Lina Frijus-Plessen

Die Urlaubsinsel Mallorca ist bekannt für ihre schönen Strände mit weißem Sand, klarem Wasser und bequemen Strandliegen. Um die Sicherheit der Badegäste zu gewährleisten, sind an den Playas vielerorts Rettungsschwimmer im Einsatz. Doch die schlagen jetzt Alarm: Die Gewerkschaft Unió Socorristes Balears klagt unter anderem über niedrige Löhne, zu viele Überstunden und mangelnde Sicherheitsvorkehrungen an den Stränden. Aus Protest gegen diese widrigen Bedingungen haben Rettungsschwimmer auf den Balearen-Inseln Mallorca und Ibiza nun die Arbeit niedergelegt. Was wollen sie mit dem Ausstand erreichen und welche Konsequenzen hat der Streik für Badegäste?

Warum streiken die Rettungsschwimmer auf Mallorca?

Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, sind Rettungsschwimmer auf Mallorca und Ibiza am 28. September 2025 in einen unbefristeten Streik getreten. Die Gewerkschaft Unió Socorristes Balears will mit dem Ausstand auf die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen in dem Berufsfeld aufmerksam machen. Dazu zählen die geringe Entlohnung, befristete Anstellungsverträge sowie die langen Arbeitszeiten, die sich teilweise auf mehr als 200 Stunden im Monat aufsummieren. Darunter würden nicht nur die Beschäftigten, sondern auch die Sicherheit der Badegäste leiden.

Da viele Rettungsschwimmer zu wenig verdienen würden, um die hohen Mietkosten für eine eigene Wohnung stemmen zu können, müssten sie sich häufig Unterkünfte teilen, beklagen die Gewerkschafter laut dpa. Und die Politik sehe ihrer Ansicht nach nur tatenlos zu, statt sich um eine Verbesserung der Situation zu bemühen. So wirft Unió Socorristes Balears der konservativen Balearen-Regierung unter Präsidentin Marga Prohens vor, weder Maßnahmen gegen die Wohnungsnot auf Mallorca und Ibiza zu ergreifen, noch die Einnahmen aus dem Tourismussektor gerecht zu verteilen.

Den Rettungsschwimmern geht es nicht nur darum, mit ihrer Arbeitsniederlegung Lohnerhöhungen heraushandeln. Sie fordern nach dpa-Angaben zudem eine grundlegende Überarbeitung des seit 2016 unveränderten Tarifvertrags für die Berufsgruppe. Darüber hinaus sprechen sich die Rettungsschwimmer für mehr öffentliche Investitionen in die Sicherheit an den Stränden und die konsequente Durchsetzung bestehender Vorschriften aus, die Badegästen einen umfassenderen Schutz bieten sollen. Beispielsweise bemängelt die Rettungsschwimmer-Gewerkschaft, dass einige Strände zu Beginn der Saison nicht ausreichend qualifiziertes Rettungspersonal beschäftigen, während andere sogar gänzlich darauf verzichten.

Unter den vorherrschenden Bedingungen könne man die Sicherheit der Badegäste kaum mehr sicherstellen, heißt es vonseiten der Rettungsschwimmer. „Wir sind die ersten vor Ort, wenn im Meer eine Katastrophe passiert. Egal, wie gut die Versorgung im Son-Espases-Krankenhaus ist – wenn wir nicht sofort bei einer Ertrinkung eingreifen, gibt es in den meisten Fällen keine Rettungschance mehr“, betonte ein Sprecher im Gespräch mit der Mallorca Zeitung.

Welche Orte auf Mallorca sind von dem Streik der Rettungsschwimmer betroffen?

Der Ausstand der Rettungsschwimmer betrifft laut dpa auf Mallorca zunächst ausschließlich die im Südwesten der Insel gelegenen Gemeinden Palma und Calvià. Auf Ibiza finden Streiks in Eivissa, Sant Josep und Sant Antoni statt. Wie die Mallorca Zeitung berichtet, wollen sich auch zwei Gemeinden auf der Nachbarinsel Menorca demnächst anschließen.

Am Sonntag, 28. September startete die Arbeitsniederlegung auf der größten Balearen-Insel Mallorca mit Protestaktionen an den Stränden von Can Pere Antoni in Palma und Son Maties in Calvià. An der Kundgebung in Son Maties waren nach Schätzungen der Zeitung Diario de Mallorca etwa 30 Rettungsschwimmer beteiligt. Sie demonstrierten mit Transparenten, auf denen Aufschriften wie „SOS, Rettungsschwimmer im Streik“, „Hilfe, sie ertränken uns“ und „Schluss mit der Prekarisierung“ zu lesen waren. Mit Holzkreuzen im Sand bildeten die Protestierenden zudem Gräber nach, um symbolisch vor einer Zunahme der Todesfälle durch Ertrinken zu warnen, sollten sich die Sicherheitsvorkehrungen und Arbeitsbedingungen für Rettungsschwimmer an Mallorcas Stränden nicht bessern.

Was bedeutet der Rettungsschwimmer-Streik für Badegäste an Mallorcas Stränden?

Obwohl sich nach Angaben der Mallorca Zeitung derzeit rund 200 Rettungsschwimmer auf den Balearen an dem Streik beteiligen, bleiben die Strände auf Mallorca nicht unbewacht. Denn nach spanischem Gesetz müssen in solchen Fällen „Mindestdienste“ gewährleistet werden. Diese Regelung sieht vor, dass nur ein Bruchteil aller Beschäftigten gleichzeitig die Arbeit niederlegen darf.

Die Rettungsschwimmer auf den Balearen müssen der dpa zufolge sogar besonders strenge Auflagen für die Mindestdienste einhalten, sodass die Überwachung an den mallorquinischen Stränden lückenlos sichergestellt ist. Badegäste auf der Urlaubsinsel müssen sich also keine Sorgen machen, dass sie aufgrund des Streiks im Notfall nicht mehr gerettet werden.

Wie lange der Protest der Rettungsschwimmer auf den Balearen anhalten wird, hängt wohl vor allem davon ab, inwiefern Arbeitgeber und Politik auf ihre Forderungen regieren. Die Gewerkschaft Unió Socorristes Balears zeigt sich jedenfalls entschlossen, mit langem Atem für ihre Ziele zu kämpfen. „Wir werden jedes Wochenende bis zum Saisonende am 31. Oktober streiken und den Ausstand in die nächste Saison ausweiten, wenn es nötig sein sollte“, erklärte der Sprecher der Rettungsschwimmer der Mallorca Zeitung.