Einmal mehr hat der FC Augsburg den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga geschafft. Nimmermüde betonen die Verantwortlichen des Klubs aus Bayerisch-Schwaben, wie hoch dies doch einzuschätzen sei. Schließlich hätte man weiterhin einen der niedrigsten Etats zur Verfügung. Über allem stand der Ligaerhalt, dennoch wirkten Sportgeschäftsführer Stefan Reuter und Präsident Klaus Hofmann nicht zufrieden. Für die zehnte Spielzeit in der Erstklassigkeit kündigten sie daher Veränderungen an.
- Mit welcher Erwartungshaltung geht der FC Augsburg in die Saison?
Klar, der Klassenerhalt bleibt das vorrangige Ziel. Doch insgeheim erhoffen sich die Macher mehr. Der Verlauf der vergangenen Runde war mit der schwächsten Rückrunde seit dem Bundesligaaufstieg äußerst enttäuschend. Reuter spricht zwar davon, es sei gefährlich, seine Ziele höher zu formulieren – schließlich würde man öffentlich daran gemessen –, doch ein weiteres Zittern bis in die Endphase der Saison hinein will er vermeiden. „Ich habe nichts dagegen, wenn wir sagen, wir wollen uns weiterentwickeln“, sagt er und fügt wenig überraschend hinzu: Ziel müsse sein, jedes Spiel zu gewinnen.
- Nach der Corona-Pause herrschte Unruhe. Wie will Reuter für jene „Geschlossenheit“ sorgen, die er stets einfordert?
Für internen Streit sorgte vor allem der Gehaltsverzicht. Zwischen Verein und Spielern herrschte Uneinigkeit darüber, wie dieser aussehen sollte. Präsident Hofmann sprach von „Unstimmigkeiten“, Corona sei lehrreich gewesen. Der FCA kündigte Konsequenzen an, veränderte die Hierarchie innerhalb der Mannschaft. Frisches Blut, Konkurrenz und Siegeswille sollen zu einem „Umdenken in den Köpfen“ führen, so Reuter.
- Wie setzt sich der künftige Kader zusammen?
Mit Torwart Andreas Luthe und Daniel Baier hat sich der FCA von Persönlichkeiten getrennt. Außerdem will die Sportliche Leitung den aufgeblähten Kader reduzieren. Ergänzungsspieler wie Felix Götze, Sergio Cordova, Tim Rieder, Georg Teigl oder Julian Schieber sollen den FCA dauerhaft oder auf Leihbasis verlassen. Im Gegenzug hat der Bundesligist die ablösefreien Rafal Gikiewicz, Tobias Strobl und Daniel Caligiuri verpflichtet.
Sie sollen das Team nicht nur sportlich verstärken, ebenso sollen sie abseits des Rasens Verantwortung übernehmen. Reuter begründet: „Es ist wichtig, dass wir wieder eine andere Mentalität und Gier reinbringen.“
- Ist das Torwartproblem gelöst?
Abwarten. Luthe und Fabian Giefer sind weg. Die künftige Nummer eins Gikiewicz ist 32 Jahre alt und hat ein Jahr bei Union Berlin in der Bundesliga gespielt. Seine Karriere bei mittelklassigen Erstligisten verrät, dass er bislang kein herausragender Torhüter war. Als Ersatzmann vorgesehen ist Tomas Koubek, der weit hinter den Erwartungen geblieben ist.

Eine Schlüsselrolle kommt daher dem neuen Torwarttrainer Kristian Barbuscak zu, der von Jahn Regensburg kam. Er soll aus Gikiewicz einen verlässlichen Rückhalt formen und zugleich Koubek auf ein anderes Niveau heben.
- Welche Herausforderungen warten auf Trainer Heiko Herrlich?
Sein Einstand war mit Zahnpasta-Affäre, Ballkicken aufs Spielfeld und öffentlicher Kritik am Videoschiedsrichter mindestens unglücklich. Immerhin: Er hat die Mannschaft stabilisiert und die Klasse gehalten.
Nun muss sich Herrlich darin beweisen, den FCA neu zu erfinden. Reuter wünscht sich: „Wo FCA draufsteht, soll auch FCA drinstecken.“ Zeigen soll sich das in einer hungrigen Mannschaft, die auf dem Rasen für leidenschaftlichen und attraktiven Fußball steht. Und mehr erreicht als den Klassenerhalt.