Der Münchner Siemens-Konzern setzt seine Verkaufs-Strategie fort und trennt sich von seinem Geschäftsbereich Brief- und Paketlogistik. Einer der wichtigsten Konzern-Standorte für das Geschäft befindet sich in Konstanz am Bodensee, wo nach Angaben einer Siemens-Sprecherin „mehrere Hundert Mitarbeiter“ bislang für Siemens arbeiten. In Deutschland gebe es insgesamt vier Paket- und Logistik-Werke, dazu Standorte in den USA, sagte die Sprecherin dem SÜDKURIER.
Käufer ist die Körber-Gruppe aus Hamburg
Käufer sei die Hamburger Körber-Gruppe, teilte Siemens mit. Das Hamburger Unternehmen machte in mehreren Sparten mit gut 10.000 Mitarbeitern zuletzt knapp 1,8 Milliarden Euro Umsatz.

Mit dem Verkauf setze man „die Schärfung seines Portfolios als fokussiertes Technologieunternehmen konsequent weiter um“, hieß es von Siemens. Vorstand und Aufsichtsrat haben der Transaktion schon zugestimmt. Nach der kartellrechtlichen Prüfung durch Behörden werde die Genehmigung des Geschäfts „im Laufe dieses Kalenderjahres erwartet“, so Siemens weiter.
Siemens-Chef lobt Käufer
Siemens-Chef Roland Busch sagte, man schärfe und optimiere kontinuierlich das Portfolio, um Siemens als fokussiertes Technologieunternehmen weiter zu stärken. „Wir freuen uns sehr, dass wir für unsere Mitarbeitenden und Kunden mit Körber den idealen neuen Eigentümer für das Post- und Paketgeschäft gefunden haben.“
Der Verkauf umfasst konzernweit rund 1200 Beschäftigte. Sie fertigen beispielsweise Maschinen sowie Sortier- und Logistiksysteme für Pakete und Briefe.
Siemens-Flughafen-Logistik in Konstanz nicht vom Verkauf betroffen
Siemens hat sein Geschäft mit Brief- und Paketsortieranlagen in einer Firmentochter namens Siemens Logistics gebündelt. Dort sind in Summe rund 3000 Menschen abgestellt, 1200 davon im Bereich Brief- und Paketlogistik. Der Rest der Mitarbeiter kümmert sich um Fertigung und Vermarktung von Gepäck- und Liefersystemen für Flughäfen. Dieser Bereich sei nicht Gegenstand des geplanten Verkaufs und verbleibe bei Siemens, sagte ein Konzern-Sprecher dem SÜDKURIER. Gerüchte, wonach auch dieser Bereich demnächst verkauft werden könnte, wollte der Sprecher nicht kommentieren.
Nicht-strategische Geschäftsfelder unterm Hammer
Allerdings zählt auch der Bereich Flughafen-Logistik bei Siemens zu den nicht-strategischen Geschäftsfeldern, die intern als Portfolio-Companies bezeichnet werden. Von diesen wollen sich die Münchner perspektivisch trennen oder sie in anderen Organisationsformen aufgehen lassen.
So wurde beispielsweise am Donnerstag bekannt, dass die Münchner neben ihren Paket- und Brieflogistik-Aktivitäten ihren Anteil am Elektro-Joint-Venture mit dem Autozulieferer Valeo – Valeo Siemens eAutomotive – für 300 Millionen Euro verkaufen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr trennte man sich zudem für 1,5 Milliarden Euro vom Großgetriebespezialisten Flender. In der Vergangenheit wurde bereits das Medizintechnik- als auch das Energiegeschäft an die Börse gebracht.
Der Verkaufspreis von 1,15 Milliarden Euro für das Brief- und Paketgeschäft gilt in der Branche als „angemessen bis gut“. Nicht erst seit der Corona-Krise und dem Boom des Online-Handels brummen der Verkäufe von Paket-Logistikanwendungen. Der Brief-Markt sinkt indes seit Jahren.
Kauf schließt strategische Lücke bei Körber
Dem Hamburger Körber-Konzern wird ein strategisches Interesse an dem Siemens-Bereich nachgesagt. Er schließe eine bestehende Lücke in den eigenen Konzernaktivitäten, hieß es von informierter Seite. Stephan Seifert, Körber-Vorstandsvorsitzender sagte am Donnerstag, er sei „begeistert, welche Möglichkeiten sich für die gemeinsame Zukunft und Zusammenarbeit mit unseren Kunden ergeben“.