolperte man abends nicht vor 23.30 Uhr aus der ,Bärenquelle’, das ist die Kneipe direkt gegenüber.“ Nur die Techno- und Rave-Szene, in der der Film spielt, war nie so seins, obwohl … „Im Jahrgang über mir war zum Beispiel ein Kommilitone, der hatte immer so abgefahrene Klamotten an. Ärmellose Lederhemden, kurze Hosen und dicke Boots. Aber nicht so, wie wir das von den Punks kannten, sondern ganz anders. Der erzählte immer davon, dass er gestern wieder geil raven war. Das machte schon neugierig.“ Aber: „Das war natürlich überhaupt nicht meine Musik, und gesungen wurde auch nicht. Aber diese Art von Tanzerfahrung, die hat mich echt geflasht.“

Nicht ganz unwichtig bei „Magical Mystery“ waren für Hübner die beteiligten Menschen – neben Feldhusen der Autor Sven Regener. „Diesen ganz speziellen Kosmos, in dem seine Geschichten spielen, hätte niemand anderes entwerfen können“, meint Hübner. Mit ihnen versteht er sich – „zumal wir alle drei Norddeutsche sind“, wie er sagt. „Der Unterschied zwischen Norden und Süden in Deutschland ist noch mal ein ganz anderer als der zwischen Ost und West. Weil er nicht politisch ist, sondern eine Mentalitätsfrage.“ Es seien die Ironie, die Melancholie und auch das eher Wortkarge, das sie eine.

Er habe die 90er in Berlin „einigermaßen unreflektiert erlebt“, sagt Hübner. Dennoch ist ihm heute bewusst: „Das passte alles in diese Zeit, in der sich zwei Länder zusammenfügten.“ Damals sah man den Gastwirts-Sohn auf der Theaterbühne. Jahre später, es war 2006, bekam die Karriere den entscheidenden Schub – mit dem Auftritt im Film „Das Leben der Anderen“. Ab 2008 war Hübner Anke Engelkes Sketch-Partner in der Comedy-Serie „Ladykracher“, seit 2010 ermittelt er im Rostocker Polizeiruf. Der Terminplan ist voll, ständig kommen neue Projekte hinzu. In diesem Jahr zum Beispiel der Film „Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer?“ – an der Seite seiner Ehefrau Lina Beckmann. Übrigens: Sie hat auch eine kleine Rolle in „Magical Mystery“.