Herr Müller, Sie haben im vergangenen Jahr den Einstieg des neuen Mehrheitsgesellschafters Tahoe, hinter dem die Prevent-Gruppe der bosnischen Unternehmerfamilie Hastor steht, als zukunftssichernde Maßnahme für Alno bezeichnet. Sehen Sie das heute immer noch so?
Die Verantwortlichen von Prevent haben einen anderen Blickwinkel auf die Küchenmöbelbranche. Mich haben ihre Produktionseffizienz und die Logistikerfahrung überzeugt. Mir war klar, dass, wenn wir diese unternehmerischen Erfahrungen für Alno nutzen können, wir dann eine gute Zukunft vor uns haben.
Hat sich Ihr Optimismus bestätigt?
Es ist schon beeindruckend, mit welcher Geschwindigkeit und besonders mit welcher Konsequenz die Prevent-Gruppe die notwendige Restrukturierunge voranbringt. Sie halten den Zeitplan absolut ein und es ist gelungen, die Kostenstruktur entscheidend zu verringern.
Dazu gehört auch der Abbau von mehreren Hundert Arbeitsplätzen im In- und Ausland, wodurch man jährlich 20 Millionen Euro bei den Personalkosten sparen will?
Ja. Dieser Personalabbau ist abgeschlossen, wobei die geplante Kostenreduktion erst im kommenden Jahr voll durchschlagen wird. Es werden Abteilungen verkleinert oder ganz geschlossen. Und auch bei den Sachkosten werden Einsparungen in Höhe von etwa 15 Millionen jährlich vorgenommen.
Sie haben vor dem Prevent-Engagement in den vergangenen Jahren bei Alno selbst etliche Reststrukturierungsmaßnahmen durchgeführt. Die Gesamtsituation hat sich dadurch nicht verbessert. Was läuft jetzt anders?
Wir haben immer gute und sinnvolle Maßnahmen beschlossen, aber an der konsequenten Umsetzung hat es gehapert. Wir hätten das viel schneller umsetzen müssen, das muss ich ehrlich eingestehen. Ich habe nicht gedacht, dass man, so wie jetzt, innerhalb weniger Monate einen solchen Stellenabbau aushandeln und umsetzen sowie eine Beschäftigungsgesellschaft für die Betroffenen gründen kann. Und Prevent hat eine klare Strategie.
Wie sieht die aus?
In diesem Jahr wollen wir den Break-Even erreichen und das Ziel heißt, operativ eine „schwarze Null“ zu erwirtschaften. Ab dem kommenden Jahr wollen wir mit Alno Geld verdienen.
Die Küchenmöbelbranche vermeldete für 2016 steigende Umsätze, nur die Alno nicht. Woran liegt das?
Diese Aussage stimmt so nicht. Wir sind stärker gewachsen als der Markt. Bei Wellmann und Pino sind wir voll ausgelastet und arbeiten im Zwei-Schicht-Betrieb. Was wir bei der Marke Wellmann in Enger mangels Kapazität nicht produzieren können, wird in Pfullendorf hergestellt. Und ein Drittel der Produktionskapazität in Pfullendorf wird zur Herstellung unserer Piatti-Küchen genutzt.
Das Engagement in der Schweiz mit der Übernahme der AFP-Küchen hat sich also gelohnt?
Die Alno macht etwa ein Drittel des Gesamtumsatzes in der Schweiz. Dort haben wir eine absolute Top-Stellung auf dem Markt. Die Schweiz soll in diesem Jahr wieder profitabel werden.
Dennoch wird die Marke Forster verkauft?
Ja. Es gibt genügend Interessenten und wir wollen bis Ende Juni die Verträge unterzeichnet haben.
Im Mai 2018 muss Alno eine Anleihe über 45 Millionen Euro zurückzahlen. Verfügt das Unternehmen über so viel Geld?
Für die Rückzahlung gibt es verschiedene Optionen, die wir derzeit prüfen.
Über Ihre Zukunft bei der Alno als Vorstandsvorsitzender wurde spekuliert. Ihr Vertrag wurde 2016 ja vorzeitig bis Ende 2018 verlängert.
Gemeinsam mit meiner Familie halte ich sechs Prozent der Alno-Aktien. Darüber hinaus bin ich als Darlehensgeber bei der Alno engagiert. Ganz unabhängig von meiner eigenen Zukunft bleibe ich mit meinem persönlichen Investment auch weiterhin mit Alno verbunden. Zu den aktuellen Spekulationen um meine Person möchte ich nichts sagen.