Steffen Rüth
Max, Nummer eins in Deutschland mit dem Lied „80 Millionen“. Fußball-Frage: Wie fühlen Sie sich?

 

Das ist gerade alles sehr surreal und abgefahren. Damit hat niemand aus meinem Team gerechnet. Und ich am allerwenigsten. Speziell als Newcomer hat man es ja echt schwer, weit vorne zu landen.

 

 

Sie haben gesagt, Sie wollten Ihre Karriere „entspannt angehen“ und „organisch wachsen“. Jetzt geht alles etwas schneller, weil "80 Millionen" innerhalb weniger Tage zum inoffiziellen Überraschungs-EM-Hit geworden ist. Wann haben Sie gemerkt, dass mit dem Lied was geht mit Blick aufs Turnier?

 

Das hat sich schon vor ein paar Wochen bei der Ursprungsversion bemerkbar gemacht, als viele Leute ankamen und meinten, dass die Nummer wie eine Fußball-Hymne klingt.

 

 

Eigentlich ist „80 Millionen“ ein Liebeslied. Sie haben in der neuen Version ein paar Zeilen eingebaut, die sich auf den WM-Sieg der deutschen Mannschaft in Brasilien beziehen, und singen im neuen Refrain: „Es wird nicht leicht, aber ihr schafft das schon / Denn ihr seid nicht allein / Hinter euch stehen 80 Millionen.“ Fiel es Ihnen denn leicht, den Song umzutexten?

 

Da ich selbst ein großer Fußball-Fan bin, dachte ich mir, dass es ja kaum eine größere Ehre geben könnte, als die Nationalelf mit meiner Musik zu erreichen und motivieren zu können. Also habe ich mich hingesetzt und überlegt, wie ich das umformulieren kann. Das ging sogar recht flott! 80 Prozent des Textes sind ja auch gleich geblieben, und trotzdem hat der Song nun eine ganz andere Bedeutung.

 

 

Was ist das Geheimnis eines erfolgreichen Turnier-Songs? Und warum passt "80 Millionen" offenbar so gut?

 

Ein erfolgreicher Tunier-Song muss eine gewisse Größe mitbringen und sollte im besten Falle stadiontauglich sein. Der Refrain darf auf keinen Fall zu kompliziert sein und sollte spätestens nach dem zweiten Hören im Kopf bleiben. Ich glaube, dass „80 Millionen“ sehr schnell hängenbleibt, die Leute sich mit dem Text identifizieren können und vielleicht sogar dankbar sind, dass sich der Text nicht ausschließlich mit der Mannschaft befasst. Sondern auch mit den Leuten, die hinter der Mannschaft stehen – sprich: ihnen selbst, den Fans. Außerdem kommt der Song gut an, weil er diese spezielle Frische hat, er lief ja auch schon vorher sehr gut im Radio.

 

 

Wie sieht es mit Ihren eigenen Fußballfertigkeiten aus? Spielen Sie in einer Mannschaft? Mit Kumpels?

 

Ich habe immer wieder kurze Ausflüge in die verschiedenen Jugendmannschaften gemacht und war immer ein sehr guter Sprinter. Ansonsten waren meine fußballerischen Stärken rar gesät. Ich war immer schnell kaputt und hatte auch nie wirklich Lust, bei schlechtem Wetter auf den Rasen zu gehen. Sagen wir mal so: Es war besser, dass ich mich auf die Musik konzentriert habe. Jetzt bolze ich mit meiner Band nur noch vor Konzerten.

 

 

Der Kollege Mark Forster ist ständig im Fernsehen und durfte vor dem Spiel Deutschland-Polen sogar im TV-Studio mitdiskutieren. Planen Sie auch, im Laufe des Turniers noch eine größere Rolle in ARD und ZDF zu spielen?

 

Geplant ist da bis jetzt nichts. Die ARD und das ZDF suchen ihre Songs ja schon Monate vor der EM aus. Da der Erfolg der Single so spontan kam und die EM-Version auch niemand so richtig auf dem Schirm hatte, sind da die meisten Kanäle wahrscheinlich auch schon belegt.

 

 

Mit wem von unseren Jungs würden Sie denn am liebsten einen trinken gehen – und warum?

 

Mit Thomas Müller würd' ich gerne mal ein paar Hefeweizen zischen. Der scheint ein extrem entspannter Typ zu sein. Persönlich kenne ich bisher noch niemanden aus unserer Mannschaft. Da habe ich bisher noch niemanden kennenlernen dürfen. Wäre natürlich schon verrückt und toll, falls das mal passieren sollte.

 

 

Wer wird Europameister?

 

Natürlich wir! Die Jungs müssen einfach noch ein bisschen reinkommen.

 

 

Zur Person

Max Giesinger (27) wurde 2011 durch seine Teilnahme in der Castingshow "The Voice of Germany" bekannt. Er belegte der vierten Platz und hatte danach mit "Dach der Welt" einen Hit. Sein Debüt-Album "Laufen lernen" finanzierte Giesinger per Crowdfunding; sein aktuelles Album heißt "Der Junge, der rennt". Der Singer-Songwriter aus der Nähe von Karlsruhe hat schon in etlichen Bands gespielt, war auch Straßenmusiker und lud Cover-Versionen bekannter Songs auf YouTube hoch. Schon mal vormerken: Am 5. Oktober 2016 tritt er im Konzerthaus Ravensburg auf. (nri)