Ist der Ruf erst ruiniert, spielt es sich ganz ungeniert… Dieses Motto scheinen sich die Profivolleyballer des VfB Friedrichshafen in dieser Saison aufs pinke Trikot geschrieben zu haben. Lieber ein zweifelhaftes Image als gar keine Aufmerksamkeit, dachten sich wohl die beratenden PR-Strategen des Rekordmeisters und Double-Gewinners der Saison 2014/15, die ja extra aus Österreich eingeflogen wurden. Die fanden es offensichtlich originell und wirkungsvoll, dass sich der VfB diesmal nicht in diesem langweiligen, traditionellen, dem Hauptsponsor angepassten Outfit in Blau-Weiß, sondern mit grellbuntem Firlefanz in die Mitte der ZF-Arena stellen und so um Zuschauer buhlen. Hat aber nicht geklappt!
Über pinkfarbene Trikots im Profisport haben wir uns an dieser Stelle schon einmal ausgelassen. Auf die Idee kommt so schnell kein Management. Zwischenzeitlich haben Kollegen sogar einen Wissenschaftler befragt, ob der Zweck – mehr Aufmerksamkeit – solche Mittel heiligt. Fazit: Wenn das Ganze erfolgreich ist – ja. Ansonsten: na ja… Leider läuft es sportlich nur „na ja“: Pokal-Aus gegen den Aufsteiger, Ende Gelände in der Champions League. Na ja, jetzt kann sich die Mannschaft wenigstens voll auf die Bundesliga und den nächsten Meistertitel konzentrieren. Da läuft es auch nicht so rund. Wenn da nur nicht diese pinken Trikots wären…
Deshalb hat der VfB vor Wochenfrist dem grellen Spuk selbst eine Ende bereitet – wenn auch nicht ganz „Regelkonform“. „Mach pink zu blau“ bettelten die Profis in Werbespots, die sogar im Kino liefen. Mit dieser Mitleidsnummer sollten die Ränge der ZF-Arena, die nach VfB-Angaben 3804 Zuschauer fasst, schnellstens bis zum letzten Platz gefüllt werden. Nur dann, teilte der Verein noch vor vier Wochen mit, bekämen die Profis ihre blauen Trikots zurück. Doch selbst das spannendste Spiel der Saison gegen den härtesten Ligakonkurrenten Berlin, bei dem die pinken Adler übrigens abstürzten, wollten nur 2700 Zuschauer sehen. Damit war klar, dass die nächste Chance auf volle Ränge erst in den Play-offs besteht. Folgerichtig wusste Jeder: Die müssen jetzt eine ganze Saison lang jede Bundesliga-Heimpartie in Pink spielen!
Und wie löst man beim VfB das Pink-Problem? Mit einem Finale, das so peinlich ist wie die ganze Aktion von Anfang an war. Vor einer Woche wurde die Partie gegen Lüneburg kurzerhand für „ausverkauft“ erklärt. Zwar waren die Ränge mit 3300 Zuschauern, darunter wieder viele Gratisbesucher aus Häfler Schulen, alles andere als voll. Aber das eine muss das andere nicht unbedingt voraussetzen – zumindest nach VfB-Arithmetik nicht. Da braucht es nur einen Sponsor, der 500 Tickets gekauft haben soll, und die Halle ist ausverkauft. Nur eben nicht voll. Der Geldgeber hatte offensichtlich keinen Spaß mehr mit den pinken Trikots. Das war ja auch nicht mehr mit anzusehen!