Lena Mehren und dpa

Auf Twitter, Facebook und Instagram geht der Hashtag "MeToo" (Ich auch) um die Welt. Frauen nutzen ihn, um ihre Erlebnisse mit sexueller Belästigung, Übergriffen und Sexismus zu teilen. Die Aktion ist eine Folge aus dem Skandal um Hollywoodproduzent Harvey Weinstein. Mehrere Schauspielerinnen werfen dem Produzenten vor, von ihm belästigt und teilweise sogar vergewaltigt worden zu sein.

Die US-Schauspielerin Alyssa Milano startete daraufhin die Aktion #MeToo, die von vielen Frauen in aller Welt aufgegriffen wird. Das erinnert an die deutsche Internetaktion #Aufschrei. Die löste 2013 nach den Sexismus-Vorwürfen gegen den FDP-Politiker Rainer Brüderle ein gewaltiges Echo aus. Endlich, so schien es, wurde Frauen zugehört, wenn sie über Altherrenwitze und Schlimmeres klagten. Viele merkten erst da, wie groß das Ausmaß wirklich ist. Dass es sich nicht um Einzelfälle handelt, wollte auch Milano mit ihrer Aktion deutlich machen „Wenn alle Frauen, die sexuell belästigt oder genötigt wurden, "Me too" als Status schreiben, könnten wir den Menschen das Ausmaß des Problems bewusst machen“, erklärte sie. Auf Twitter folgten dem Aufruf Promis wie die Sängerinnen Lady Gaga und Christina Perri und sorgen dafür, dass die Aktion weltweit an Aufmerksamkeit gewinnt.

 

 


Die Aktion verbreitet sich über Twitter hinaus in den sozialen Netzwerken um die ganze Welt. Auch in Deutschland ist der Hashtag präsent. Das Model Marie Nasemann, die durch die Casting-Show Germany's Next Topmodel bekannt wurde, teilt beispielsweise ihre Erfahrung mit sexueller Belästigung. Auf Instagram folgen ihr über 50.000 Nutzer, denen sie ihre Geschichte erzählt.

 

 

Unangenehmes Thema, aber #MeToo Ich war auf dem Oktoberfest und der Typ Griff mir im überfüllten Gang von hinten unters Dirndl zwischen meine Beine. Ich habe mich umgedreht und ihm eine Ohrfeige gegeben und ihn angebrüllt. Er hat es abgestritten. Danach war meine Stimmung im Eimer und ich bin nach Hause gefahren. Damals kam ich gar nicht auf die Idee, ihn anzuzeigen. Als ich heute gesehen habe, wie viele meiner Freunde den Hashtag #MeToo geteilt haben, kam mir diese Geschichte wieder in den Kopf und es ärgert mich, dass ich damals klein bei gegeben habe. Es ist unglaublich alamierend und schockierend zu sehen, wie viele Menschen auf der ganzen Welt #MeToo teilen. Time to wake up!!! If all the women who have been sexually harassed or assaulted wrote "Me too." as a status, we might give people a sense of the magnitude of the problem. Foto @mariehochhaus

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Viele Frauen zeigen im Netz Mut und verbreiten nicht nur den Hashtag, sondern berichten ebenfalls offen von ihren Erlebnissen.

 

 


Auch die schwedische Sängerin und Schauspielerin Björk nutzt die Aktion, um von ihren Erfahrungen mit sexueller Belästigung zu berichten und Mut zu machen. In ihrem Post schildert sie auf Englisch, wie ein dänischer Regisseur sie am Filmset belästigt und auf ihre Zurückweisung beleidigt reagiert haben soll. Daraufhin habe er sie vor dem gesamten Team als schwierig bezeichnet. Einen Namen nennt sie zwar nicht, Fans erkennen jedoch schnell aus der Schilderung den Regisseur Lars von Trier. Dieser weist die Vorwürfe in einem Interview energisch zurück. Trotzdem möchte Björk Frauen auf der ganzen Welt mit ihrer Erfahrung Mut machen, ihre Erlebnisse zu teilen und so die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit darauf zu lenken. "Ich habe Verständnis für alle, die schon seit Jahren zögern, aber ich habe das Gefühl, dass gerade jetzt der richtige Zeitpunkt ist, an dem sich das ändern könnte", schreibt die Schwedin auf Facebook.

 

 


In Frankreich löste der Fall Weinstein ebenfalls eine Welle der Empörung aus. Die französische Journalistin Sandra Muller startete wie Alyssa Milano eine Aktion im Netz. Sie verwendet den französischen Hashtag "balancetonporc", was auf Deutsch bedeutet "Verpfeif das Schwein". In ihrem Tweet fordert sie Belästigte auf, ihre sexuelle Belästigung offen zu teilen. "Ich warte auf dich", schreibt sie abschließend und scheint bereits zu wissen, dass ihre Geschichte kein Einzelfall ist.

 

 


In Frankreich wird das Thema auch politisch aufgegriffen. Die französische Regierung plant strengere Regeln gegen sexuelle Gewalt und Belästigung. Demnach soll die Polizei bei sexistischer Belästigung auf der Straße künftig ein Bußgeld verhängen können. Dafür setzt sich besonders auch Staatssekretärin Marlène Schiappa ein. In einem Interview sagte sie, dass es keine Belästigung sei, einer Frau ein Kompliment zu machen oder zu pfeifen; einer Frau mit Beharrlichkeit auf der Straße zu folgen allerdings schon. Eine Arbeitsgruppe befasst sich in Frankreich bereits mit einer rechtlichen Definition der "Belästigung auf der Straße".