Bei Thomas Müller und seinen Kollegen flossen nach dem Abpfiff sofort die Tränen, Bundestrainer Julian Nagelsmann kämpfte ebenfalls mit seinen Emotionen, leistete gemeinsam mit Sportdirektor Rudi Völler aber noch auf dem Platz erste Aufbauarbeit. Und dem sonst so eloquenten Niclas Füllkrug fehlten im Interview erst einmal die Worte.

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Fußball-Deutschland weint nach einer schmerzhaften Viertelfinal-Niederlage, der Traum vom Triumph bei der Heim-Europameisterschaft ist vorbei. Spanien hat nach dem dramatischen 2:1-Sieg in Stuttgart nach Verlängerung, bei dem der Ex-Dortmunder Mikel Merino in der 119. Minute das Siegtor für „La Furia Roja“ erzielte, weiter die Chance auf seinen vierten EM-Titel.

„Bitter, sehr bitter“

„Die Enttäuschung ist riesig, so eine Heim-EM kommt nur einmal im Leben“, sagte Joshua Kimmich, der mit seiner Kopfball-Vorlage erst dafür sorgte, dass Florian Wirtz die DFB-Auswahl überhaupt noch in die Verlängerung schießen konnte (89.). „Viel können wir uns nicht vorwerfen, außer, dass wir die Chancen nicht gemacht haben. Bitter, sehr bitter.“ Ähnlich erging es Nagelsmann: „Wir haben mehr investiert, aber am Ende sind sie die Glücklicheren. Es war nicht verdient. Spanien hatte zwei ordentliche Chancen, wir hatten fünf oder sechs.“

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Ja, es war mal wieder die mangelnde Effektivität, die den Unterschied zugunsten eines Gegners der DFB-Elf gemacht hat. Chancen gab es für die deutsche Nationalmannschaft schließlich genügend, es sollte an diesem Abend aber irgendwie einfach nicht sein.

„Es ist schwer, damit umzugehen. Das wird noch ein bisschen Zeit brauchen“, sagte Füllkrug, der erst an den Pfosten schoss, in der Verlängerung dann auch noch zwei Mal per Kopf nur knapp scheiterte. „Es ist einfach traurig, dass es vorbei ist.“

Nagelsmann: „Klarer Elfmeter“

Und dann war da noch diese eine Szene, kurz vor dem Siegtor für Spanien, die für Diskussionen sorgte: Der nicht gegebene Handelfmeter für Deutschland. Jamal Musiala schoss Marc Cucurella an den Arm, der britische Schiedsrichter Anthony Taylor entschied aber ohne VAR-Eingriff, keinen Strafstoß zu geben.

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„Wenn man bewertet, ob der Ball in den Mittelrang geht oder in die Stuttgarter Altstadt, sage ich niemals Handelfmeter. Wenn der Ball aber aufs Tor geht und der Torhüter etwas machen muss, dann ist es für mich ein klarer Elfmeter. Das muss man schon bewerten“, sagte Nagelsmann. „Der Schuss ist sehr gut, der geht vielleicht sogar rein.“

Tolle Symbiose mit den Fans

So hat es die Nagelsmann-Elf zwar nicht ins Halbfinale geschafft, darf aber dennoch stolz auf sich sein. Weil sie die Menschen nach vielen Krisenjahren wieder begeistert hat. „Wir hatten eine tolle Symbiose mit den Menschen im Land, mit den Fans. Ich glaube, wir haben auch Menschen wieder vor den Fernseher geholt, die Fußball in den letzten Jahren vielleicht nicht geschaut haben“, sagte der Bundestrainer. „Das ist schon etwas, was wir mitnehmen. Aber wir hätten es gerne noch eine Woche länger gehabt.“

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Auch wenn es Füllkrug schwer fiel, direkt nach dem Duell gegen Spanien von Stolz zu sprechen, wird er die Heim-EM schon bald in positiver Erinnerung behalten. „Diese ganzen Bilder, wie alle zusammen feiern, waren wunderschön. Ich habe damit ehrlich gesagt vor der EM gar nicht gerechnet, dass man da noch so ein Gefühl hinbekommt in Deutschland“, sagte der Angreifer. „Man hat eine Euphorie und ein Gemeinschaftsgefühl in Deutschland gespürt.“

„Wir wollen Weltmeister werden“

Doch wie geht es nun weiter für die DFB-Auswahl? „In acht Wochen ist wieder Nations League“, blickte der Bundestrainer schon voraus. Nicht mehr dabei sein wird Toni Kroos, der nach dem Spanien-Spiel mit großen Huldigungen in den Fußball-Ruhestand verabschiedet wurde. Und was ist mit Manuel Neuer oder Thomas Müller? Der Torhüter will in den nächsten Monaten entscheiden, ob er noch mal für Deutschland spielen wird. Bei Müller könnte es nach 14 Jahren im DFB-Trikot schneller gehen: „Kann schon sein, dass es das letzte Länderspiel war“, sagte er.

Nagelsmann kündigte Gespräche an und will seinen Kader in Richtung WM 2026 verjüngen. Ziele hat sich der Bundestrainer trotz aller Trauer schon gesteckt: „Natürlich wollen wir Weltmeister werden, das will jede Mannschaft, die teilnimmt in der Quali.“