Herr Schlenker, was bedeutet der Abstieg der U 20 für die Schwenninger Nachwuchsabteilung?
Die Enttäuschung ist natürlich groß. Der Klassenerhalt war das Ziel und wäre auch machbar gewesen. Wir werden uns jetzt zusammensetzen und genau analysieren, woran es lag.
Können Sie bei der Analyse schon ins Detail gehen?
Noch sind die Ereignisse zu frisch und es gibt sicherlich 1000 Gründe, warum und weshalb es so gekommen ist. Einer ist sicherlich, dass wir zwischenzeitlich einen Monat keinen Spielbetrieb hatten. So etwas ist Gift im Nachwuchsbereich. Das Training verläuft nicht mehr so intensiv, weil der Wettkampf-Rhythmus fehlt. Andererseits hatten wir keine so große Spielerdecke, wie gewünscht. Das betrifft aber alle Teams. Zudem gibt es zu viele U 20-Ligen weltweit. Nicht zuletzt war bei uns das Leistungs- und Motivationsgefälle zu groß. Einige Spieler streben sehr engagiert eine Profikarriere an, andere studieren nebenbei und betreiben den Sport eher hobbymäßig, weil sie beruflich andere Prioritäten setzen.
Welche Auswirkungen hat der Abstieg der U 20 auf die nachfolgenden Jahrgänge wie die U 17?
Ich sehe da keine großen Nachwirkungen. Wir haben mit der U 17-Mannschaft ein hervorragendes Jahr gespielt. Mit dem erreichten Mittelfeldplatz sind wir absolut im Soll.
Könnte der Abstieg die Spielerfluktuation beschleunigen, weil einigen nachrückenden Spielern die ganz große Herausforderung fehlt?
Das kann ich mir nicht vorstellen.
Aus der aktuellen U 20 hat Boaz Bassen im Oktober einen Profivertrag bei den Wild Wings erhalten. Sehen Sie weitere Spieler, die sich angeboten haben?
Grundsätzlich hofft man, dass aus jedem Nachwuchsjahrgang ein, zwei Spieler den Sprung schaffen. Wir müssen jedoch auch bedenken, dass uns im vergangenen Jahr Spieler wie Sofiene Bräuner, Alexander Komov, Christian Bauhof und Leon Meder verlassen haben, die jetzt in der 2. Liga oder in der Oberliga ihre Chance suchen. Da gab es sicherlich einige, die auch bei uns für die DEL interessant gewesen wären. Wie es aktuell aussieht, werden die Trainer entscheiden.
Seit dem vergangenen September leuchtet in Schwenningen der fünfte Stern, die höchste Kategorie im deutschen Nachwuchs-Eishockey. Ist der fünfte Stern nun wieder in Gefahr?
Grundsätzlich ist der fünfte Stern nicht an die höchste Liga gebunden. Dennoch wird es natürlich schwer, die Einstufung und den fünften Stern zu behalten. Das hängt auch davon ab, worauf wie jetzt den Fokus richten. Beispielsweise auch, ob wir uns jetzt verstärkt auf die U 17 konzentrieren. Wir haben die Einstufung ein Stück weit auch in der eigenen Hand.
Bei Misserfolgen und Abstiegen stellt sich zwangsläufig auch die Trainerfrage. Wird es Veränderungen geben?
Auch dafür ist es noch zu früh, um konkrete Aussagen zu machen. Natürlich würden wir sehr gern einen fünften Trainer einstellen. Das ist jedoch auch eine Frage des Budgets. Wir müssen uns in einem vorgegebenen Rahmen bewegen. Wir haben aktuell vier festangestellte Trainer und sind damit bundesweit sehr gut aufgestellt. Grundsätzlich stellt sich die Trainerfrage nicht. Das ist anders, als im klassischen Profibereich bei Erfolg oder Misserfolg. Wir müssen uns hinterfragen, was und wie wir in Zukunft mit den Jungs trainieren. Da lohnt es auch mal, sich bei anderen Klubs etwas abzuschauen. Vielleicht müssen wir etwas am Trainingskonzept verändern, vielleicht auch neue Trainingsmethoden einführen. Wir werden das alles hinterfragen.
Inwieweit hat das enttäuschende Abscheiden der Wild Wings in der DEL Auswirkungen auf die Nachwuchsarbeit?
Es ist in jeder Sportart so: Hast Du Erfolg mit der ersten Mannschaft, zieht dieser vermehrt den Nachwuchs an. Da bringen Spieler zusätzlich ihre Freunde mit oder Jungs, die auf der Tribüne sitzen, wollen auch spielen. Grundsätzlich gibt es immer Interessenten an der attraktiven Sportart Eishockey.
Wie sieht es unterhalb der U 20 oder U 17 in den jüngeren Jahrgängen aus? Gibt es reichlich Nachwuchs oder haben Sie diesbezüglich eher Bauchschmerzen?
Es ist in allen Klubs das Ziel, alle Jahrgänge ausreichend mit Spielern zu bestücken. Es gelingt nicht immer, aber da sind wir in Schwenningen kein Einzelfall. Sehr gut läuft unsere Laufschule der ganz jungen Spieler. Da liegen wir aktuell bei 60 bis 70 Kindern und somit 30 bis 40 Prozent über dem Schnitt des vergangenen Jahres. Sorgen bereiten mir die Jahrgänge 2005 bis 2007. Da hinken die Zahlen deutlich unseren Erwartungen hinterher. Grundsätzlich sehe ich uns in Schwenningen im Nachwuchsbereich gut aufgestellt. Wir haben für den Nachwuchs ein Budget von 500.000 bis 600.000 Euro. Das werden wir auch in Zukunft sehr verantwortungsvoll einsetzen, um den größtmöglichen Erfolg zu haben.
Fragen: Dietmar ZschäbitzÜberschrift Info
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