
Ein sonniger Wintertag in Bodman am Bodensee, oben am "Lenk-Buckel", wo der Bildhauer mit Frau und Hund, umgeben von seinen Kunstwerken, lebt. Viele Originale aus Ton sind darunter, die beim Brennen rund ein Drittel schrumpfen, und Zweitgüsse für Ausstellungen. Die Figuren des Bildhauers sind schon von weitem zu sehen. Monumental wie ägyptische Götter überragen sie die Bäume, auf Säulen und Stelzen schauen sie herab auf die ländliche Idylle. Das wollen wir uns bei einem Spaziergang durch Lenks Garten mal näher anschauen...

Wer nuckelt denn da an Europas Brust? Eine gewisse Ähnlichkeit zu Christine Lagarde (rechts unten im Bild) ist nicht zu übersehen. Gierig saugt die Chefin des Internationalen Währungsfonds am Busen der gefesselten Göttin. Auf Europas mürrisch blickendem Haupt baumelt Ex-Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) – die Griechenland-Rettung lässt grüßen. Das wandfüllende Original steht übrigens in der St. Johannisstraße in Radolfzell.

Den Körper eines Gorillas hat sich Karl-Theodor zu Guttenberg, ehemaliges CSU-Wunderkind, geborgt. Auf muskelbepackten Armen thront er auf einem Ast. Im Original auf dem Schelmenbaum in Emmingen-Liptingen ist ihm übrigens FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin (ebenfalls mit Affenkörper) zur Seite gestellt. Die Doktorhüte auf den Primaten verraten, wie die politische Karriere der beiden in die Brüche ging.

Um juristischen Auseinandersetzungen vorzubeugen, benennt der Bildhauer vom Bodensee seine Figuren selbst nicht. "Ich schaffe Archetypen", sagt der 71-Jährige. Und für die fraglichen Affen hätten ihm lediglich die Gorillas aus der Stuttgarter Wilhelma Modell gestanden.

Ihre nackten Hintern recken die Köche des Herrenberger Standbilds „Pendelschlag 2000 Jerg Ratgeb, Köche und ein Mops“ dem Lustwandler entgegen. Allesamt ein wenig aus dem Leim gegangen.

Angezogen, aber nicht minder despektierlich thront Ex-Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) auf einem aus dem Gras ragenden U-Boot. Oben wird salutiert, unten reckt sich etwas verdächtig in der Hose.

Äußerst freizügig geben sich direkt daneben Leda und der Schwan.

Beinahe schon züchtig kommt im Vergleich Imperia daher. Man erinnert sich, wie Konstanz 1993 unfreiwillig zu seinem Wahrzeichen an der Hafeneinfahrt gelangt ist. Wie so oft war die Ablehnung von offizieller Seite zu Anfang groß, aufgestellt wurde sie in einer Nacht-und-Nebel-Aktion. Aber als dann die sich drehende Kurtisane zum beliebten Fotomotiv avancierte, mochte man sich doch nicht mehr von ihr trennen. So geht es meist mit Lenks Kunstwerken: Wenn sie erst mal stehen (oder hängen), werden sie zu Publikumsmagneten. Provokation als Teil des Stadtbilds.
Weniger monumental, fast schon zierlich steht Imperias Abbild neben einem Schuppen, umgeben von Gartengerät.

Peter Lenks Spezialität ist es, die Großen und Mächtigen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aufs Korn zu nehmen. Nicht alle entblättert er zu diesem Zweck. Der folgende stramme preußische Soldat zum Beispiel ist in voller Montur. Der damalige Landesvater Erwin Teufel (CDU) dürfte trotzdem wenig begeistert gewesen sein, seinen Kopf auf dem reaktionären Gesellen im Schopfheimer Revolutionsdenkmal in Schopfheim wiederzufinden. Hier in Lenks Garten kämpft der Soldat allerdings ganz allein gegen die Wintersonne an.

Das sieht fast genauso beschwerlich aus, wie jener Reiter, der sich da auf seinem alten Gaul müht: Es ist der Schriftsteller Martin Walser, dem der Bildhauer in dessen Wahlheimat Überlingen ein Denkmal setzte. Sehr zu dessen Missfallen, wie überliefert ist. Auch in Lenks Garten scheint sich Dichterfürst nicht recht wohlzufühlen.

Besichtigen kann man Lenks Werke neben ihren Standplätzen vor allem rund um den Bodensee, in seiner kleinen Galerie in Bodman, aber auch bei Führungen durch den Garten (pro Person 10 Euro, Dauer anderthalb Stunden). Der Erlös geht an eine Sozialklinik in Athen, der Rest in den Erhalt des Gartens und der Skulpturen.