Die letzten Meter vor dem Ziel bereiten den Brief- und Paketzustellern die größten Probleme. Das gilt nicht nur für die Postboten, sondern auch für die Kuriere von DHL. Sie stehen oft vor verschlossenen Türen, weil die Empfänger beim Zustellversuch nicht zu Hause sind. Gleichzeitig beschweren sich immer mehr Kunden der Deutschen Post darüber, dass ihre Pakete nicht richtig zugestellt und die Empfänger nur unzureichend über den Verbleib ihrer Sendungen informiert würden. Beklagt wird auch, dass wichtige Briefe einfach nicht ankommen. So stieg die Zahl der Beschwerden bei der Bundesnetzagentur über die Post im vergangenen Jahr um rund 50 Prozent an – nachdem sie sich 2018 bereits verdoppelt hatte.
Eine Digitalisierungsinitiative der Deutschen Post und deren Tochter DHL, die insgesamt zwei Milliarden Euro kosten wird, soll nun gegensteuern. Kern des Ganzen: Die Sendungen sollen besser nachverfolgbar sein.
Noch in diesem Jahr will DHL das Live-Tracking von Paketen ermöglichen, kündigte Tobias Meyer, Konzernvorstand Post & Paket Deutschland, in Berlin an. Dabei werden die Kunden am Morgen des Zustelltages darüber informiert, wann das Paket ankommt. Dabei habe der Empfänger bis zur Zustellung noch die Möglichkeit, das Paket am Wunschort ablegen oder an einen Nachbarn zustellen zu lassen.
Vom Live-Tracking, das kleinere Post-Wettbewerber wie DPD und GLS bereits anbieten, sollen nicht nur die Kunden profitieren: Der Empfänger kann sich besser auf die Zustellung einstellen oder dem Zusteller ein Paket für den Versand mitgeben. Das Ausfüllen von Benachrichtigungskarten oder weitere Zustellversuche sollen der Vergangenheit angehören.
Private Mitbewerber teils vorn
Für andere Post-Mitbewerber gehört eine klare Sendungsverfolgung schon lange zum Geschäft. Bei Arriva, dem auf den süddeutschen Raum spezialisierten gemeinsamen Postzusteller von SÜDKURIER und „Badischer Zeitung“, gebe es „seit Jahren eine Sendungsnummer, die eine eindeutige Zuordnung und Nachverfolgung ermöglicht“, sagt Tim Buck, Vertriebsleiter bei Arriva. Dies sei ein wesentliches Qualitätsmerkmal, das die Kunden schätzten. Mit 200 000 Sendungen täglich und mehr als 2000 Zustellern gehört Arriva zu einem der großen regionalen Konkurrenten der Post.
Diese indes will das bestehende Netz aus rund 4500 Automaten bis zum Jahr 2021 auf 7000 Packstationen ausbauen und sie teilweise mit einer Videochat-Funktion ausstatten. Die neue Packstation-Variante soll gerade auf dem Land das Angebot einer kleinen Postfiliale bieten.
App-Code ersetzt Briefmarke
Die Digitalisierung soll auch den Briefsektor erreichen. So will die Post im kommenden Jahr eine Sendungsverfolgung im Internet für gewöhnliche Briefe ermöglichen. Dazu sollen Briefmarken eingeführt werden, die mit einer Seriennummer in Form einer viereckigen Klötzchengrafik („Matrixcode“) versehen sind. Das Tracking der Briefe mit Matrixcode erfasst allerdings nur die Abgangs- und Eingangssortierung. Wer genau wissen will, wann ein Brief beim Empfänger angekommen ist, muss ein Einschreiben oder eine Expresssendung wählen. Die Post schützt sich mit der neuartigen Briefmarke auch gegen Fälschungen und unerlaubte Wiederverwendungen von Postwertzeichen.
Wer keine Briefmarke zur Hand hat, soll künftig auch ohne Aufpreis die Sendung mit dem Handy frankieren können. Dabei generiert eine App einen mehrstelligen alphanumerischen Code, der dann rechts oben auf den Brief oder die Postkarte geschrieben wird. Dieser Code wird von Kameras in den Sortieranlagen der Post erfasst und dann ausgewertet.
Mit der Digitalisierungsstrategie versucht die Deutsche Post DHL, sich im harten Konkurrenzkampf in der Logistikbranche zu behaupten. Wettbewerber wie Hermes und DPD, aber auch regionale Anbieter wie Arriva mischen kräftig mit. Im Expressgeschäft sind internationale Konzerne wie Fedex und UPS harte Konkurrenten.