Christian Sartorius

Winterzeit ist Erkältungszeit. So wie jetzt vermehrt ansteckende Viren unterwegs sind, grassieren auch wieder jede Menge Irrtümer über Entstehung und Behandlung der einschlägigen Erkrankungen. Wir stellen acht typische Beispiele vor:

  • Eine Erkältung bekommt man durch Kälte: In dem Wort „Erkältung“ steckt die „Kälte“ drin, da ist es doch logisch, dass man sich eine Erkältung durch Kälte zuzieht. Falsch. Eine Erkältung bekommt man nicht durch kalte Zugluft, nasse Haare oder Eisfüße, und schon gar nicht einfach nur so, weil man sich im Kalten aufhält. Eine Erkältung ist eine Virusinfektion (meist sind dabei Rhinoviren im Spiel). Also: Keine Viren, keine Erkältung. Das Kältegefühl, das sich manchmal bei einer Erkältung einstellt, ist eine Folge der Krankheit und nicht deren Auslöser. Oft merkt man gar nicht, dass man sich schon angesteckt hat. Denn bis zum Auftreten erster Symptome vergehen zwei bis fünf Tage. Aber wie entsteht dann eine Erkältung? Antwort: In einem der Kälte ausgesetzten und damit leicht unterkühlten Körper werden die Schleimhäute weniger durchblutet. Damit ist der äußere Schutzwall unseres Abwehrsystems für die Virus-Erreger durchlässig. Eine Erkältung ist meist ungefährlich. Jeder Erwachsene erkrankt durchschnittlich zweimal im Jahr und jedes Kind im Vorschulalter mindestens sechsmal jährlich daran.
  • Aus einem grippalen Infekt kann schnell eine Grippe werden: Mit einer echten Grippe ist nicht zu spaßen, schon gar nicht, wenn man schon etwas älter ist oder noch ein kleines Kind. Da ist die Angst groß, dass sich eine Erkältung zu einer schweren Grippe auswächst. Das ist allerdings nicht möglich. Grund: Beide Erkrankungen werden durch unterschiedliche Viren verursacht. Für eine Grippe sind Influenza-Viren verantwortlich. Gegen sie kann eine Impfung schützen. Gegen eine Erkältung indes gibt es keinen Impfschutz. Im Grund führt uns wieder einmal die Sprache aufs Glatteis: Eine Erkältung wird auch gerne mal als „grippaler Infekt“ bezeichnet. Mit einer Influenza hat das nichts zu tun.
  • Bei Erkältung helfen Antibiotika: Diese helfen bei Infektionen, die durch Bakterien verursacht werden. Eine Erkältung wird aber durch Viren ausgelöst. Antibiotika können da also keine Hilfe sein. Wer Pech hat, der fängt sich zusätzlich zu den Erkältungsviren noch andere Krankheitserreger wie Bakterien ein. Mediziner sprechen dann von einer Sekundärinfektion. In diesem Fall können Antibiotika angebracht sein, um die Bakterien der Sekundärinfektion in Schach zu halten. Das sollte aber nur der Arzt entscheiden. Für die Erkältung selbst heißt es leider: Augen zu und durch. Die Erkrankung muss durchgestanden werden. Immerhin lassen sich durch rezeptfreie Mittel aus der Apotheke die Symptome mildern. In der Regel ist eine Erkältung nach spätestens 9 bis 14 Tagen ausgestanden.
  • An benutzten Taschentüchern kann man sich immer von Neuem anstecken: Eine Erkältung hat ein Gutes: Ist sie ausgestanden, dann ist der Körper erst einmal gegen einen erneuten Angriff der gleichen Virenart gefeit. Daher kann man sich nicht wieder an seinen benutzten Taschentüchern anstecken. Dennoch sind diese Taschentücher noch infektiös und somit eine Gefahr für andere Familienmitglieder und Mitmenschen. Deshalb sollten benutzte Taschentücher nicht offen herumliegen, sondern in einen Mülleimer mit Deckel entsorgt werden – am besten noch draußen vor der Tür. Übrigens: Hat die ganze Familie mit verstopften Nasen zu kämpfen, gilt: Jeder benutzt sein eigenes Nasenspray. Generell sollte das Spray maximal eine Woche lang zum Einsatz kommen. Sonst kann ein Gewöhnungseffekt eintreten. Die Nase schwillt dann zu, obwohl sie gar nicht mehr verstopft ist.
  • Beim Niesen und Husten die Hand vor den Mund halten: Viele Menschen nehmen die Hand vor den Mund, wenn sie niesen oder husten müssen. Es gibt aber effektivere Möglichkeiten, unsere Mitmenschen nicht anzustecken. Erkältungsviren können nämlich mit sehr hoher Geschwindigkeit in eine Entfernung von bis zu drei Metern ausgehustet oder ausgeniest werden, und viele von ihnen finden so auch den Weg durch die Finger der vorgehaltenen Hand. Besser ist es also, sagen Mediziner, sich zuerst abzuwenden, und dann in die Armbeuge zu husten bzw. zu niesen, sofern kein Taschentuch zur Hand ist. Da der Kopf dabei auch nach unten gerichtet ist, ist das die sozialste Art zu husten oder zu niesen.
  • Das Händewaschen wird überbewertet: Das Gegenteil ist der Fall. Experten sind der Ansicht, dass wir uns die Hände nicht oft genug waschen und auch nicht lange genug. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, die Hände mindestens 20 bis 30 Sekunden gründlich mit Seife zu waschen und mit einem sauberen Tuch abzutrocknen. Vor allem nach dem Toilettengang, nach dem Naseputzen, allgemein nach dem Nachhausekommen, und immer vor dem Anfassen von Speisen sollte das Händewaschen zur Gewohnheit werden. Viele potenzielle Ansteckungsmöglichkeiten werden oft unterschätzt oder vergessen: Türklinken, benutzte Handtücher, Spielsachen, PC-Tastaturen, Lichtschalter, TV-Fernbedienungen, Geld, Handläufe von Treppen, Haarbürsten und Autoschlüssel.
    Händewaschen mit Seife beugt Infektionen vor.
    Händewaschen mit Seife beugt Infektionen vor. | Bild: Oksana Kuzmina, stock.adobe.com
  • Fenster und Türen geschlossen halten: In der kalten Jahreszeit wird oft weniger gelüftet, um keine Zimmerwärme an die Außenluft zu verlieren. Manch einer hofft auch, dass so die Krankheitserreger draußen bleiben. Wenn aber erkältete Mitmenschen immer neue Viren mit ins Haus bringen, so können sich diese in der Raumluft ansammeln. Sich einzuigeln, ist also keine gute Idee. Ganz im Gegenteil: Lüften reduziert die Konzentration der Krankheitserreger in der Luft. Drei bis vier Mal am Tag für etwa zehn Minuten zu lüften, hilft schon, die Ansteckungsgefahr deutlich zu reduzieren. Achtung! Stoßlüften (also Fenster weit auf) und nicht die Fenster nur kippen.
    Nicht nur kippen, sondern Fenster ganz auf zum Stoßlüften: Nur in muffiger Luft fühlen sich Viren und Bakterien wohl.
    Nicht nur kippen, sondern Fenster ganz auf zum Stoßlüften: Nur in muffiger Luft fühlen sich Viren und Bakterien wohl. | Bild: Ruslan Solntsev – stock.adobe.com
  • Das Internet weiß mehr als der Hausarzt: Wer sich krank fühlt, schaut heute oft erst ins Internet. Aber einen Arztbesuch ersetzt das auf keinen Fall. Schon gar nicht sollte man sich zu dubiosen Selbstdiagnosen hinreißen lassen. Das Netz wimmelt nur so von selbsternannten Experten, die einfach nur ihre Produkte bewerben und verkaufen wollen. Ein Laie ist da schnell überfordert, wenn es darum geht, seriöse Informationen von Scharlatanerie, Fake News, Betrug und Werbung abzugrenzen. Darum gilt auch in Zeiten des Internets: Ein Arztbesuch ist durch nichts zu ersetzen.

 

Was tun bei Fieber?

Wenn der Körper Erkältungsviren bekämpft, setzt er als Folge der Infektion Botenstoffe frei, die zu einer Erhöhung der Körpertemperatur führen. Mit fiebersenkenden Mittel geht eine erhöhte Körpertemperatur schnell wieder herunter. Sinnvoll und notwendig ist das aber nicht immer Fieber zwingt den Erkrankten ins Bett – und das zu Recht. Denn wer sich mit einem Infekt übernimmt und das Fieber ignoriert, riskiert eine Herzmuskelentzündung. Steigt das Fieber auf 40 Grad, bleibt es mehr als drei Tage oder kommt ein starkes Krankheitsgefühl hinzu, sollte der Betroffene schnell zum Arzt gehen. Bei chronisch Kranken kann hohes Fieber den Kreislauf belasten. Eventuell ist es bei ihnen sinnvoll, Fieber schon ab 38,5 Grad zu senken. Das gilt auch für Kinder, die zu Fieberkrämpfen neigen. (dpa)