Vor gut 50 Jahren haben Stanley Kubrick und Arthur C. Clarke mit „2001 – Odyssee im Weltraum“ ein neues Science-Fiction-Genre erfunden. Filme, die im Weltall spielen, hatte es vorher schon gegeben, aber ihr Werk führte den Menschen nicht nur räumlich, sondern vor allem metaphysisch an seine Grenzen.
Seither haben sich Autoren und Regisseure immer wieder bemüht, an Kubricks Meisterwerk anzuknüpfen. Kongenial war im Grunde aber erst „Interstellar“ von Christopher Nolan – weil die Geschichte nicht bloß ein Abenteuer über die Zukunft der Menschheit erzählte, sondern sich auch mit den Gesetzen der Physik auseinandersetzte.

Etwas Ähnliches schwebte wohl auch Claire Denis mit „High Life“ vor. Der Handlungsrahmen erinnert an typisches Hollywood-Kino: Eine Gruppe junger Krimineller ist auf dem Weg zum Zentrum unserer Galaxis. Es ist eine Reise ohne Wiederkehr – die Mission soll der Menschheit helfen, sich die Rotationsenergie eines Schwarzen Lochs nutzbar zu machen.
Zentrale und zunächst einzige Figur des Films ist Monte (Robert Pattinson), der sich hingebungsvoll um ein Baby kümmert. Außer den beiden scheint niemand an Bord zu sein. Nach und nach gibt Denis die Vorgeschichte preis: Schiffsärztin Dibs (Juliette Binoche) war besessen davon, ein Weltraumkind zu zeugen: Baby Willow ist Montes Tochter.

Es hat durchaus seinen Reiz, wenn sich Geschichten erst im Kopf der Zuschauer zusammensetzen, weil sie mit Hilfe vieler Zeitsprünge erzählt werden. „High Life“ hätte dieses dramaturgische Konstrukt aber gar nicht nötig. Es erweckt im Gegenteil den Anschein, als habe Denis durch eine bemüht kunstvolle, komplizierte Erzählstruktur kaschieren wollen, dass sie einen klassischen Science-Fiction-Film gedreht hat.
Nicht nur für die Regisseurin ist „High Life“ eine ungewöhnliche Produktion, auch das europäische Kino wagt sich nicht zuletzt aus Kostengründen selten an dieses Genre. Gemessen an vergleichbaren Hollywood-Produktionen wirkt der Film in der Tat eher sparsam, doch sein größeres Manko ist ein Effekt, mit dem jeder Weltraumreisende konfrontiert wird: Langeweile.
Verschenktes Potenzial
Dabei hätte das Thema viele faszinierende Facetten zu bieten. Und so innig die Szenen mit Monte und dem Baby sind: Das schauspielerische Potenzial ist größtenteils verschenkt. Zu den Mitwirkenden zählt unter anderem Lars Eidinger, sein einziger nennenswerter Dialogsatz ist nicht mal jugendfrei. Unterm Strich wirkt „High Life“ wie der Versuch, einen Weltraumfilm mit Mitteln des Arthaus-Kinos zu erzählen.

Abspann
Buch und Regie: Claire Denis
Produktion: Frankreich, Deutschland, Großbritannien 2018
Darsteller: Robert Pattinson, Juliette Binoche, Lars Eidinger, Mia Goth u.a.
Länge: 113 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Verleih: Pandora
Fazit: Misslungene Kombination aus Weltraumfilm und Arthaus-Kino.