Josef Unger

Der historische Schlößlehof ist zwar von der Bildfläche verschwunden, aber nicht aus der Erinnerung. Er war beliebtes Ziel von Wanderungen und Spaziergängen und Diskussionen um sein Verschwinden und noch mehr um seine Vergangenheit. Kaum mehr erinnert man sich an die langjährige Besitzerdynastie Arnold, die mit der legendären „Schlößle-Senze“ (Kreszentia Arnold) ihr Ende fand. Die nachfolgenden Ären Ludin, Oberdorfer und Härle waren je nur von kurzer Dauer. Wer weiter in die Vergangenheit geht, stößt auf den Schlößlehof, offiziell Arnoldsberg, der sich als ehemaliges Rittergut bereits im 13. Jahrhundert unter Abt Ulrich I. im Besitz des Zisterzienserklosters Salem befand. Von hier ab könnte man nicht nur Seiten, sondern ein Buch über die Geschichte des historischen Gutshofes schreiben.

Hunnenkönig Attila soll hier begraben worden sein

Komplett in Vergessenheit geraten ist allerdings eine Legende um den Schößlehof, die über Jahrhunderte hinweg bis in die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts nicht nur die Einheimischen, sondern auch die Menschen der Umgebung bewegte und Interessenten teils aus weiter Entfernung lockte. Auf dem Schlößlehof soll nämlich im Jahr 453 der Hunnenkönig Attila, dessen Reich etwa das heutige Ungarn umfasste, in einem Goldsarg begraben worden sein. Seinem Sarg seien Schätze, Waffen und Schwerter beigelegt worden, sagt die Legende.

Attila hatte die Burgunderin Hildeko geheiratet und starb in der Hochzeitsnacht. Was die Ursache für seinen Tod war, wird wohl nie herauskommen: War es ein Blutsturz, Alkoholeinwirkung oder gar Mord durch Vergiftung? Ebenso offen ist die Frage, warum er gerade auf dem Schlößlehof begraben sein soll. Tatsächlich befand sich hinter dem historischen Hofgut ein auffallender Hügel, unter dem die Grablege Attilas vermutet wurde.

Alle Schatzsucher gingen erfolglos wieder nach Hause

Weil nirgendwo, auch nicht im Bereich des heutigen Budapest, trotz jahrhundertelanger Suche eine solche Grablege gefunden wurde, bestärkte dies die Menschen hierzulande, der Legende Glauben zu schenken. Ob auch Fach- oder Hobby-Archäologen auf die Suche gegangen waren, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Der letzte Schatzsuchende war jedenfalls bis in die Dreißigerjahre des 20. Jahrhunderts der Ostracher Landwirt Karl Walk, Angehöriger der heute nahezu ausgestorbenen Generation.

In jungen Jahren hatte er auf dem Schlößlehof gearbeitet und kannte daher jeden Winkel. Er erzählte zu Lebzeiten, dass Schatzgräber aus weiter Umgebung gekommen seien, um mit Pickel, Hacken und Schaufeln nach der Grablege Attilas zu suchen. Selbst nachts und sonntags sei es unruhig gewesen auf dem Hügel. Dieser sei durch Gräben und Löcher geradezu verunstaltet worden. Alle Schatzsucher gingen aber ebenso arm nach Hause, wie sie gekommen waren.

Ob Hunnenkönig Attila irgendwo am Ufer der Donau in Ungarn begraben ist oder Gotenkönig Alarich im Busento in Süditalien; ihre letzten irdischen Ruhestätten werden auch weiterhin Geheimnisse bleiben. Der Schlößlehof jedenfalls gab sein Geheimnis bis heute nicht preis.