Christoph Fischer

Manchmal muss man auf Gewinner lange warten. Mario Gomez ließ sich viel Zeit, ehe er nach dem überraschenden 2:0 (1:0) über 1899 Hoffenheim nachdenklich aus dem Katakomben der Mercedes Benz-Arena schritt. Die anderen waren schon längst beim Feiern. „Bis die Heide wackelt“, hatte Sportvorstand Michael Reschke zuvor angekündigt. Der Rheinländer denkt eben anders als der Schwabe, das wird sich vermutlich nicht ändern.

Gomez liebt da eher die ruhigen Töne, obwohl er nach seinen ersten beiden Toren in der Arena seit seiner Rückkehr wahrlich Grund genug gehabt hätte abzuheben. Nicht sein Ding. „Das ist nicht selbstverständlich für eine Mannschaft, wie wir eine sind“, sprach Gomez. „Aber wir sind als Team jetzt womöglich da, wo wie hinwollten.“ Nach seiner Rückkehr zum VfB habe sich viel zu viel immer nur um ihn gedreht. Ob er nun traf. Oder auch nicht. „Dabei bin ich das doch gar nicht. Mir ist es immer um die Mannschaft gegangen. Ich bin ein Teamspieler, das war ich und ich werde es bleiben. Es geht nicht um mich, ohne die zehn anderen bin ich gar nichts, ohne ihre Flanken, ohne ihr Engagement für mich“, sagt Gomez.

Auch im persönlichen Triumph bleibt der Mann bescheiden. „Ich bin ein Stürmer, der wie kaum ein anderer von seinen Kollegen abhängig ist, das ist ein schöner Tag nicht für mich, sondern für die Mannschaft.“ Dass er mit den beiden Toren seine Chancen beim Bundestrainer weiter erhöht hat? Gomez lässt die Frage unbeantwortet. „Sie und ich, wir machen heute nicht den Kader, erhöhen oder verringern die Prozentzahl. Ich bin ein ehrgeiziger Spieler, das ist bekannt, aber auch die Nationalmannschaft ist nur als Team Weltmeister geworden.“ 2014, als Mario Gomez nicht dazu zählte.

Fünf Spiele lang hat er nicht getroffen, es war ihm nicht egal, aber es war doch so, „dass sich der Fokus damit endgültig auf die Mannschaft gerichtet hat. Und das war mir sehr recht.“ Natürlich weiß auch Mario Gomez um den Stellenwert, den er in der Mannschaft hat, deshalb muss er das nicht betonen. Trainer Tayfun Korkut sagt nach dem Spiel: „Wir haben das gut gemacht. Und Mario Gomez ist eben einer, der den Unterschied ausmacht.“ Kapitän Christian Gentner sagt: „Wir sind wirklich froh, dass er zurückgekommen ist. Mario hat eine eigene Ausstrahlung, nicht nur auf dem Spielfeld, auch in der Kabine, beim Training. Mario ist aufgrund seiner großen Erfahrung ein Orientierungspunkt nicht nur für die jungen Spieler.“ Über Europa will Gomez nicht reden. „Wievielter müssen wir werden, Achter, Siebter oder was?“ Natürlich weiß er das, und wenn es um die Qualifikationsrunde geht, na und? „Wir befinden uns dann doch in der Saisonvorbereitung.“ Dann gibt es eben ein paar Spiele mehr.

Ganze sechs Torschüsse hat der VfB gegen Hoffenheim zustande gebracht, das Eckenverhältnis lag am Ende bei 1:9, aber die Tore, die hat Gomez gemacht. In der 25. Minute bedient ihn Gentner mit einer maßgeschneiderten Flanke, Gomez stoppt den Ball mit Brust und Kinn und schiebt den Ball überlegt ein. Und in der 74. Minute schlägt Erik Thommy einen langen Pass, Gomez geht auf und davon und vollendet durch die Beine von Torwart Oliver Baumann. Zwei Chancen, zwei Tore, Mario Gomez.

Michael Reschke freut sich, das ihm dieser Transfer gelungen ist. Aber er vergisst auch die nicht, die schon in der Kritik standen. Christian Gentner, der Kapitän, wo viele schon meinten, diese Karriere neige sich nun wirklich dem Ende entgegen. „Christian ist ein Kapitän, wie es sie in der Bundesliga nur selten gibt“, sagt der VfB-Sportdirektor, „einer, der vorangeht, der nie aufsteckt, ein herausragender Spieler.“