Rund 26 Millionen Deutsche haben im vorigen Jahr die eingebaute Kamera ihres Smartphones genutzt, um Fotos zu machen – so viele wie nie zuvor. Die Ergebnisse sind in sozialen Netzwerken millionenfach zu sehen. Doch vielen Hobby-Fotografen reicht die Qualität nicht aus. Immerhin sechs Millionen Deutsche greifen zu einer digitalen Spiegelreflex-Kamera, um Familienfeiern, Naturerlebnisse oder den Urlaub festzuhalten. Wo aber liegen die Vorteile des einen und des anderen Systems? Und welche Alternativen gibt es?
Smartphone vs. Spiegelreflex
Wenn es um die Auflösung geht, dann können die kleinen Smartphone-Kameras längst mit einem Spiegelreflex-System mithalten. So verfügt das gerade auf den Markt gekommene „Gigaset ME Pro“ über eine Auflösung von 20 Millionen Bildpunkten. Damit lassen sich entweder große Poster realisieren oder auch Bildausschnitte in guter Qualität verarbeiten. Die sind häufig auch notwendig, denn den winzig kleinen Objektiven eines Smartphones fehlt eine optische Zoom-Funktion. Wenn Sie einen Bildausschnitt wählen, ist damit im Regelfall eine Verschlechterung der Qualität verbunden. Ein weiteres Manko der Smartphone-Kameras: Sie erlauben im Regelfall nur wenige Einstellungen hinsichtlich Blende oder Belichtungszeit. Stattdessen ist eine Weiterverarbeitung per Software (App) problemlos möglich. Inzwischen gibt es auch Objektiv-Aufsätze, die die Kamera um eine Zoom-Funktion erweitern oder den Tele-Bereich erweitern. Allerdings passt das nicht so wirklich zum entscheidenden Vorteil, den eine Smartphone-Kamera bietet. Sie ist heutzutage immer dabei. Aber wer möchte schon zusätzliche Erweiterungen mitschleppen?

Wer dazu bereit ist, der greift im Regelfall lieber gleich zu einer Spiegelreflex-Kamera. Vielfältige Einstellungen sind hier ebenso möglich wie eine exakte Kontrolle des Bildausschnittes. Und dank der lichtstarken und vielseitigen Objektive verwenden auch immer mehr Videofilmer eine Spiegelreflex-Kamera. Allerdings sind hochwertige Modelle teuer, schwer und vergleichsweise klobig. Doch wer schnelle Sport- oder Tiermotive einfangen oder Fotos mit individuellen Einstellungen gestalten will, liegt hier genau richtig. Einsteigermodelle gibt es inklusive einem Zoom-Objektiv ab rund 300 Euro. Deren Leistungsgrenzen erreichen Einsteiger in die Spiegelreflex-Welt nicht so schnell. Letztlich erkennen viele Fotografen, dass sich eine Spiegelreflex-Kamera und ein Smartphone häufig auch bestens ergänzen. Die große, vergleichsweise schwere Variante bietet alle Möglichkeiten moderner Fotografie – das Smartphone ist für Schnappschüsse immer dabei.


Lange Zeit waren handliche Kompaktkameras der Renner. Die meisten Deutschen nutzten sie, um zu fotografieren. Mit dem Smartphone-Boom verliert diese Geräte-Kategorie allerdings immer mehr an Bedeutung. Dabei versuchen die Hersteller, mit immer besseren Leistungen Fotografen von den Kompaktkameras zu überzeugen. Die fest eingebauten Zoom-Objektive bieten inzwischen eine immer größere Brennweite. Die Auflösung liegt im Regelfall über 16 Millionen Bildpunkten. Und doch greifen Hobby-Fotografen immer häufiger lieber zum Smartphone statt zur Kompaktkamera.
Das ist nicht weiter verwunderlich, denn die Vor- und Nachteile von Smartphones und Kompaktkameras sind weitgehend gleich. Individuelle Einstellungen von Blende und Belichtungszeit sind auch bei einer Kompaktkamera nicht möglich. Zudem: Sie müssen ein weiteres Stück Technik mit sich herumtragen. Gegenüber dem Smartphone spricht einzig das deutlich größere und leistungsstärkere Objektiv für diese Kamera-Kategorie. Typische Modelle kosten zwischen 80 und 150 Euro.
Deutlich teurer sind Systemkameras, die zwar ab 200 Euro erhältlich sind. Eine höherwertige Kamera kann aber auch 600 Euro und mehr kosten. Das Objektiv deckt entweder einen sehr großen Brennweiten-Bereich ab und ermöglicht damit sowohl Weitwinkel- als auch Tele-Aufnahmen. Damit passen Systemkameras zwar nicht mehr in die Jackentasche, ermöglichen aber auch einen sehr vielseitigen Einsatz. So ist es kein Zufall, dass diese Kamera-Typen derzeit bei Käufern besonders gefragt sind.
Bleibt der Blick auf eine Kamera-Kategorie, die sich wachsender Beliebtheit erfreut – und das, obgleich es so gut wie keine Einstell-Möglichkeiten gibt. Action-Kameras sind jedoch ausgesprochen kompakt und leicht sowie gegen Wasser und Staub geschützt. Je nach Umfang des Zubehörs kosten Action-Kameras zwischen 100 und 400 Euro.

Die digitalen Alleskönner
Für Hobby-Fotografen stellt sich irgendwann einmal die Frage, ob man mit der spiegellosen Kamera auskommt oder ob man in die Liga der Spiegelreflexkameras aufsteigen soll. So war es auch bei mir. Vor zwei Jahren habe ich mich für eine Spiegelreflexkamera im mittleren Preissegment entschieden – die sehr gute Abbildungsleistung, ein Touchscreen, Klappdisplay für eine bessere Übersicht und eine HD-Videofunktion waren ausschlaggebend für meine Wahl.
Spiegelreflexkameras haben sich in den vergangenen Jahren in digitale Alleskönner verwandelt. Einige besitzen sogar einen W-Lan-Adapter, so dass Smartphones oder Tablets mit der Kamera verbunden werden können. Das Smartphone wird zum Fernauslöser, oder man zieht die Bilder gleich auf das mobile Gerät, kann sie verwalten, bearbeiten, teilen oder weiterschicken.
Was eine Spiegelreflexkamera so interessant macht, sind allerdings die vielfältigen Einstellungsmodi: Im Automatik-Modus nimmt die Kamera dem Fotografen fast jede Entscheidung ab, wie das Bild am Ende aussehen soll – nur gezoomt wird noch manuell. Wenn einen der Ehrgeiz gepackt hat, ist das jedoch eher langweilig. Reizvoller sind die Programm-Automatiken in denen Blende und Belichtungszeit selbst eingestellt werden können – oder man übernimmt im manuellen Modus komplett die Kontrolle. Einfach mal rausgehen, fotografieren und experimentieren, welche Einstellungen einen schönen Schnappschuss liefern.
Allerdings muss es bei der Kamera nicht die teuerste Variante sein: Die gängigen Anbieter, Canon, Nikon und Sony, haben Einsteiger-Modelle schon ab 400 Euro im Sortiment. Diese sind zwar nicht die neuesten Geräte, haben aber meistens eine gute Abbildungsleistung und nette Spielereien der Spiegelreflex-Oberklasse an Bord. Bei einer Spiegelreflexkamera mit Videofunktion kann somit der Camcorder im Urlaub im Schrank bleiben.
Wenn man sich für die Spiegelreflex-Fotografie begeistern kann, ist es durchaus möglich, dass die Anschaffung von weiterem Foto-Zubehör folgt, wie beispielsweise einem besseren Objektiv. Dann kann man die Grenzen der Kamera noch weiter austesten.
Schon gewusst, dass...
...die Franzosen Nicéphore Niepce und Louis Daguerre als Entdecker der Fotografie gelten. Sie entwickelten die ersten Techniken und chemischen Verfahren, die es möglich machten, Bilder festzuhalten. Daraufhin folgten Jahrzehnte der technischen Weiterentwicklung. Mit der Einführung der ersten Kodak-Kamera im Jahr 1889 erreichte die Entwicklung einen Stand, der sich sehr lange halten konnte. Erst die Elektronik und dann die Digitalisierung haben neue fotografische Verfahren hervorgebracht. (sk)