Ewald Merkle war es, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg entschloss, gegen die grassierende Wohnungsnot etwas zu unternehmen. Mit „erbetteltem Geld“ aus einer Bauhilfesammlung gründete Ewald Merkle damals die Baugenossenschaft „Neue Heimat“, die so vielen Menschen eine wirkliche neue Heimat verschaffte. In seiner Regie wurden in größter Wohnungsnot mehr als 3000 Wohnungen gebaut.
Das Leben Ewald Merkles ist ein wichtiges Stück Stadtgeschichte. In jungen Jahren lange Zeit als „Benjamin“ für die CDU im Gemeinderat von Villingen, später dann als dienstältester Stadtrat im Gemeinderat der Doppelstadt Villingen-Schwenningen. Er hat auch in der CDU wichtige Marksteine gesetzt. Insgesamt 40 Jahre lang bestimmte er so die Stadtentwicklung mit, über 20 Jahre auch als Bürgermeister-Stellvertreter.
Sein ganzes Leben lang engagierte sich Ewald Merkle in vielfältiger Form im kirchlichen Bereich. Vor über 50 Jahren hat er das Lioba-Heim initiiert und gebaut, dass ihm nun am Ende seiner Tage letzte Zuflucht bot. Krönung war für ihn, als vor fünf Jahren die Bewohner in die drei neuen Häuser für Betreutes Wohnen einziehen konnten.
Wenn Ewald Merkle früher durch die Stadt ging, traf er immer auf Dinge, die er geschaffen hat: Münsterzentrum, Kindergärten oder Wohnhäuser. In der Südstadt, so erinnerte sich der Gründer und über 40 Jahre Geschäftsführer der Baugenossenschaft Neue Heimat, heute „Familienheim“, die sein Sohn und inzwischen sein Enkel führt, stand er mit Pickel und Schaufel beim Bau der ersten Siedlungshäuser Abend für Abend in der Baugrube und half mit, den damals so wichtigen Wohnraum zu schaffen.
Auch im Jugendheim Spechtloch buddelte der junge Ewald Merkle tatkräftig mit, bis die heute immer noch beispielhafte Freizeiteinrichtung für junge Leute stand. Ewald Merkle baute und leitete viele Jahre auch das erste Jugendwohnheim für heimatlose Jugendliche, die in Villingen später in einer Lehrstelle unterkamen. Auch ein Wohnheim für elternlose Mädchen richtete er ein. Ewald Merkle ist der „Vater“ des Münsterzentrums, im dem heute Caritas und der Kindergarten Frieden zuhause sind.
Ewald Merkle ist ein markantes Beispiel für soziales Engagement, hat nie die Theorie gepredigt, sondern die Praxis vorgelebt. Vom Stadtsiegel über die Bürgermedaille, Verdienstkreuz, Verdienstmedaille von Bund und Land, und schließlich die Ehrenbürgerwürde der Stadt - Ewald Merkle hat alle Auszeichnungen, die man bekommen kann. All seine Verdienste aufzulisten, würde jeden Rahmen sprengen. Es können nur unvollständige Stichworte sein, die versuchen, das Lebenswerk Ewald Merkles aufzuzeichnen. Vieles hat er getan, was nicht an die Öffentlichkeit gelangte, was er als selbstverständlich ansah.
Ohne lange Diskussionen zupackend, so kennen ihn seine langjährigen Weggenossen. Angefangen vom Aufbau der Bahnhofsmission des katholischen Männerwerks, legte er bereits 1948 den Grundstein für die katholische Jugendarbeit im gesamten Dekanat, war Gründer und langjähriger Leiter des Stadtjugendrings, verwaltete sämtliche kirchliche Finanzen in Villingen, betreute später fast alle Kirchenbauten und Renovierungen in der Stadt, verwaltete alle katholischen Kindergärten.
Aber auch der Blasmusik gilt die ganze musikalische Liebe des Ehrenbürgers Ewald Merkles. 26 Jahre lang war er Vorsitzende der Stadtharmonie, 26 Jahre auch Verbandspräsident im Schwarzwald-Baar-Kreis. Über 100 Auslandsfahrten organisierte Ewald Merkle als Konzertreisen, die größte davon über drei Wochen in die USA.
Zum 85-jährigen Geburtstag bekam er von Ministerpräsident Teufel die Staufer-Medaille verliehen. Merkle war Jahrzehnte lang Zweitkandidat der CDU.
Einen schweren Schicksalsschlag musste Ewald Merkle hinneinehmen, als sein Sohn Klaus, der als Chef der Baugenossenschaft Familienheim in seine Fußstapfen getreten war, im Mai 2011 aufgrund eines Herzinfarktes am Lenkrad seines Autos verstarb. Allerdings durfte er es noch erleben, dass sein Enkel Sebastian Merkle zum 1. Januar 2012 die Geschäftsleitung der Baugenossenschaft übernahm und damit drei Generationen Merkles das Unternehmen führten.
Als Dialysepatient waren zuletzt Schmerzen sein täglicher Begleiter. Dennoch war sein Lebenswille noch ungebrochen. 90 Jahre alt wäre er gerne noch geworden, sagte er. Und fügte hinzu: Doch,, ich bin ein tiefgläubiger Mensch, und wenn der Tag kommt, wenn Gott es will, dann bin ich vorbereitet, will ich auch den Tod in Ruhe in Kauf nehmen.“