Vor zwei Tagen hat US-Präsident die Gründung einer "Space Force" – Weltraum-Truppen – angeordnet, die immer ehrgeizigeren Chinesen haben kürzlich eine Sonde auf der Rückseite des Mondes abgesetzt, und die Israelis haben am gestrigen Freitag von Florida aus eine Rakete gestartet, die ihren ersten Lander zum Mond bringen soll. Es erübrigt sich fast der Hinweis, dass die Russen kürzlich verkündeten, bis 2025 Astronauten auf den Mond bringen zu wollen.

Es ist wieder eine Menge los da oben im All. Andreas Hammer, bei Airbus Raumfahrt-Koordinator für Deutschland, bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: "Es ist eine Goldrausch-Stimmung in den Weltraum zurückgekehrt." Da bei diesem Run viele Länder und auch risikobereite US-Milliardäre wie Elon Musk und Jeff Bezos dabei sein wollen, müssen sich die Europäer mit ihrer Raumfahrtagentur Esa warm anziehen und etwas tun, um mitzuhalten bei der Eroberung des Alls.

Viele Nationen haben ambitionierte Pläne im All

Airbus-Mann Hammer sagt laut, was viele denken, wenn er ankündigt: "Den Mond zu besiedeln ist technisch möglich, und es wird passieren", um nachzuschieben, dass dies auch für den Mars gelte. Daher dürfen die erfolgreichen Raumfahrt-Spezialisten von Airbus DS in Friedrichshafen nicht nur auf ihre grandiosen Leistungen wie den Kometenjäger "Rosetta" zurückblicken. Sondern sie müssen heute für morgen planen, damit sie, wie sie sagen, von der "knallharten Konkurrenz", die in immer mehr Ländern lauert, nicht vorgeführt werden.

Das könnte Sie auch interessieren

Damit die Wettbewerber, die ebenfalls ihre Angebote machen, wenn Europa wieder den Bau einer viele Millionen Euro teuren Forschungssonde ausschreibt, auf Distanz gehalten werden, ist man in Friedrichshafen mit gleichsam chinesischem Bienenfleiß zur Sache gegangen: Eine neue Satelliten-Fabrik wurde in einer Rekordzeit von zwei Jahren hochgezogen. 45 Millionen Euro wurden verbaut, und über einer Grundfläche von 4200 Quadratmetern wird aus der Raumluft jeglicher Schmutz herausgefiltert. Denn im Satellitenbau ist Sauberkeit das A und O. Geringste Verschmutzungen können die hochsensiblen Mess-Instrumente im All lahmlegen. Einen Reparaturtrupp gibt es da oben nicht.

Reinraum der Superlative – acht Satelliten gleichzeitig in Produktion

Die hochsaubere Luft nötigte Ministerpräsident Winfried Kretschmann, in Stuttgart stets mit schaffiger Reinlichkeit konfrontiert, einigen Respekt ab: "Ihnen ist gelungen, einen blitzsauberen und absolut staubfreien Raum herzustellen – und das ohne Kehrwoche." Stürmischer Applaus des Publikums, dem gegenüber Kretschmann herausstellt, was ihm an der Exaktheit der Erdbeobachtungssatelliten vom Bodensee gefällt: Dass "selbst kleinste Quellen von Treibhausgasen" aus dem Orbit ausfindig gemacht werden können. Denn die sensiblen Instrumente liefern exakte Daten – etwa zum Anstieg des Meeresspiegels und zum Abschmelzen von Gletschern und Polkappen. „Dank solcher Satelliten wird der Spielraum für Ausreden beim Kampf gegen den Klimawandel immer kleiner, und das ist wirklich gut so", zeigt sich Winfried Kretschmann zufrieden.

Das neue Integrated Technology Centre (ITC) von außen.
Das neue Integrated Technology Centre (ITC) von außen. | Bild: Felix Kästle

Im rauer werdenden Wettbewerb der Anbieter von Raumfahrt-Technik soll Airbus künftig das ITC – das Integrierte Technologiezentrum – helfen. Hier kann man an acht Satelliten gleichzeitig schrauben. Im vergangenen Jahr verließen bei Airbus sechs Satelliten die Fertigung – in Zukunft wird man die Schlagzahl deutlich erhöhen können. An fünf Satelliten wird im neuen Riesen-Reinraum bereits gearbeitet, der Wert aller Systeme liegt bei 1,2 Milliarden Euro.

High-Tech vom Bodensee

Raumfahrt kostet aber nicht nur Geld, sondern sie bringt bei der Erdbeobachtung wichtige Erkenntnisse für Umwelt- und Klimaschutz, bei Fern-Missionen werden Planeten wie der Merkur erkundet (durch die 2018 gestartete Bodensee-Sonde "Bepi Colombo) oder die Eismonde des Jupiter erforscht. Dafür werden in der neuen Halle bald die Komponenten von "Juice" zusammengebaut, der die Reise zum Gasriesen unternehmen soll.

Winfried Kretschmann nach Durchschneiden eines Bandes im Reinraum.
Winfried Kretschmann nach Durchschneiden eines Bandes im Reinraum. | Bild: Felix Kästle

Es geht um Forschung und um viel Geld, aber es geht auch um Prestige und Vorreiterrollen in der Raumfahrt – auch der bemannten. Europa ist da mit den Amerikanern bei der "Orion"-Kapsel, die in etwa zwei Jahren den Mond umkreisen soll, bereits im Geschäft und liefert das Versorgungsmodul.

Airbus-Raumfahrtchef Chamussy: "Europäer werden den Mond betreten"

Ist das ein konkreter Schritt für eine bemannte Mondmission, bei der auch ein Europäer dabei ist? Nicolas Chamussy, Leiter Raumfahrtsysteme von Airbus, der aus Paris an den Bodensee geflogen ist, zeigt sich im Gespräch mit dem SÜDKURIER optimistisch: "Ich glaube, dass in den nächsten 20 Jahren ein Europäer den Mond betritt." Auf dieses Ziel arbeite man hin. "Und es wäre doch schön", setzt der Franzose hinzu, "wenn Alexander Gerst und unser Astronaut Thomas Pesquet den Mond gemeinsam betreten würden".

Studien für eine künftige bemannte Basis im Mondorbit laufen bereits. Airbus hat dafür eine Ausschreibung gewonnen. Die Chancen, dass, wie Winfried Kretschmann sagte, "neben der Nasa auch Europa im All die Nase vorn hat", stehen also gut.

Erklärtext – Titel 1sp über zwei Zeilen

Erklärtext – Text

  • Aufzaehlung_Erklaer_Symbol
  1. .Aufzaehlung_Erklaer_Zahl

Einleitung