Eure Single „Trojanisches Pferd“ spielt auf eine Sage aus der Mythologie an. Einst versteckten sich Krieger der griechischen Armee in einem ausgehöhlten Holzpferd und eroberten mittels dieser List die Stadt Troja. Das „Trojanische Pferd“ in eurem Video kommt in Gestalt eines Geißbocks daher. Outen sich die Herrschaften hier als Fans des 1. FC Köln?

Koljah: Dass der Geißbock das Wappentier des FC ist, war uns eigentlich gar nicht so bewusst. Wir sind auch alle drei nicht so wahnsinnig fußballaffin. Für uns handelt es sich bei dem Tier einfach nur um eine Ziege

Panik Panzer: Die außerdem beim Videodreh schwanger war.

Warum Ziege und nicht Pferd?

Panik Panzer: Wir hätten Angst gehabt, mit einem richtigen Pferd zu drehen, die können ordentlich zutreten. Die Ziege entsprach unserer Kragenweite.

Im Text zu „Baggersee“ sagt ihr, dass ihr eine „Atombombe auf Deutschland“ werfen wollt.

Koljah: Ja, aber wir wollen wirklich nur für alle das Beste. Das Entscheidende ist nicht die Atombombe, sondern dass wir durch den Atomkrater einen riesengroßen Baggersee bekommen, also einen Ort für Spaß, Freude und Erholung.

„Baggersee“ ist nicht mehr HipHop, sondern Punk. Weshalb?

Panik Panzer: Weil wir Freude an Punkmusik haben, Der Song ist innerhalb von zwei Stunden entstanden. Wir haben es uns mit dem neuen Album nicht leicht gemacht, aber manchmal sprudelt es aus uns heraus.

Als Gratiszugabe zu „Anarchie und Alltag“ gibt es auch das Punkalbum „Atombombe auf Deutschland“, auf dem ihr gemeinsam mit alten und noch jungen Punks – Campino, Fehlfarben und Feine Sahne Fischfilet – zwölf Nummern der Antilopen Gang in Punkrock-Versionen spielt. Seid ihr doch eher Punks als Rapper?

Panik Panzer: Ich hatte mit Freunden in der Schule tatsächlich mal eine Punkband ins Leben gerufen. Bierschiss haben wir geheißen. Wir sollten auf einem Festival auftreten, doch dann kam der Bassist nicht. Ein Konzert haben wir also nie gespielt.

Koljah: Ich war in jungen Jahren großer Toten-Hosen-Fan, ich habe in unserer Schülerband total einen auf Campino gemacht, ich wollte so sein wie er. Ich habe auch immer Bilder von den Toten Hosen gemalt.

Im Text zu „Beate Zschäpe hört U2“ habt ihr schon vor gut zwei Jahren einige Entwicklungen, unter anderem die starke Zunahme der Angriffe auf Flüchtlingsheime, vorhergesehen. Wenn ihr quasi visionär und eurer Zeit voraus seid, wie geht es weiter?

Koljah: Naja, ich will noch einmal auf die Baggersee-Idee zurückkommen. Der zweite programmatische Song auf dem Album heißt „Pizza“. Vielleicht liegt das tatsächliche Szenario irgendwo dazwischen.

„Anarchie und Alltag“ ist ein Spiel mit dem Albumtitel „Monarchie und Alltag“ der Düsseldorfer Alt-Punks Fehlfarben. Was steckt hinter dem Titel?

Koljah: Die Erkenntnis, dass Anarchie, also eine herrschaftsfreie Gesellschaft, und unser tatsächlicher Alltag viel zu wenig Berührungspunkte haben. Wir bräuchten im Alltag viel weniger Regeln. Wenn wir das, was in der Welt passiert, durch eine schöne Anarchie ablösen könnten, in der alle Menschen sich lieben, dann wären wir sofort dabei.

Fragen: Steffen Rüth

Das Album

So ähnlich kennt man das schon von den Kollegen wie K.I.Z. oder 257ers: Vieles, was das Rap-Trio songtextlich auf dem neuen Album „Anarchie & Alltag“ von sich gibt, ist weder ernst gemeint noch ernst zu nehmen. Spaßrapper sind die langjährigen Freunde Kolja (aus Düsseldorf) sowie die Aachener Brüder Panik Panzer und Danger Dan (unter dem Namen Caught In The Crack brachten die Musiker bereits 2003 das erste Mix-Tape heraus) allerdings noch lange nicht. Die neuen Songs sind noch etwas weniger fröhlich als die auf „Aversion“ (2014), es werden auch Themen wie seelische Abgründe („Patientenkollektiv“) und der ewige Flirt mit dem Verliererdasein („Fugen im Parkett“) nicht ausgespart. Die meiste Aufmerksamkeit aber dürften auch dieses Mal wieder die Stücke mit politischem Inhalt bekommen: Während sie in „Pizza“ eine konstruktive Vision des Miteinanders entwerfen, ist „Baggersee“ noch gemeiner und radikaler als „Beate Zschäpe hört U2“, der bislang böseste und erfolgreichste Song der Antilopen Gang.