Nach dem Verbot der Stadt Würzburg für den Charts-Erfolg „Layla“ auf dem Kiliani-Volksfest haben deutschlandweit Medien das Thema aufgegriffen. „Erste bayerische Stadt verbietet Ballermann-Hit“, schreibt der „Münchner Merkur“. Und „Spiegel Online“: „Auf dem Kiliani-Volksfest darf die Prostituierte ‚Layla‘ nicht mehr besungen werden. Grund ist die Sexismus-Kritik an dem Charts-Stürmer.“
Der Hit „Layla“ von DJ Robin und Schürze steht aktuell auf Platz eins der deutschen Single-Charts. Seit drei Wochen bereits kann ihn kein anderer Song von der Spitze verdrängen.
Doch achtet man genauer auf den Songtext, fällt auf: Das Lied strotzt nur so vor Sexismus. In dem Song geht es um eine „Puffmutter“ mit „geiler Figur und blondem Haar“. Ein Auszug: „Ich hab ‚nen Puff und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler.“
Nicht nur das Ballermann-Publikum im „Bierkönig“ auf Mallorca grölt den Song lauthals mit, auch auf dem Kiliani-Volksfest, das noch bis Sonntag auf der Talavera in Würzburg stattfindet, wird der Song von den Party-Bands am laufenden Band gespielt. Besser gesagt: wurde.
Nach einer Anfrage bei der Stadt Würzburg, warum das sexistische Lied im Festzelt gespielt werden darf, hat diese reagiert: „Es wird sichergestellt, dass das Lied künftig nicht mehr gespielt wird“, teilt Stadtsprecher Christian Weiß mit.
Mit dem „Donaulied“ fing es an
Hintergrund ist eine Vereinbarung zwischen der Stadt und der Brauerei Würzburger Hofbräu, die das Kiliani-Festzelt betreibt, dass jede Art von Liedgut mit rassistischem oder sexistischem Inhalt nicht gespielt werden darf.
Auslöser war eine öffentliche Debatte Anfang 2021 über das sogenannte „Donaulied“ gewesen. Diese hatten Studierende aus Passau losgetreten, die öffentlich beklagt hatten, das Stück, das sich unter anderem im Repertoire vieler Volksfest-Bands befand und sich um eine Vergewaltigung dreht, sei sexistisch und geschmacklos.

„Wir kennen die Liederlisten vorab nicht“, erklärt Christian Weiß. Die Stadt habe mit der Brauerei Kontakt aufgenommen, diese wollte Künstlerinnen und Künstler darüber informieren, dass „Layla“ künftig nicht mehr gespielt werden darf.
Deutschlandweit ist über das Lied bereits eine Sexismus-Debatte hereingerbochen. Es sei „hochgradig sexistisch“ und „toxische Männlichkeit in einen Prollo-Hit gegossen“, sagt beispielsweise der Musikwissenschaftler Markus Henrik, auch bekannt als Musik-Comedian Dr. Pop.
„Vermutlich ist das auch eine schräge, unterbewusste Antwort auf die MeToo-Debatten der vergangenen Jahre, nach dem Motto: ‚Hier ist jetzt mal kurz alles egal.‘“
Doch auch die Party-Bands auf dem Kiliani-Volksfest tun sich teilweise schwer mit dem Song. Eine unterfränkische Musikgruppe, die namentlich nicht genannt werden möchte, berichtet, dass die Mitglieder den Hit nicht gern mehrmals am Abend spielen.
„Wir würden ihn am liebsten nur einmal spielen, aber wir spielen nun mal die Sachen, die das Publikum hören will“, erklärt der Band-Chef. Diese Entscheidung wurde ihnen zumindest für die städtischen Veranstaltungen in Würzburg nun abgenommen.
Männer und Frauen grölen mit
Was verwundert: Nicht nur Männer wünschen sich den Song „bis zu 20 Mal an einem Abend“, auch Frauen stehen regelmäßig vor der Bühne, äußern den Wunsch und grölen dann lauthals mit.
Die Band kann die Kritik an „Layla“ verstehen, „eigentlich müsste man den Song auf die Index-Liste setzen“, heißt es, „doch dieser Hit wäre ganz sicher nicht der einzige“. Solche Mallorca-Hits seien hoch im Kurs bei den jungen Leuten. „Das ist schon ein Kriterium, die Band gut oder schlecht zu finden“, so der Band-Chef.
Bestätigen kann das auch Joachim Volpert, Geschäftsführer der unterfränkischen Band Aalbachtal-Express. Auch sie tritt regelmäßig bei Volksfesten in Franken, wie zuletzt dem Kiliani, auf.
„Man kann den Songtext kritisch betrachten, das steht außer Frage. Inwiefern er als sexistisch eingestuft werden kann, da sollte sich jeder seine eigene Meinung bilden“, sagt er. „Der Song befindet sich gerade auf Platz eins der Charts, das sagt doch viel darüber aus, wie er in der Bevölkerung wahrgenommen wird.“
Auf der Bühne sei es eine Herausforderung, allen Wünschen der Festgesellschaft nachzukommen. „Layla“ jedenfalls werde oft vom Publikum gewünscht. Dass das Lied nun nicht mehr gespielt werden darf, „wird auf jeden Fall nicht auf Verständnis stoßen“, sagt Volpert.
Er ist sich sicher: „Das Lied wird vom Publikum trotzdem gesungen werden.“ Genau das ist nach dem Verbot passiert, wie in den sozialen Medien zu sehen ist. Kein Wunder bei der Aufforderung von der Bühne: „Wir dürfen es nicht singen, ihr schon.“