Nach der Verhandlung am Stockacher Narrengericht steht die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer in der Kritik. Stein des Anstoßes war eine Anspielung der Spitzenpolitikerin auf die Gleichstellung von Menschen mit intersexueller Identität.
Kramp-Karrenbauer hatte wörtlich gesagt: „Wer war denn von Euch vor kurzem mal in Berlin? Da seht ihr doch die Latte-Macchiato-Fraktion, die die Toiletten für das dritte Geschlecht einführen. Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder noch sitzen müssen. Dafür, dazwischen, ist diese Toilette.“
Das dritte Geschlecht
Im Internet dagegen machte sich am Wochenende Empörung breit.
Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) sprach von „Stammtischniveau“. Die CDU-Vorsitzende habe Menschen denunziert, „die nicht der geltenden Machonorm entsprechen“.
Jens Brandenburg, FDP-Bundestagsabgeordneter und Fraktionssprecher für die Anliegen von Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und Intersexuellen (LSBTI) sprach von einem Tag zum Fremdschämen: „Ist es so schwierig, eine humorvolle Narrenrede zu halten, ohne platt auf Minderheiten einzudreschen?“
Sven Lehmann von der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen forderte eine Entschuldigung. In einem offenen Brief an Kramp-Karrenbauer fragte er: „Haben Sie es wirklich nötig, für einen billigen Kalauer sich auf Kosten von inter- und transsexuellen Menschen lustig zu machen? Wenn ja, dann wäre das wahnsinnig peinlich.“
Rückendeckung erhält die so Kritisierte dagegen aus ihrer eigenen Partei.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Steininger twitterte: „Ey Leute, das ist ne Fasnachts-Nummer. Mir geht diese Empörungskultur so was auf den Keks. Es nervt!“
Seit Anfang dieses Jahres sind neue Regelungen in Kraft, die zur Gleichstellung von Menschen mit intersexueller Identität beitragen sollen. Im Geburtenregister ist nun neben „männlich“ und „weiblich“ auch die Option „divers“ vorgesehen. Auch für Stellenanzeigen gibt es neue Vorschriften. Der Bundestag hat damit eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts umgesetzt.
Kramp-Karrenbauer steht bereits seit Jahren wegen ihrer ablehnenden Haltung zur sogenannten Ehe für Alle in der Kritik.