Der Kunstmarkt spielt verrückt. Die Kaufsummen der Werke berühmter Künstler sind ins Astronomische gestiegen. Bei einer Auktion von Christie‘s in New York im November 2017 erhielt ein Bieter für gut 450 Millionen US-Dollar den Zuschlag für Leonardo da Vincis Gemälde „Salvator Mundi“.

Angeblich soll Mohammed bin Salman aus Saudi-Arabien der anonyme Käufer sein. Wie schön, dass sich der Kronprinz eines Landes, das den islamistischen Terrorismus unterstützt und Gegner liquidieren lässt, nebenbei auch für Kunst mit christlichen Motiven interessiert.

Rekord in der Fondation Beyeler

Wenn Kunstwerke im Wert steigen, folgen ihnen die Versicherungssummen als Schatten auf dem Fuß. Dass der Versicherungswert der 75 Picassos der aktuellen Ausstellung in der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel bei rund vier Milliarden Franken liegt, gibt dieser Entwicklung ein Gesicht. Es ist die teuerste Ausstellung, die das Museum jemals auf die Beine gestellt hat.

Der durchschnittliche Wert jedes einzelnen Picasso-Werks der Riehener Schau liegt demnach bei mehr als 50 Millionen Franken. Bei Ausstellungen mit Kunst dieser Preiskategorie ist die Versicherung der größte Kostenfaktor. „Imposant“ nennt Matthias Fellmann mit schweizerischem Understatement diese Zahlen.

Der Leiter der „Exhibition Services“ des Museums ist nicht nur für die Lagerung und Konservierung der Kunstwerke des Museums sowie das Art Handling verantwortlich – das Verpacken und Beschriften, Montieren und Demontieren von Kunstwerken. Er kümmert sich auch um die Versicherung und den Transport von Leihgaben zu anderen Ausstellungshäusern sowie die Anlieferung externer Kunstwerke an die Fondation Beyeler.

Lagerung, Transport, Versicherung

Neben zwei Art Handlern – speziell geschulten Mitarbeitern, die Kunstwerke real in die Hand nehmen – besteht sein Team aus vier Registraren, zu deren Aufgabengebiet insbesondere die Logistik von Lagerung und Transport, aber auch die Versicherung von Kunstwerken gehört. Bei wichtigen Ausstellungen wie der Picasso-Schau kann Fellmann die Zahl seiner Mitarbeiter auf annähernd 20 Personen erhöhen.

„Die Exhibition Services der Fondation Beyeler spielen sozusagen in der höchsten Liga. Wir haben umfangreich geschultes Personal und klare Richtlinien“, sagt Fellmann. „Dazu zählt etwa das Vier-Augen-Prinzip und der Grundsatz, dass wir jedes Kunstwerk mit derselben Sorgfalt behandeln, ganz gleich, welchen Geldwert es besitzt.“

Die steigenden Werte für Kunst stellen öffentliche wie private Sammlungen vor die Herausforderung einer finanzierbaren Versicherung. Die Versicherung einer ganzen hochkarätigen Sammlung ist in den meisten Fällen kaum bezahlbar. Staatliche Museen verzichten deshalb oft auf die Versicherung und setzen auf die sogenannte Staatshaftung.

Von „Nagel zu Nagel“

Private Museen versichern häufig nur ausgewählte oder besonders fragile Spitzenwerke. Dagegen sind Kunsttransporte zu einer Ausstellungsstätte in jedem Fall durch eine temporäre Versicherung geschützt. Die Prämie ist von drei Faktoren abhängig: dem Wert eines Kunstwerks, dem Transportweg und der Ausstellungsdauer.

Versichert werden Kunstwerke von „Nagel zu Nagel“, so Fellmann. Das heißt, eine Versicherung greift von dem Zeitpunkt an, zu dem ein Kunstwerk aus dem Depot geholt oder von der Wand abgenommen wird, bis zu jenem, an dem es sich wieder an seinem ursprünglichen Ort befindet.

Vier Protokolle halten den jeweiligen Zustand eines Werks während der Phasen des Transports fest. In aller Regel sind sie miteinander identisch – dann nämlich, wenn es nicht zu einer Beschädigung gekommen ist. Bei sehr kostbaren Werken schickt die Fondation Beyeler auch mal einen Kurier mit auf die Reise.

Wie werden bei der Fondation Beyeler Kunstwerke transportiert? Bei kurzen Distanzen – dazu zählt Fellmann auch Transporte in Städte wie Wien, Paris oder London – in der Regel mit dem LKW, seltener per Luftfracht. Nach Übersee werden Kunstwerke für gewöhnlich mit dem Flugzeug transportiert. Der Wasserweg stellt, schon wegen der Langsamkeit, eine Ausnahme dar.

Alles kann versichert werden

Kunstwerke können auf vielfältige Weise beschädigt und zerstört werden oder abhanden kommen: durch unsachgemäße Lagerung oder ungeschicktes Hantieren, durch Unfälle beim Transport, Beschädigung durch Besucher – oder Raub. Dagegen ist Kunst versichert.

Frage an den Experten: Werden Kunstwerke, wie man es aus der Zeitung kennt, im Museum oder auch mal beim Überfall eines Transports geraubt? „Nur in guten Filmen“, entgegnet Fellmann, dem kein Beispiel für einen derartigen Verlust bekannt ist.