Steffen Rüth

Mark, seit zehn Jahren lebst du in Berlin, hast ein Jura-Studium begonnen, ein BWL-Studium abgeschlossen, warst Musiker für Werbejingles und bist unglaublich erfolgreich mit deinen eigenen Songs. Wie hast du das bloß geschafft?

Ich kann das nicht beantworten. Ich will es auch gar nicht wissen. Seit drei Jahren laufen meine Songs wie verrückt im Radio, das ging los mit „Einer dieser Steine“, meinem Duett mit Sido, und hat seitdem nicht mehr aufgehört. Die Leute mögen meine Musik, und das ist ein großes Glück für mich.

Du bist ein sehr freundlicher, sympathischer, offener Typ. Wahrscheinlich kommt auch deine Art gut an, oder?

Ja, das kann schon sein (grinst). Wobei ich ja einfach nur so bin, wie ich nun einmal bin. Man kann sich auf Dauer nicht verstellen und sympathisch tun, wenn man in Wirklichkeit ein Kotzbrocken ist.

War das absehbar für dich, dass du mit dem Song „Au Revoir“ und dem Album „Bauch und Kopf“ vor zwei Jahren so abgehen würdest?

Nein, vorhersehbar war das nicht. Ich habe insgesamt von allen meinen Singles zwei Millionen Stück verkauft, das ist echt irre. Man kann dieses Gefühl, was das mit einem macht, gar nicht in ein paar Sätzen beschreiben. Es gibt ja nichts Vergleichbares für einen selber. Ich genieße eher die kleinen, großen Momente, wie den ersten Festivalsommer mit „Au Revoir“ vor zwei Jahren. Bei „Bochum total“ haben wir zum ersten Mal abends spielen dürfen, vor 30 000 Leuten, die alle den Refrain konnten. Wenn so viele Leute ein Lied mitsingen, das du dir in deinem Zimmer ausgedacht hast, das ist verrückt und wundervoll.

Wann hast du überhaupt mit dem Songschreiben angefangen?

Mit 14. In meinem ersten Lied ging es um ein Mädchen, das ich gut fand. Danach habe ich einfach nie mehr mit dem Komponieren und Texten aufgehört. Zehn Jahre lang war das Zeug schrecklich, aber irgendwann entwickelte sich eine eigene Sprache, und die Leute fingen an, sich dafür zu interessieren.

Dein neues Album heißt „Tape“. Viele Jungs haben für die Mädchen, in die sie verliebt waren, früher Kassettentapes aufgenommen. Du auch?

Meine Tapes habe ich tatsächlich für mich selbst gemacht. In meinem Kinderzimmer in Winnweiler konnte ich nur zwei Sender vernünftig empfangen, einer spielte nur Oldies, der andere einfach alles. Also habe ich im Radio die Lieder, die ich mochte, auf Kassette aufgenommen und für mich schlüssige Alben daraus gebastelt. Nach „Hope of Deliverance“ von Paul McCartney, das bei mir nur eine Strophe hat, weil ich zu spät auf Aufnahme gedrückt hatte, kommt zwingend „Don’t Speak“ von No Doubt und die Fußballhymne „Three Lions“ von den Lightning Seeds.

Gibt es überhaupt noch Musikkassetten?

Jetzt wieder. In den 5000 Deluxe-Boxen von „Tape“ ist jeweils eine drin, von mir unterschrieben. Ich bin mal gespannt, wie viele Leute das abspielen können. Ich glaube, am ehesten haben die Leute noch ein Kassettendeck im Auto.

Apropos Fußballhymne. „Wir sind groß“ ist der offizielle EM-Song des ZDF. Hast du die Nummer dort eingeschickt und dich beworben?

Nein, überhaupt nicht. Das ZDF hat mich gefragt. Die finden, der Song passt gut, um die Bilder der EM zu untermalen.

Verglichen mit „Bauch und Kopf“ klingt das Album „Tape“ gelöster, lockerer und entspannter. Bist du vom Wesen her ein Optimist?

Ja, das bin. Wenn dir solche unwahrscheinlichen Dinge widerfahren wie ein Hit, und dann noch einer und noch einer, dann kriegst du diesen kindlichen Glauben daran zurück, dass alles möglich ist auf der Welt und im Leben. Das ist ein schönes Gefühl. Ich denke jedoch auch, dass man was tun muss, damit die Wünsche und Träume Realität werden. Ich wollte Sänger werden, also habe ich gesungen. So lange, bis was draus geworden ist.

Stimmt es, dass du die Grundidee für den Sound von „Tape“ im Urlaub in New Orleans hattest?

Genau. Ich wollte, dass die neue Platte etwas mehr nach Funk und nach HipHop klingt, insgesamt halt ein bisschen sommerlicher. Und die Bläser waren mir vor zwei Jahren schon während meines Urlaubs in New Orleans aufgefallen, die spielen da einfach auf der Straße. Ich habe das ganz wacklig mit dem Handy gefilmt, die Idee ließ mich nicht mehr los. Mit dieser Bläsertruppe im Kopf fing ich wieder an, neue Songs zu schreiben. Wir haben dann tatsächlich die Streicher-Arrangeurin Rosie Danvers bekommen, die auch schon mit Adele aufgenommen hat, und die Bläser hat Jason Yarde gemacht.

 

Fragen: Steffen Rüth

 

Zur Person

Mark Forster, 32, kann gerade machen, was er will, es wird immer ein Hit: Kaum ein deutscher Musiker ist derzeit öfter im Radio gelaufen als der nette Typ mit Baseball-Käppi, Bart und Brille, der im pfälzischen Winnweiler groß wurde, in Berlin lebt und vor seinem Durchbruch als Sidekick von Kurt Krömer tätig war. Auf seinem dritten Album „Tape“ macht sich Mark musikalisch nun locker, allzu tief gehen die Deutschpop-Songs allerdings nicht. (sr)



 

Videos: Musik von Mark Forster

 

Au revoir (unplugged):

Flash mich:

Die Stimme – EFF (Felix Jaehn und Mark Forster):

Bauch und Kopf:

Wir sind groß: