Kaum fielen im Herbst die Kastanien von den Bäumen und mischten sich mit den gelben Blättern, hieß es in der Grundschule oft: Sammeln, mitbringen – und dann wurden Kastanienmännchen gebastelt. Man kann mit den braunen Kugeln aber auch Sinnvolleres anstellen:

Wir machen uns ein Wärmekissen

Je nach Größe braucht man für ein Kastanienkissen etwa drei Kilo Kastanien. Beschädigte und unreife Früchte werden aussortiert, alle anderen Kastanien einige Tage gut ausgebreitet getrocknet, damit sie später nicht schimmeln. Nun werden sie in einen fertigen oder selbst genähten Kissenbezug gefüllt oder auch in ein altes Kuscheltier, dem man zuvor die Füllung entnommen hat.

Zum Aufwärmen wird das Kissen bei niedriger Temperatur in den Backofen gelegt, auf einen Heizkörper oder einen Kaminofen. Kastanienkissen eignen sich auch zum Massieren.

Wir lehren Schädlinge das Fürchten

Gerade mit Trauben oder reifen Birnen im Herbst können Fruchtfliegen in der Küche ganz schön lästig werden. Ein paar frische Kastanien in der Obstschale sollen die Tiere vertreiben, weil diese den Geruch der Kastanien nicht mögen. Im Kleiderschrank verteilt sollen Kastanien gegen Kleidermotten helfen. Auch gegen Blattläuse lassen sich Kastanien einsetzen.

Die in den Kastanien enthaltenen seifenähnlichen Stoffe, lösen dem Naturschutzbund Nabu zufolge die Klebstoffe der Blattläuse auf, wenn man sie mit einem Kastaniensud besprüht. Hierzu werden 30 Kastanien halbiert und mit zwei Litern Wasser kurz aufgekocht und danach eine halbe Stunde geköchelt. Der abgekühlte Sud wird durch ein Sieb gegossen und in eine Sprühflasche gefüllt.

Wir machen unsere eigene Seife

In Kastanien sind so genannte Saponine enthalten. Diese Bitterstoffe haben seifenartige Eigenschaften und schäumen im Wasser. Hierfür werden die braune Hüllen von etwa acht Kastanien aufgeknackt (etwa mit einem Nussknacker) und das weiße Innenleben heraus gepult und klein gehackt. Diese Stückchen werden in Marmeladengläser gefüllt, mit Wasser aufgegossen und verschlossen über Nacht stehen gelassen.

Die Lauge ist gut, wenn sich die Flüssigkeit milchig-gelblich verfärbt hat und sich an der Oberfläche Schaum bildet, wenn man das Glas schüttelt. Nun wird der Sud durch ein feines Sieb oder ein Küchentuch gefiltert. Fertig ist die Seife, die man zum Händewaschen in einen Seifenspender füllen kann. Sie eignet sich auch zum Waschen von leicht verschmutzter Wäsche.

Was man über Kastanien wissen sollte

Wir stellen Putz- und Spülmittel her

Die seifenartigen Eigenschaften der Kastanien kann man sich auch beim Putzen zu Nutze machen. Hierzu etwa zehn Kastanien zerkleinern (Hammer, Mixer, scharfes Messer), in ein Gefäß geben und mit zwei Liter kochendem Wasser übergießen. Danach das Ganze mindestens zwölf Stunden lang stehen lassen und immer wieder umrühren. Jetzt wird der Sud durch ein Sieb abgegossen, die Flüssigkeit kann zum Putzen oder Geschirrspülen verwendet werden.

Frische Kastanien zu einem Sud verarbeitet, ergeben natürliches Waschmittel.
Frische Kastanien zu einem Sud verarbeitet, ergeben natürliches Waschmittel. | Bild: Simone A. Mayer

Wir kochen einen eigenen Badezusatz

Kastanien im Badewasser sollen die Durchblutung anregen und Rheuma sowie Gicht vorbeugen. Für den Badezusatz werden etwa 30 Kastanien gründlich gewaschen, klein geschnitten und über Nacht in Wasser eingeweicht. Dann alles aufkochen, etwa eine halbe Stunde köcheln lassen, den Sud durch ein Sieb abgießen und ins Badewasser geben.

Lust auf ein Kastanien-Shampoo?

Wer seine Haare mit Kastanienshampoo waschen möchte, geht wie folgt vor: 20 Kastanien werden gewaschen, geviertelt und in einen Topf gegeben. Wer mag, kann noch Orangenschale oder Rosmarin für etwas Duft zugeben. Mit 700 Millilitern Wasser auffüllen, kurz aufkochen und 30 Minuten köcheln lassen.

Auch ein festes Shampoo kann aus Kastanien gemacht werden.
Auch ein festes Shampoo kann aus Kastanien gemacht werden. | Bild: dpa

Den Sud durch ein Sieb oder ein Tuch abgießen, einen klein geschnittenen Apfel mit Kerngehäuse in den Sud geben und erneut köcheln lassen – hierdurch wird der Sud verdickt. Nicht wundern: dieses Shampoo schäumt weniger als herkömmliches aus dem Drogeriemarkt.

Wir lassen die Kastanien fliegen

Schnell gebasteltes Kinderspielzeug, das für jede Menge Spaß sorgt: Ein kleines Loch in eine frische Kastanie bohren. Buntes Krepp-Papier in dünne Streifen schneiden und mit dem Bohrer, einem Schraubenzieher oder einem Stift in das Loch drücken. Alternativ gehen auch Streifen aus Stoffresten. Dann in die Luft werfen und fliegen lassen.

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Wir verdienen uns etwas Geld

Früher haben viele Kinder im Herbst Kastanien und Eicheln gesammelt, um sie beim Förster gegen etwas Geld als Futter für die Wildtiere abzuliefern. „Inzwischen sind solche Fütterungen verboten“, sagt Kurt Kirchmann, Kreisjägermeister bei den Badischen Jägern im Kreisverein Konstanz.

Nur in Notzeiten, wenn die Wildtiere wegen Schnee und Eis keine Nahrung mehr finden, gebe es noch Notzeitfütterungen. Das komme in den milden Wintern kaum noch vor.

In anderen Region sieht das jedoch anders aus: „Wir brauchen dringend Futter, da es aufgrund der Trockenheit insgesamt zu wenig davon für die Tiere gab“, weiß Roland Brauner, stellvertretender Forstamtsleiter in Villingen-Schwenningen zu berichten. Mitarbeiter des Forstamtes nehmen am 10., 17. und 24. Oktober, jeweils von 14 bis 16 Uhr Kastanien und Eicheln in der Waldstraße 10 in Villingen an. Pro Kilo werden 20 Cent bezahlt.

Kirchmann empfiehlt zudem, den Besitzer von privaten Damhirschgehegen zu fragen, ob Bedarf an Kastanienfutter besteht. Der Wild- und Freizeitpark Allensbach nimmt etwa keine Kastanienspenden mehr an, auch „weil zu viel Müll in den Sammelcontainern gelandet ist“, so der Park.

Und unabgesprochen im Wald Kastanien für Wildtiere auslegen? Kirchmann: „Das wird dann uns Jägern angelastet und wir bekommen im Zweifel ein Bußgeld dafür.“