Robin ist ganz niedlich, ein Knirps, kaum kniehoch, und ausgestattet mit Kulleraugen sowie Armen aus Heißluftschläu­chen. Pa­ro erinnert mit schwarzen Äuglein und dem samtig­-weißen Fell an ein Robbenbaby, während Aibo einem Beagle ähnelt. Mit den geometrischen Formen seines Leibs und der metallisch anmutenden Körperoberfläche ist er freilich ein ziemlich technoider Hund.

Hauptsache unterhaltsam

Was die drei so unterschiedlichen Kre­aturen verbindet: Es sind kommunikative Unterhaltungsroboter. So kann Aibo, ausgestattet mit Op­en­-Sou­rce-Software und trainierbar wie ein wirklicher Hund, von Frauchen oder Herrchen nach Belieben zu einer individuellen Hundepersönlichkeit erzogen werden.

Paro besitzt kommunikative Fähigkeiten im Umgang mit betagten Menschen und Demenzkranken. Wie ein Therapiehund baut er eine Beziehung zu ihnen auf, spendet Trost und vermittelt Gefühle von Glück und Zufriedenheit.

Zusammen mit gut 200 weiteren Exponaten bestücken die robotischen Unterhalter und Helfer die Ausstellung „Hello, Robot“­ im Vitra Design Museum. Bereits 2017 war es die erfolgrei­chste Schau in der Geschichte des Ausstel­lungshauses in Weil am Rhein.

Jetzt ist die gemeinsam mit dem Museum für angewandte Kunst in Wien und dem Design Museum Gent erarbeitete Präsentation nach einer Welttournee an ihren Ausgangspunkt zurückgekehrt – ange­reich­ert um Beispiele aus der üb­er­bordenden Fülle neuer Entwicklungen und Tendenzen auf dem Gebiet der Ro­botik.

„Wir sind die Roboter“

Als die Band Kraftwerk 1978 den Refrain des Songs „Wir sind die Roboter“ in einer Art Computersprechgesang mechanisch wie­derholte, war die Robotik noch weitgehend Zukunftsmusik. Heute sind Roboter in der Gegenwart ange­kommen – und allgegenwärtig. Ro­botik durchsetzt unser Leben, ob in Gestalt wendiger In­du­strie­roboter oder zuverlässiger Tran­s­portdrohnen.

Zu unseren autonomen Staubsaugern und Ra­sen­mä­hern haben wir längst eine ebenso liebevolle Beziehung entwickelt wie zu Haustieren. Auch Automobile und Wa­sch­maschi­nen sind (teil-)robotisiert, Objekte wie Stühle oder Pantoffeln kommen aus dem 3D­-Drucker. Das selbstfahrende Auto ist schon auf dem Sprung. Und auch das nächste große Ding in der Robotik – das „Internet der Dinge“ – dürfte nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Vincent Fournier: „Reem B #5 [Pal], Barcelona Spain“ aus „The Man Machine“ (2010).
Vincent Fournier: „Reem B #5 [Pal], Barcelona Spain“ aus „The Man Machine“ (2010). | Bild: Vincent Fournier

Jahrhundertelang waren Roboter bloße Figuren der Fantasie. Auf fruchtbaren Bo­den fie­len Roboterträume vor allem in der Moderne des 20. Jahrhunderts, die auch den Begriff prägte. Auf diese Vor­boten realer Roboter geht die Aus­stellung gleich zu Beginn mit einer Fülle von Objekten, Abbildungen, Film­aus­schnitten und begleitenden Tex­ten ein.

Zu sehen sind einer kleine Ar­mee historischer Spielzeugroboter und Kino-Hits wie „Metropolis“ und „Blade Runner“, „Terminator“ und „Matrix“. Star unter den Robotern der Fantasie ist in der Ausstellung der originale R2-D2 aus der „Star Wars“-Film­reihe. Auch eine Lego-Ver­sion wird geboten.

Einer der berühmtesten Roboter überhaupt: R2-D2 (rechts) aus „Krieg der Sterne“ (1977).
Einer der berühmtesten Roboter überhaupt: R2-D2 (rechts) aus „Krieg der Sterne“ (1977). | Bild: TM 2017 Lucasfilm Ltd.

In­dustrieroboter wie „YuMi“, ein Zwei­-Arm­-Roboter für die Montage kleiner Teile, oder der Schreibroboter „manifest“ zeigen ihre Künste und erinnern anschaulich daran, wie sehr die Arbeitswelt heute von Robotik dur­ch­setzt ist. Und nicht nur von 3D­-Dru­ckern ausgespuckte Stüh­le machen De­sign als Schnittstelle zwischen dem Menschen und seiner robotisch produzierten Umwelt kenntlich.

Nach dem Bienensterben ersetzen robotische Bienen die natürlichen Bestäuber. Den Roboter als Freund und Helfer, ausgestattet mit sozialer und kommunikativer Kompetenz, verkörpert Musio: Kindern ist er ein Spielgefährte und bringt ihnen Englisch bei.

Mensch und Roboter verschmelzen

Die zunehmende Verschmelzung von Roboter und Mensch aber verdeutlicht der unter der Haut implantierte xBT-Chip, der nicht nur Türen öffnen kann. Ottobot wiederum steuert Arm-, Hand- oder Fußprothesen, das so genannte Exoskelett hilft Schlaganfallpatienten bei der Reha. Auch robotisches Spielzeug für Telesex in der Fernbeziehung findet bereits Verwendung.

Dass sich der irakische Künstler Wafaa Bilal eine Webcam in den Hinterkopf implantieren ließ, deren live aufgenommene Bilder auf seine Website flossen, war als Anstoß für Diskussionen zu Überwachungstechnologien gedacht.

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Wenn der Roboter bis an die Schwelle zur Gegenwart nicht mehr als ein utopischer Mensch­heits­traum war, so könnte sich Letzterer in der Realisierung in einen Alptraum verwandeln. Nicht auszuschließen, dass der Mensch von seinen Geschöpfen abhängig werden und diese, seine Knechte, sich zu seinen Herren aufschwingen könnten.

Die glänzend in­formierte und in der Vermittlung des The­mas wohltuend sachlich-kri­tische Ausstellung misst das ganze weite Feld zwi­schen Utopie und Dystopie aus, ohne in der Frage selbst Stellung zu beziehen. Gefragt ist vielmehr das Urteil des Besuchers.

Die Ausstellung „Hello, Robot. Design zwischen Mensch und Maschine“ ist bis zum 5. März 2023 im Vitra Design Museum in Weil am Rhein zu sehen. Geöffnet ist täglich von 10 bis 18 Uhr. Weitere Informationen finden Sie hier.

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