Konrad Adenauer CDU (1949 - 1963)
Mit Konrad Adenauer bekam die Bundesrepublik Deutschland ihren ersten Bundeskanzler. Während seiner 14-jährigen Amteszeit widmete er sich vor allem dem Wiederaufbau der demokratischen und wirtschaftlichen Strukturen Westdeutschlands. Adenauer bewirkte zudem, dass Deutschland in die Gemeinschaft der freien Länder des Westens verankert wurde. Zusammen mit Frankreich, mit dem Adenauer nach langer Feindschaft eine Versöhnung erreichte, trat Deutschland in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) ein, aus der die heutige EU hervorging.

Ludwig Erhard CDU (1963 - 1966)
Während Konrad Adenauer noch Bundeskanzler war, war Ludwig Erhard bereits Wirtschaftsminister. Dann übernahm der CDU-Politiker die Führung der Regierung. Mit seinem Namen ist die Einführung der D-Mark im Jahr 1948 ("Währungsreform") verbunden. Erhard gilt darüber hinaus als Vater der Sozialen Marktwirtschaft. So hob Erhard die staatliche Preisbindung für die meisten Waren auf. Der Preis der Produkte reguliert sich seitdem über Angebot und Nachfrage. Mit Erhard kam auch der wirtschaftliche Aufschwung: Deutschland wurde zu einer der führenden Industrie- und Exportnationen.

Kurt Georg Kiesinger CDU (1966 - 1969)
1966 gab es in der deutschen Regierung zum ersten Mal eine große Koalition: Die Regierungsmitglieder der Union und der SPD wählten Kurt Georg Kiesinger zum Bundeskanzler. Er setzte besonders in der Wirtschafts- und Finanzpolitik seine Schwerpunkte. Die Regierung musste zu Kiesingers Amtszeit eine wirtschaftliche Krise bewältigen - der Staat bewahrte die Betriebe mit Aufträgene vor der Insolvenz bewahrte. Über Deutschlands Ländergrenzen hinweg wurde das Verhältnis zu den osteuropäischen Nachbarn wie Rumänien und Jugoslawien verbessert.

Willy Brandt SPD (1969 - 1974)
Willy Brandt war der erste sozialdemokratische Kanzler. Damit wurde die 20-jährige Regierungszeit unter der Führung der Union beendet. Brandts Motto als Kanzler lautete "Mehr Demokratie wagen". So führte er unter anderem das Bafög als Unterstützung für Studenten ein und erhöhte die Mitbestimmungsrechte von Arbeitnehmern und Mietern. Mit einem Grundlagenvertrag wollte die sozialliberale Koalition darüber hinaus das Verhältnis zu den Ostblockstaaten weiter verbessern. Für das geregelte Miteinander zwischen Ost und West erhielt Willy Brandt 1971 den Friedensnobelpreis. 1974 trat Brandt überraschend zurück.
Helmut Schmidt SPD (1974 - 1982)
Mit Helmut Schmidt wurde die sozialliberale Koaliton von Willy Brandt fortgeführt. Er musste den Terrorismus der "Roten Armee Fraktion" (RAF) bekämpfen sowie wirtschaftliche Krisen überwinden. Diese waren durch den schnellen Anstieg des Ölpreises ausgelöst worden. Gemeinsam mit dem damaligen französischen Präsidenten gründete Schmidt den Weltwirtschaftsgipfel, bei dem sich führende Wirtschaftsnationen noch heute jährlich treffen. In der KSZE (Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) wurden die Beziehungen zwischen Ost- und Westdeutschland verbessert. Wegen eines Misstrauensvotums musste Schmidt schon vor dem offiziellen Ende seiner Amtszeit die Regierungsspitze abgeben.

Helmut Kohl CDU (1982 - 1998)
16 Jahre lang war Helmut Kohl Bundeskanzler - die bisher längste Amtszeit eines Kanzlers in Deutschland. Kohl ist auch als "Kanzler der Einheit" bekannt. Und auch sein Amtsantritt war besonders: Kohl kam 1982 durch ein Misstrauensvotum an die Regierung - der erste Regierungs- und Kanzlerwechsel in der deutschen Geschichte, der nicht durch Bundestagswahlen zustande kam. Innenpolitisch rief Kohl eine Steuerreform zugunsten der Bürger herbei, verringerte aber gleichzeitig die Schulden des Staates. Er setzte sich außerdem dafür ein, die Europäische Union zu erweitern und zu vertiefen.

Gerhard Schröder SPD (1998 - 2005)
1998 gab es zum ersten Mal eine rot-grüne Koalition - SPD-Politiker Gerhard Schröder wurde Kanzler der Regierung. Innenpolitisch nahm die Regierung im Zuge der "Agenda 2010" Reformen vor - unter anderen im Steuersystem. Schröders Regierung vollzog den Ausstieg aus der Kernkraft und sowie die Förderung der erneuerbaren Energien. Das "Bündnis für Arbeit" zwischen Staat, Arbeitnehmern und Arbeitgebern dämmte hohe Arbeitslosenzahl ein. Im Jahr 2002 stand wieder eine Währungsreform an - der Euro wurde als Bargeld in Europa eingeführt.

Angela Merkel CDU (seit 2005)
Mit Angela Merkel kam zum ersten Mal eine Frau an die Spitze der deutschen Regierung. Die promovierte Physikerin ist in der DDR aufgewachsen und seit November 2005 Bundeskanzlerin. Nach der Bundestagwahl 2005 kam zum zweiten Mal in der deutschen Geschichte eine große Koalition zwischen der Union und der SPD zustande. Von 2009 bis 2013 führte Merkel eine schwarz-gelbe Koalition aus der Union und der FDP an. Mit der Bundestagswahl 2013 kam dann wieder eine große Koalition mit der SPD zustande. In der bisherigen Amtszeit von Angela Merkel waren vor allem die Sanierung des Staatshaushaltes, die Energiewende sowie die Flüchtligskrise zentrale Herausforderungen.
An Aufhören ist bei Angela Merkel nach zwölf Jahren als Bundeskanzlerin noch nicht zu denken - sie kandidiert bei der Bundestagswahl am Sonntag für ihre vierte Amtszeit. Fest steht: Merkels Vorgänger verließen das Bundeskanzleramt nie freiwillig. Konrad Adenauer beispielsweise wurde von seiner Partei und der FDP zum Aufhören gezwungen, Gerhard Schröder musste nach der verlorenen Bundestagswahl weichen. Sollte Merkel am Sonntag noch einmal gewählt werden, könnte sie sogar Rekordkanzler Helmut Kohl mit seiner 16-jährigen Amtszeit Konkurrenz machen.