Musik, Filme, Fotos, Texte: Alles ist längst digitalisiert. Das gilt auch für die TV-Signale: Das herkömmliche analoge Fernsehen ist in Deutschland 2009 offiziell abgeschafft worden. Via Satelltit und Terrestrik werden schon längst nur noch digitale Signale verbreitet. Auch das sogenannte TV-Kabel ist komplett auf Digitalempfang umgerüstet. Weil aber viele Haushalte noch nicht mit entsprechenden Geräten ausgestattet sind, stellen die Kabelnetzbetreiber auch weiterhin ein analoges Signal zur Verfügung. Im Grunde ist das absurd: Das digitale Zeitalter endet an der Steckdose in der Wand. Tatsächlich ist die Zahl der Analoghaushalte jedoch immer noch überraschend hoch. Laut einer Schätzung von Unitymedia, dem führenden Kabelnetzbetreiber für Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen, liegt sie bei rund 15 Prozent der eigenen Kunden.
Diese Menschen werden im Sommer nächsten Jahres eine unangenehme Erfahrung machen, wenn sie nicht rechtzeitig entsprechende Vorkehrungen treffen: Ab dem 1. Juli 2017 wird das analoge Signal auch in den Kabelhaushalten endgültig abgeschaltet. Wer bis dahin keinen digitalen Empfänger besitzt, wird auf seinem Bildschirm nur noch Schneegestöber sehen.
Die Umstellung ist unter anderem deshalb nötig, weil analoge Programme im TV-Kabel ungleich mehr Platz beanspruchen als die digital komprimierten Signale. Deshalb begrüßen die Chefs der zuständigen Landesmedienanstalten den Schritt auch ausdrücklich: „Durch die Abschaltung der analogen Kanäle wird mehr Platz für digitale Angebote geschaffen, gerade zur Stärkung des regionalen Programmangebots“, kommentiert Thomas Langheinrich, Präsident der Stuttgarter Landesanstalt für Kommunikation, die Abschaltung. Er geht davon aus, dass sich auf diese Weise „auch die Vielfalt der HD-Sender im Kabel erhöht.“
Vermutlich sind nicht wenige der Analog-Haushalte schon längst für den digitalen Empfang gerüstet, ihre Bewohner wissen es nur noch nicht: Alle Fernsehapparate, die nicht älter als fünf Jahre sind, verfügen über einen eingebauten Digital-Receiver. Da die Geräte beide Signale empfangen, stellen sie auch beide Alternativen zur Verfügung. Womöglich müssen also nur die Plätze auf der Fernbedienung neu zugeordnet werden, um auch nach Juli 2017 wie gewohnt fernsehen zu können. Der einfachste Weg, um herauszufinden, ob man noch analog oder schon digital empfängt, ist ein Blick auf die Senderliste: Im analogen Kabelbereich gibt es nur 25 Programme, digital kann man rund hundert empfangen.
Wer es sich leisten kann, sollte allerdings die Anschaffung eines neuen Fernsehers in Erwägung ziehen und komplett umsteigen: nicht nur auf Digitalempfang, sondern gleich ins hochauflösende Fernsehen (HDTV). Der Effekt ist ohne Übertreibung ähnlich verblüffend wie vor Jahrzehnten beim Wechsel von Schwarzweiß zu Farbe: Kristallklare Bilder, die winzigste Details erkennbar machen, sorgen für ein völlig neues Seh-Erlebnis.
Für die meisten Zuschauer ist das allerdings längst ein alter Hut, manche sind mit Ultra-HD sogar schon einen Schritt weiter. Mit alten Röhrenfernsehern ist zwar der Umstieg auf digitales Fernsehen möglich, nicht jedoch auf HD. Da Unitymedia natürlich nicht weiß, welcher Kunde sein Programm noch analog empfängt, kann der Kabelnetzbetreiber diese Menschen nicht gezielt ansprechen. In Mietshäusern läuft die Kommunikation ohnehin meist über den Hausbesitzer oder die Hausverwaltung. Im Zweifelsfall sollten aber auch die Angehörigen die Information übernehmen und erst mal überprüfen, ob die Anschaffung eines Receivers überhaupt nötig ist.