Jeder kennt sie und fast jeder nutzt sie: Emojis. Kaum ein modernes Kommunikationswerkzeug kommt noch ohne die digitale Versionen von Handlungen und Mimik zurecht. Aber was macht die Faszination der kleinen Symbole aus? Medienpsychologin Sabrina Eimler meint dazu: „Emojis sind mittlerweile ein ganz essenzieller Teil unserer Kommunikation geworden.“ Denn diese wird dadurch deutlich vereinfacht. Und bunter. Statt einer ausführlichen Beschreibung, wie eine Aussage gemeint ist oder der Verschriftlichung einer Gemütslage sind die Emojis in der Lage, große Konzepte auszudrücken. „Wir können dafür sorgen, dass die Kommunikation weniger missverständlich ist“, so Eimler.
Insgesamt 128.172 Emojis gibt es mittlerweile. Ob es ein Symbol in den Katalog schafft, entscheidet das Unicode-Konsortium in Kalifornien. Hier werden die digitalen Codes für Schriftzeichen festgelegt und somit auch bestimmt, welche Emojis in unterschiedlichen Varianten benutzt werden können. Für manchen war der Untergang des Abendlandes eingeläutet, als die Oxford-Wörterbücher das Emoji „Gesicht mit Tränen der Freude“ zum „Wort des Jahres 2015“ machten. Auf Instagram fand sich vergangenes Jahr in fast der Hälfte aller Texte ein Emoji, bei Facebooks Messenger in jeder zehnten mobil gesendeten Nachricht.
Doch die vielen unterschiedlichen Emojis sorgen auch für Verwirrung. Denn oft ist nicht sicher: Ist das nun ein breit grinsendes, zufriedenes Gesicht – oder eine zähnefletschende Grimasse? Das Emoji mit der Bezeichnung „grinsendes Gesicht mit lächelnden Augen“ verwirrt viele Nutzer, denn auf iPhones sieht es ganz anders aus als auf vielen anderen Smartphones – dabei soll es doch eigentlich das Gleiche sein.
Das Problem dabei: Die Erwartung in der Kommunikation sei, dass eine Botschaft so ankomme, wie man sie verschicke, erklärt Eimler. Wenn die Symbole dann unterschiedlich aussehen, führt das zu Missverständnissen. Denn die Rolle der Symbole sei nicht zu vernachlässigen. „Man achtet sehr stark auf nonverbale Kommunikation – und am Bildschirm fallen Emojis darunter“, erklärt Eimler. Und Missverständnisse gibt es offenbar häufig. Forscher der Universität von Minnesota ließen kürzlich 300 Probanden eine Reihe von beliebten, menschlichen Emojis interpretieren. Die Uneinigkeit war groß, und zwar auch dann, wenn es um ein und dasselbe Emoji einer bestimmten Plattform ging. Welche Stimmung es ausdrücken soll, war oft unklar. Größer noch war das Verwirrungs-Potenzial, wenn dann die verschiedenen Darstellungen dazukamen. „Ich habe die neue iOs-Plattform heruntergeladen und ein paar nette Gesichter verschickt, und auf dem Handy meiner Frau kamen sie als Außerirdische an“, kommentierte ein Versuchsteilnehmer. „Die Jüngeren sind da eher sensibilisiert“, sagt Eimler. „Wenn da etwas irgendwie nicht passt, fragt man eher mal nach.“
Die Empfehlung der US-amerikanischen Forscher lautete damals: Sie hoffen, dass die Emojis noch weiter vereinheitlicht werden. Das Unicode-Konsortium sorgt zwar tatsächlich dafür, dass sich Computer gegenseitig verstehen und erstellt Richtlinien für den Text in jeder modernen Software. Doch die Regelungen für Emojis sind grob. Das bedeutet wie „auf dem Boden rollend vor Lachen“ in einem Programm von Samsung oder Facebook tatsächlich aussieht, entscheiden die Firmen selbst. Das Konsortium liefert nur die Beschreibungen und ein Beispiel für das Aussehen. So kommen die verschiedenen Stile zustande: Apples Design ist glänzend und schattiert, Googles matt und mit einheitlichen Farben.
Die gute Nachricht: „Der Trend geht eindeutig zu einer größeren Ähnlichkeit der Darstellungen“, sagt Burge, der die Emoji-Interpretationen von knapp 20 Plattformen dokumentiert und dem Unicode-Konsortium angehört. Android plane etwa, seine Emojis menschlicher zu machen und damit Apple anzugleichen. Aber sind völlig einheitliche Emojis tatsächlich die Lösung? „Das würde sicherlich Missverständnisse reduzieren, aber ich bin mir nicht sicher, ob es einen klaren, technischen Weg gibt, das zu erreichen“, sagt Burge.
Facebook nimmt die Probleme selbst in die Hand. Im Messenger sehen Emojis nun auf allen Plattformen gleich aus, egal ob auf Android-Smartphone, iPhone oder im Browser. Allerdings schafft ein einheitlicher Look nicht automatisch Verwirrung ab – dazu kommunizierten Menschen zu unterschiedlich, sagt Medienpsychologin Eimler. Wenn man eine Person nicht gut kenne, wisse man nicht, ob diese immer übermäßig fröhlich ist und deshalb ständig Tränen lachende Emojis benutzt.
Mit der Vielfalt der Emojis wachsen auch die Missverstänisse. Da liegt die Frage nahe, ob eine ständig steigende Zahl an Emojis überhaupt nötig ist. Jeremy Burge, Betreiber des Online-Nachschlagewerks Emojipedia ist sich sicher, dass es so ist. Der Grund: „Es kann enttäuschend sein, wenn es etwas, das dir etwas bedeutet, wie eine Sportart, ein Gericht, oder einen Beruf, nicht als Emoji gibt“, sagt er. Seit wenigen Wochen gibt es übrigens Neue. Unter anderem dabei: niesendes Gesicht, Selfie-Pose, Adler, Radschlag.
Schon gewusst, dass
...theoretisch jeder die Möglichkeit hat, sein Wunsch-Emoji zu bekommen? Wie das geht? Man muss das Unicode-Konsortium mit Sitz im US-Bundesstaat Kalifornien von der Notwendigkeit überzeugen. Über die Unicode-Emoji-Website (www.unicode.org) können eigene Vorschläge für Emojis eingereicht werden. Wichtig hierbei ist vor allem die Begründung. Wenn das Konsortium überzeugt und am besten noch der grafische Vorschlag eindeutig ist, gibt es tatsächlich realistische Chancen, dass bei einem der nächsten Unicode-Updates der eigene Vorschlag dabei ist. Allerdings muss man sich gedulden, denn: Bis ein Vorschlag auch umgesetzt wird, können Monate oder auch Jahre vergehen. Eben so lange, bis sich das Konsortium auf ein passendes Symbol geeinigt hat. (dpa)