Jeremy Corbyn wird das Talent nachgesagt, sich seine eigenen Realitäten erschaffen zu können. Das zeigte sich wieder, als sich der Labour-Vorsitzende in gleich zwei Zeitungen sowie via sozialer Medien zu Wort meldete. Man erwartete Reue und Buße, nachdem die Sozialdemokraten bei der Parlamentswahl das schlechteste Ergebnis seit 1935 eingefahren hatten.
„Wir haben eine schwere Niederlage erlitten und ich übernehme meinen Teil der Verantwortung dafür“, sagte Corbyn
Doch seine Entschuldigung klang bestenfalls halbherzig, wie Beobachter kritisierten. Nicht nur, dass der Oppositionschef bis Frühjahr 2020 im Amt bleiben will, um den „nötigen Reflexionsprozess“ zu begleiten. Er beharrte auch darauf, dass das Wahlprogramm letztlich erfolgreich gewesen sei: „Wir haben die Debatte gewonnen, aber wir haben unsere Argumente leider nicht in eine Mehrheit für den nötigen Wandel“ umsetzen können.
Kritik aus der eigenen Partei
„Verleugnung“, kommentierte die ehemalige Ministerin Margaret Hodge, die Erklärung. Die dienstälteste Labour-Abgeordnete Harriet Harman befand, seine Worte zeigten „keinerlei Willen zu verstehen, warum Labour diese katastrophale Niederlage erlitten hat.“ Sie forderte Corbyn genauso zum Rücktritt auf wie Ex-Labour-Innenminister David Blunkett, der an den Oppositionschef gerichtet meinte: „Im Namen Gottes: Geh! – Und geh schnell.“ Corbyn sucht die Schuld vornehmlich bei den Medien, die mit ihrer Negativberichterstattung das Ergebnis beeinflusst hätten.