Pfullendorf – Als der britische Investor Riverrock kurz vor Weihnachten sein Kaufangebot für Alno auf den Tisch legte, waren nicht alle Zweifler im Umfeld des Küchenherstellers restlos von einer Rettung überzeugt. Zu oft hatten sich Mitarbeiter, Aktionäre und Kunden von Alno in den letzten Jahren falsche Hoffnungen gemacht. Doch nun ist der Kaufvertrag endgültig in trockenen Tüchern. "Die wesentlichen Bedingungen für die Wirksamkeit des Vertrages sind erfüllt", teilt Alno-Insolvenzverwalter Martin Hörmann mit. Alle im Kaufvertrag vereinbarten Vermögenswerte wie Maschinen, Grundstücke und Markenrechte gehen im Zuge derübertragenden Sanierung an die Käuferin über, so Hörmann weiter. Der Kaufpreis für den angeschlagenen Küchenhersteller aus dem Linzgau beträgt 20 Millionen Euro. Damit sind bei der Neuen Alno GmbH, der Nachfolgeorganisation der Alno AG, zumindest 320 Arbeitsplätze gesichert. Die unterzeichneten Arbeitsverträge treten rückwirkend zum 1. Januar in Kraft.
„Jetzt ist die Gewissheit da, nun kann es losgehen", sagt Andreas Sandmann, Geschäftsführer derNeuen Alno GmbH. Und auch Insolvenzverwalter Martin Hörmann klingt nach den niederschmetternden letzten Monaten, in denen sich zunächst kein Alno-Käufer auftreiben ließ und fast allen Mitarbeitern betriebsbedingt gekündigt werden musste, fast schon euphorisch. "Es herrscht eine beeindruckende Aufbruchsstimmung", sagt Hörmann. Mit dem Closing, wie der Abschluss des Kaufvertrags im Fachjargon genannt wird, sei das Ziel erreicht, Alno eine Zukunftsperspektive zu geben. Die Schaffung einer großen Zahl neuer Arbeitsverhältnisse innerhalb sehr kurzer Zeit sei auch der „großen Unterstützung des Betriebsrats zu verdanken“, betont Hörmann.
Dieser hatte bis zuletzt in der Belegschaft dafür geworben, einen Arbeitsvertrag bei der Neuen Alno GmbH zu unterzeichnen – auch wenn die neuen Arbeitsverträge mit einem Lohnverzicht von 15 Prozent und gleichzeitig fünf Stunden Mehrarbeit pro Woche deutlich schlechter dotiert sind als zuvor. Die Gewerkschaft IG Metall hatte sich dagegen deutlich kritischer geäußert und sprach sogar von einer "Erpressung" der ehemaligen Mitarbeiter.
Noch im ersten Quartal dieses Jahres sollen wieder neue Küchen ausgeliefert werden, so das Ziel des Alno-Managements. Der Beschluss über die Einstellung des Geschäftsbetriebs der Alno AG sei mit Abschluss des Kaufvertrags wieder zurückgenommen worden, teilt Hörmann mit. Damit sei die Aufarbeitung der Insolvenz der Alno AG aber noch längst nicht vorbei. "Das Insolvenzverfahren läuft losgelöst von der weiteren Entwicklung der Neuen Alno GmbH weiter", so Hörmann. Der Insolvenzverwalter werde sich nun im Interesse der Gläubiger um die Aufarbeitung der Vorgänge aus der Vergangenheit kümmern. Am Dienstag werde er den Gläubigern auf der ersten Gläubigerversammlung seinen Bericht vortragen.
Alno
Das Unternehmen kann auf eine über 90-jährige Geschichte zurückblicken. Gegründet wurde Alno im Jahr 1917 von Albert Nothdurft (1905–1997). Ein großer Einschnitt in der Firmengeschichte war der Börsengang im Jahr 1995. Danach folgten turbulente Jahre mit Entlassungen, Restrukturierungsprogrammen und der Verlegung des Firmensitzes von Pfullendorf nach Düsseldorf und wieder zurück. Im Juli 2017 meldete die Alno AG schließlich Insolvenz an. (td)