Sie hat in Windeseile eine steile Karriere hingelegt: Im Winter 2014 jobbte Enissa Amani noch als Pfeffer-Verkäuferin auf dem Weihnachtsmarkt, jetzt versucht sich die junge Entertainerin als Nachfolgerin von Stefan Raab. Auf dem früheren montäglichen Sendeplatz von „TV total“ auf ProSieben präsentiert die Deutsch-Iranerin heute zum zweiten Mal die wöchentliche Late-Night-Show „Studio Amani“. Bei der Premiere erreichte die neue Show gleich mal einen Marktanteil von 16,8 Prozent.
Amani, die sich bei ihren Auftritten gerne als Modepuppe mit Grips gibt, verspricht eine Wundertüte aus Anspruch und Unterhaltung: „In meiner Sendung sind alle Themen willkommen – von ernsten politischen Angelegenheiten bis hin zur Schwierigkeit, den Lidstrich beim linken Auge genauso hinzubekommen wie beim rechten“, sagt die Wahl-Kölnerin. „Ich freue mich vor allem auf Diversität: Sollte ich mit Richard David Precht und Rapper Haftbefehl auf der Couch philosophieren können, wäre ich sehr glücklich.“
Amani ist die Tochter einer Ärztin und eines iranischen Literaten, der in seiner Heimat politisch verfolgt wurde – die Familie floh in den 80er-Jahren nach Deutschland. Amani kam im Iran zur Welt und wuchs in Frankfurt auf. Aus ihrem Alter macht sie ein Geheimnis – sie dürfte aber knapp über 30 sein. Nach dem Abitur, das sie mit 1,8 abschloss, begann Amani ein Jura-Studium, nahm wechselnde Jobs an – unter anderem arbeitete sie bei einer Fast-Food-Kette und auch als Flugbegleiterin – und beteiligte sich an Schönheitswettbewerben.
Mit Erfolg: Sie wurde unter anderem Zweite bei der Wahl zur Miss Westdeutschland. Beim Shoppingsender QVC verkauft Amani seit einigen Jahren Kleidung – bei ihrem Mundwerk ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie eine talentierte Verkäuferin ist.
2013 begann das Nachwuchstalent mit ersten Stand-up-Comedy-Auftritten in Cafés, schickte ein Video davon an die Redaktion der ARD-Sendung „Nightwash“ und durfte dort auftreten. „Das war mein Sprungbrett. Danach wurde ich zu ,TV total' eingeladen, ich hatte mehrere Auftritte bei Stefan Raab, und der zweite ging im Internet total ab. Plötzlich konnte ich nicht mehr unerkannt auf die Straße gehen“, erzählt Amani, die einiges tat, um immer noch ein bisschen bekannter zu werden: Im vergangenen Jahr war sie Kandidatin bei der RTL-Show „Let's Dance“ – dort wurde sie immerhin Vierte.
Inzwischen ist die Entertainerin mit eigenem Bühnenprogramm auf Tour, die Vorstellungen sind regelmäßig ausverkauft: „Zwischen Chanel und Che Guevara“ heißt die Show und dreht sich um das Spannungsfeld zwischen Mode und Intellekt, ihren Alltag als Deutsche mit Migrationshintergrund sowie den Kontrast zwischen westlichem Lebensstil und Amanis Erziehung durch ihren kommunistischen Vater. Dessen politischer Einstellung hat sie ihren Namen zu verdanken: „Inessa Armand war eine russische Revolutionärin und angebliche Liebhaberin von Lenin. Meine Eltern fanden die Frau und den Namen toll, haben ihn aber immer falsch ausgesprochen – so wurde ich zu Enissa.“
Im August schlägt Amani das nächste Kapitel in ihrer Karriere auf und veröffentlicht ihr erstes Buch. Titel: „Nicht ohne meine High Heels: Eine deutsch-persische Familiengeschichte“. Derweil kann man ihren Werdegang im Fernsehen verfolgen. Und auf Instagram, Facebook, Twitter und Co. Was man halt so hat als TV-Sternchen.
Studio Amani: Montag, 23.15 Uhr, ProSieben