In seinen Jugendjahren war er ein linker Krawallo, später vertrat er als Außenminister die Bundesrepublik Deutschland. Er führte die Grünen in die Regierungsverantwortung, zugleich wurde er zur Hassfigur des linken Fundi-Flügels: Bewegter kann eine Politikerkarriere kaum sein. Heute feiert Joschka Fischer, der "letzte Rock'n'Roller der deutschen Politik", wie er sich einmal selbst bezeichnete, seinen 70. Geburtstag. Auch Rockstars kommen in die Jahre.

Über die Wandlungen und Häutungen des ungarndeutschen Metzgersohns aus dem baden-württembergischen Gerabronn ist viel geschrieben worden. Fischer ist zum fünften Mal verheiratet, war erst aufsässig, dann etabliert, war mal dick, mal dünn. Sein Lebenslauf gibt bis heute Anlass zum Staunen.

Wer sich mit ihm anlegt, muss es büßen

Als Jugendlicher bricht er die Schule ab, arbeitet als Taxifahrer, prügelt in Frankfurt als 68er-Aktivist auf Polizisten ein. 1973 kommt ein Fahndungsaufruf mit seinem Bild in der Tagesschau, weil er mit einem RAF-Anschlag in Verbindung gebracht wird. Die Vorwürfe ließen sich nie nachweisen, auch wenn ihn die Verirrungen der frühen Jahre später in massive Erklärungsnot bringen.

Vielleicht hat Fischer alle Anwürfe auch deswegen überstanden, weil er mit einem legendären Sprachwitz gesegnet ist: Wer sich mit ihm anlegt, muss es büßen. Sein enormes rhetorisches Talent ebnet ihm bei den 1980 gegründeten Grünen den Weg nach oben. 1983 wird er in den Bundestag gewählt, zwei Jahre später geht er nach Hessen und bringt dort die erste rot-grüne Landesregierung auf den Weg.

Vereidigen lässt er sich in Turnschuhen – die weißen Treter stehen heute im Museum. Unermüdlich kämpft Fischer für die Wandlung der Grünen von einer Nein-danke-Truppe zu einer Regierungspartei. 1998 ist das Ziel erreicht: Schröder gewinnt die Wahl, Rot-Grün wird im Bund Realität. Fischer übernimmt das Außenamt.

Heute gibt er sich als abgeklärter Politikveteran

Den Posten als Außenminister führt Fischer souveräner als viele andere vor und nach ihm. Doch das Ja zum Bosnien-Einsatz und zum Kosovo-Krieg 1999 spaltet seine Partei und kostet ihn Rückhalt. Nach der Abwahl von Rot-Grün 2005 ist für Fischer Schluss. Er steigt ins Beratergeschäft ein, macht wie Schröder Kohle im Gasgeschäft. Heute gibt er sich als abgeklärter Politikveteran. Seine Partei hört seine Ratschläge gerne, hält sich aber nicht daran.

 

Joschka Fischer im Video

Ein aktuelles Interview mit Joschka Fischer zur Weltlage im Video finden Sie hier auf Youtube: www.youtube.com/watch?v=bgQ8ntpuRiw

Joschka Fischer und wie er die Welt sieht: