
Friedrichshafen - Thomas Brandt, Geschäftsführer von Zeppelin-Luftschifftechnik und Deutscher Zeppelin-Reederei, blickt zuversichtlich in die Zukunft: "Es gibt mehr Bedarf für den Zeppelin als wir bedienen können." Die Luftschiffhülle als Werbefläche ist für nächstes Jahr schon so gut wie ausverkauft. Daneben gewinnt der Zeppelin an Bedeutung für Spezialflüge. Deshalb ist jetzt der vierte Zeppelin NT im Bau. In der Saison 2008 soll er bei der Deutschen Zeppelin-Reederei fliegen - oder gleich verkauft werden.
Dass der Zeppelin Teil des Kunstprojekts "Ein Traum vom irdischen Paradies" wird, das der Künstler Stefan Szczesny auf der Insel Mainau verwirklicht, dürfte optisch der spektakulärste Einsatz im nächsten Jahr werden. Die Luftschiffhülle wird mit zwei Frauenakten nach Szczesnys Vorgaben beklebt. Derart verziert fliegt er von April bis August - nicht nur überm Bodensee. Ein weiteres Kunstprojekt ist für den Herbst 2007 geplant.
Wissenschaftlich-technisch dürften dagegen zwei Flugwochen im Sommer nächsten Jahres besonders herausragend sein: Der Zeppelin NT betätigt sich als Klimaforscher im Auftrag des Instituts für Chemie und Dynamik der Geosphäre des Forschungszentrums Jülich. In 200 bis 1000 Metern über dem Rheingraben, dem Schwarzwald und der Schwäbischen Alb, in der untersten Schicht der Atmosphäre, soll er Spurengasen und Hydroxylradikalen, die Spurengase abbauen, auf die Spur kommen. "Der Zeppelin NT bietet sich dafür an, weil er in geringer Höhe und langsam fliegen, auf der Stelle stehen, sich drehen, senkrecht steigen und sinken, mitdriften und Gaswolken verfolgen kann.
Dazu kommt, dass er die Luft nicht so stark verwirbelt wie ein Hubschrauber, viel leiser ist und nicht vibriert", erklärt Robert Gritzbach, Leiter der Entwicklungsabteilung bei ZLT. Das Luftschiff wird dazu umgebaut: Auf dem Zeppelin wird eine "Top-Plattform" installiert, die 600 Kilogramm schwere Messeinrichtungen aufnehmen soll. Dafür muss die Tragstruktur umgebaut werden. Das ganze Projekt kostet rund eine Million Euro, wovon das Bundesforschungsministerium 650000 Euro übernimmt. Weiteres technisches Gerät wird in die Gondel eingebaut. Damit das alles betrieben werden kann, muss der Heckmotor einen zusätzlichen Generator antreiben. Ein Geschäft sei das am Ende wohl nicht, räumt Brandt ein. Aber der Zeppelin werde so als Plattform für wissenschaftliche Sondereinsätze bekannter. Das Forschungszentrum Jülich hat sich jedenfalls schon einmal weitere Flugtermine bis zum Jahr 2013 reserviert.
Mit Sondereinsätzen machte die Deutsche Zeppelin-Reederei, die zwei Luftschiffe betreibt, etwa ein Drittel ihres Umsatzes in Höhe von rund 6,5 Millionen Euro in diesem Jahr. Dazu gehört auch die Diamantensuche mit dem ersten Zeppelin im südlichen Afrika. Der Diamantenkonzern De Beers scheint an eine längere Zusammenarbeit mit den Häfler Zeppelinern zu denken. Denn er baut jetzt einen großen Hangar für das Luftschiff.