Maurice Sauter

Fußball: Dass sich viele Jungs aus dem Schwarzwald eine große Fußballkarriere wünschen, ist nichts Neues. Dass es aber ein Mädchen aus Pfaffenweiler bis in die Frauen-Bundesliga schaffte, ist eine bemerkenswerte Geschichte. Teresa Straub lebt derzeit ihren Traum als Torhüterin beim SC Freiburg.

Geboren in Villingen und aufgewachsen im Stadtteil Pfaffenweiler, blieb auch Teresa in der fußballverrückten Familie Straub das runde Leder nicht erspart. „Mein Bruder kickte beim FC Pfaffenweiler und mein Vater Herbert war dort lange Trainer. Mit sechs Jahren nahm er mich zum ersten Mal mit auf den Sportplatz“, erzählt die heute 22-Jährige. Schon bei ihren Anfängen wurde schnell klar, dass Teresa ein besonderes Talent fürs Torwartspiel hat. Der frühere Jugendtrainer Matthias Busse, einer ihrer langjährigen Wegbegleiter in Pfaffenweiler, kann sich noch an ihre F-Jugendzeiten erinnern. „Teresa hatte von Anfang an großen Spaß im Tor. Ich habe sie oft zu älteren Gruppen geschickt. Ihre Beweglichkeit und Geschmeidigkeit sind ihre größten Stärken.“

Über ihren Charakter verliert Busse nur positive Worte. „Sie ist ein sehr angenehmer und bodenständiger Mensch.“ Birgit Bauer, die Managerin der Freiburger Frauenabteilung, stößt in dasselbe Horn. "Teresa ist schon ewig bei uns. Sie ist ein sympathischer und ehrlicher Typ. Wir sind froh, dass wir sie in unserem Team haben."

Nachdem Straub bei zahlreichen Stützpunktturnieren teilgenommen und dort bleibenden Eindruck hinterlassen hatte, lockte sie mit 14 Jahren der Ruf des SC Freiburg in den Breisgau. „Das war rückblickend die richtige Entscheidung. Ich habe mich sowohl fußballerisch als auch persönlich weiterentwickelt.“ Nachdem sie in den ersten Jahren noch pendelte, folgte mit 17 der Umzug nach Freiburg. „Dass ich damals auf mich alleine gestellt war, hat mich in meiner persönlichen Entwicklung sehr vorangebracht“, erzählt die Torhüterin.

Erster vorläufiger Höhepunkt ihrer Laufbahn war die Nominierung für die U16-Nationalmannschaft im Jahr 2011. „Damit ging ein Traum in Erfüllung. Gesteigert wurde dies ein Jahr später“, so Straub. Bei der U17-Europameisterschaft gewann sie als Ersatztorhüterin die Goldmedaille. „Der Europameister-Titel wird mir immer in Erinnerung bleiben. Auch mein erstes Bundesligaspiel bleibt unvergesslich.“ Nachdem die Schwarzwälderin alle Junioren-Mannschaften des Sportclubs durchlaufen hatte, bot sich ihr die Chance auf der ganz großen Fußballbühne. Terry, so ihr Spitzname, war ab 2012 die Nummer zwei zwischen den Pfosten in Freiburg und kam dabei auf sieben Einsätze in der 1. Bundesliga.

Teresa Straubs Karriere war mit vielen Erfolgen gepflastert, bis im Herbst 2016 der große Schock eintrat. „Im Training bin ich im Rasen hängengeblieben und wusste sofort, was passiert ist. Es war ein ganz seltsamer Schmerz“, beschreibt die 22-Jährige die Situation, in der sie sich verletzte. Diagnose: Kreuzbandriss – zehn Monate Pause. Dass dies für viele Sportler schon das Karriereende bedeutete, wusste Straub. Die Torhüterin schaffte auch dank ihrer mentalen Stärke das Comeback. „Mir ging es während der Zwangspause psychisch besser als zunächst befürchtet. Ich habe die Verletzung sofort akzeptiert. Durch meine Ausbildung, die ich zeitgleich absolvierte, hatte ich eine gute Abwechslung.“

Heute ist Straub am betroffenen rechten Knie komplett beschwerdefrei und voll im Trainingsrhythmus. Zwei Einsätze in der zweiten Mannschaft des Sportclubs, immerhin Aufsteiger in der zweiten Bundesliga, kann die talentierte Schwarzwälderin in dieser Spielzeit schon nachweisen. „Mit meiner aktuellen Situation bin ich sehr zufrieden. Ich hatte Angst, nach der Verletzung nicht mehr mein altes Niveau zu erreichen. Das hat aber glücklicherweise geklappt. Wir wollen unbedingt den Klassenerhalt schaffen.“ Insgeheim liebäugelt Straub noch mit dem ganz großen Durchbruch im Bundesliga-Team. „Im Hinterkopf ist dieses Ziel nach wie vor präsent. Ich konzentriere mich aber voll auf meine jetzigen Aufgaben“, erzählt die Torhüterin.

Wenn Teresa Straub gerade keine Bälle aus dem Winkel fischt, arbeitet sie als Finanzassistentin in einer Bank. „Das macht mir sehr viel Spaß. Ich bin ein Teamplayer und habe gerne den Kundenkontakt“, erzählt die Wahl-Freiburgerin. Noch lieber steht sie aber im Kasten und legt eine Karriere hin, von der viele Jungs nur träumen.

Zur Person

Teresa Straub wurde am 10. August 1995 in Villingen-Schwenningen geboren. Ihre Laufbahn begann sie beim FC Pfaffenweiler. Im Jahr 2009 folgte der Wechsel in die Jugend des SC Freiburg. 2012 wurde Straub U17-Europameisterin. Insgesamt stand sie bereits sieben Mal in der 1. Bundesliga im Tor.