Von Tilmann P. Gangloff

Pünktlich zum Frühling weckt wie in jedem Jahr ein neuer Roman von Gaby Hauptmann die Vorfreude auf den Sommer. Der Titel „Die Italienerin, die das ganze Dorf in ihr Bett einlud“ klingt nach Komödie, und tatsächlich liest sich das Buch so spritzig und leicht wie der Prosecco, den Hauptmanns Heldinnen gern trinken. Die Geschichte erfüllt mit ihren überraschenden Entwicklungen alle Erwartungen, auch die erotischen; aber da ist noch mehr. Düstere oder gar morbide Gedanken sind der Autorin eigentlich fremd, und das gilt nicht nur für ihre Romane. Trotzdem spielt der Tod eine wichtige Rolle für die Handlung, selbst wenn sich erst ganz am Schluss rausstellt, dass sich die Titelfigur die ganze Zeit mitten in einem Krimi befand; prompt wandelt sich das Geschehen noch rawsch zum Thriller.

Davon kann zunächst jedoch keine Rede sein. Die Karrierefrau Gabriella, Anfang dreißig, fühlt sich ausgebrannt und leer. Um alles hinter sich zu lassen und wieder zu Kräften zu kommen, beschließt sie, ihr Bett fürs Erste nicht mehr zu verlassen. Wer was von ihr will, muss sie besuchen, und so finden sich nach und nach alle handelnden Personen in ihrem Schlafzimmer ein: der Dorfpriester, ein Anwalt, ihre beste Freundin, ein neuer Liebhaber, ein überraschend auftauchender Halbbruder, ein guter Freund ihres Vaters.

Doch vor den Dämonen der Vergangenheit gibt es jedoch kein Entkommen, und deshalb muss sich die erfolgreiche Brokerin mit Ereignissen auseinandersetzen, die lange zurückliegen; allen voran das frühe Verschwinden ihrer Mutter, einer schönen Schauspielerin, die anscheinend einst ihren Mann, einen erfolgreichen Filmregisseur, sowie die kleine Tochter im Stich gelassen hat.

Einsamkeit, Trauer, Verrat, Leben und Tod: Für ein Sommerbuch, das sich zudem als Geschichte über die Grenze zwischen Fantasie und Wirklichkeit entpuppt, ist der Roman mitunter überraschend tiefsinnig; und eine Liebeserklärung an die Toskana noch dazu.

Gaby Hauptmann: „Die Italienerin, die das ganze Dorf in ihr Bett einlud“. Piper Verlag, München. 352 Seiten, 14,99 Euro.