Ende eines Chaos-Festivals: Schwere Unwetter stoppen "Rock am Ring"
71 Menschen werden durch durch Blitzeinschläge am bekannten Festival "Rock am Ring" verletzt. Die Stadt bricht das Konzert aus Sicherheitsgründen vorzeitig ab.
Ein Festival versinkt im Schlamm: Die Besucher verlassen das Gelände von "Rock am Ring" in Mendig in Rheinland-Pfalz.
| Bild: Thomas Frey (dpa)
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Unwetter haben am Wochenende erneut über Teilen Deutschlands gewütet. Nach Blitzeinschlägen mit mehr als 70 Verletzten brachen Behörden das Festival Rock am Ring mit rund 90¦000 Besuchern ab. Die Verbandsgemeinde Mendig in der Eifel (Rheinland-Pfalz) entzog die Genehmigung. Auf dem völlig verschlammten Gelände hatte es am Samstagabend nach zwischenzeitlicher Unterbrechung noch Konzerte der US-Band Red Hot Chili Peppers und der Band The BossHoss gegeben. Am Sonntagvormittag machten sich die Besucher dann notgedrungen auf den Heimweg. Traktoren mussten Wohnmobile aus dem Gelände ziehen.
Konzertveranstalter Marek Lieberberg sprach von einem Fall „höherer Gewalt“. Man habe sich der Anordnung gebeugt, auch wenn man das Festival gerne am Sonntag zum Abschluss gebracht hätte. Dem Innenminister von Rheinland-Pfalz warf er vor, die Verantwortung für die Absage auf die Gemeinde abgeschoben zu haben.
Bevor die Blitze einschlugen, ist die Stimmung unter den Fans gut.
| Bild: THOMAS FREY (dpa)
Bei Blitzeinschlägen am Freitagabend waren dutzende Festivalbesucher teils schwer verletzt worden. Die Veranstalter erklärten, dass sie die Entscheidung der Gemeinde Mendig „in Verantwortung für das Wohlergehen der Fans akzeptieren“. Sie drückten ihr Bedauern aus und baten die Fans um „Verständnis in dieser Notsituation“. Die rund 90¦000 Besucher mussten das Festivalgelände bis spätestens Sonntagmittag verlassen. Ein Polizeisprecher sagte, dass die Abreise geordnet verlaufen sei. Die heftigen Regenfälle hatten über das Wochenende viele Zelte zusammenbrechen lassen, das Gelände in Mendig versank im Schlamm. Am Freitagabend mussten die Live-Auftritte wegen der Unwetter für rund eineinhalb Stunden unterbrochen werden.
Durch Blitzeinschläge wurden nach Polizeiangaben 71 Besucher verletzt, acht davon schwer. Die Veranstalter sprachen sogar von mehr als 80 Verletzten. Am Samstag sorgte die Gewittergefahr dann erneut für eine stundenlange Zwangspause des Festivalbetriebs. Erst um 21.30 Uhr am Samstagabend wurde das Programm fortgesetzt, unter anderem mit der US-Rockband Red Hot Chili Peppers.
Nach den verheerenden Unwettern der vergangenen Tage forderte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) bessere Warnsysteme für Stark-regen. Die Behörden sollten sich „für akute Überschwemmungsgefahren“ etwa mit Frühwarnsystmen noch besser wappnen, sagte Hendricks. „Bestürzend an den jüngsten Überschwemmungen“ sei, dass sie nicht an Flüssen stattfanden, sondern sich kleine Bäche in reißende Ströme verwandelten. Die Politik müsse sich vorsorgend auf diese neue Situation einstellen, sagte Barbara Hendricks.
Eine riesige Zeltstadt: Das Gelände von Rock am Ring in der Eifel, eines der größten Musikfestivals in Deutschland. Bild: AFP
Bild: Thomas Frey
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