Holger Handtke ist ein sympathischer Typ. Er selbst bezeichnet sich als eher zurückhaltend und freundlich, und sogar in der Rolle des überkorrekten Amtmanns Heinz Kluthe in der ZDF-Serie „Löwenzahn“ kann man den 51-Jährigen eigentlich nur gernhaben. Etwas anders sieht das bei seinem neuen Film aus, der am 19. Dezember 2019 in der ARD läuft – in „Harter Brocken: Der Geheimcode“ spielt der Berliner den eiskalten Killer Winter. Und zwar überzeugend.
Der Schauspieler hat Spaß an allen Figuren, „die weit ab vom mittleren Durchschnittsmenschen liegen, also in irgendeiner Weise aus der Norm fallen“, sagt er. „Da gehören sowohl der empathielose Killer als auch der neurotische Ordnungsamtsmitarbeiter dazu.“
Im neuen Film der im Harz spielenden ARD-Reihe „Harter Brocken“ ist Winter ohne Rücksicht auf Verluste hinter einem Umschlag her, in dem sich ein Teil eines Codes befindet. Im Harz hat Handtke zuvor schon mal gedreht – für den Hollywoodfilm „Monuments Men“ mit George Clooney.
An die Arbeit erinnert er sich gern, auch wenn auch bei solchen Großprojekten ebenfalls nur mit Wasser gekocht werde: „Der Arbeitsablauf als Schauspieler unterscheidet sich nicht sehr von anderen Arbeiten. Aber der Topf, in dem das Wasser drin ist, ist beachtlich größer und die Wassermenge entsprechend auch.“
Für jede Rolle offen
Die Gegend um St. Andreasberg, wo „Harter Brocken“ entsteht, war Handtke bislang unbekannt. Aber für die Natur kann er sich im Allgemeinen begeistern, „allerdings vorzugsweise in der warmen Jahreszeit, da ich doch eine Frostbeule bin“, lacht er.
Handtke geht offen an jede Rolle heran – auch beim beliebten Genre Krimi. „In den unzähligen Vorabend- und Abendkrimis gibt es immer wieder sehr schöne und herausfordernde Rollen, die viel Spaß machen“, sagt er. Natürlich würden sich Rollen auch wiederholen, was aber nicht automatisch bedeute, dass er sie deshalb nicht gern spiele.
Eine spannende Mischung
An der Rolle des Killers Winter gefällt ihm, „dass er so außergewöhnlich wenig redet, aber gleichzeitig extrem präsent ist“. Und dann sei da noch diese „interessante Mischung aus völliger Ruhe und permanenter Bereitschaft, sofort zu reagieren“. Schon beim Lesen des Drehbuchs habe er die Figur ziemlich genau vor sich gehabt, sagt der 51-Jährige. Also definitiv eine Rolle, die er gern spielen wollte.

Das sei ja der Traum jedes Schauspielers, „nur die Rollen zu spielen, die man auch spielen möchte“. Den Luxus könnten sich jedoch wenige Kollegen leisten. „Meine Entscheidung, ob ich eine Rolle spiele oder nicht, ist oft auch eine ganz pragmatische“, sagt Handtke.
Bei „Harter Brocken“ gab es da nicht viel zu überlegen, das sei ein großes Vergnügen gewesen. Gerade das schnelle Umschalten beim Dreh – von Holger Handtke auf den Killer Winter – „macht wahrscheinlich genauso viel Spaß, wie es Kindern Spaß macht, andere zu erschrecken“, lacht er.
Er nimmt nicht jede Rolle an
Gibt es auch Rollen, die er nie spielen würde? Das seien wenige, sagt Handtke. Aber es gebe „Formate oder Filmprojekte, bei denen ich nicht gern mitmachen möchte, egal, was für eine Rolle mir angeboten werden würde“. Er würde jedoch auch eine nicht ganz so spannende Rolle in einem tollen Projekt spielen – „umgekehrt eher nicht“.
Handtke gehört nicht gerade zu den unbekannten Schauspielern, er hatte Rollen in vielen Filmen und Serien und war beispielsweise auch schon einige Male im Tatort zu sehen – nur diese eine Rolle, die man ihm sofort zuordnen kann, die gibt es nicht. „Ich kann mich fast völlig unerkannt bewegen und wenn mich mal jemand erkennt, dann weiß er oder sie meist gar nicht, woher genau.“ Für ihn sei das perfekt, sagt er.
Eltern erkennen ihn eher als Kinder
Viele Menschen – eher Eltern als Kinder – erkennen ihn wegen seiner Rolle in „Löwenzahn“. Handtke, selbst dreifacher Vater, glaubt, das liegt daran, dass Kinder sich nicht vorstellen könnten, dass dieser pedantische Heinz Kluthe irgendwo außerhalb der Fernsehers auftauchen könnte.

Vielleicht erkennen ihn die erwachsenen Fernsehzuschauer bald auch wieder wegen „Babylon Berlin“. In der Erfolgsserie spielt Handtke einen Anwalt – auch in der dritten Staffel, die ab Januar bei Sky läuft und im Herbst in der ARD. Ein Projekt, von dem Handtke in den höchsten Tönen schwärmt: „Die Stimmung im Team und bei den Dreharbeiten ist wirklich ein Traum.“
Jetzt ist aber erst mal Weihnachten – der Schauspieler wird die Tage „ganz gemütlich“, wie er sagt, mit seiner Familie verbringen. „Und auf etwas Schnee zum Rodeln hoffen, das hat sich mein Jüngster sehr gewünscht.“