Die besondere Beziehung von Wolfgang Schäuble zur südbadischen Heimat und zum Schwarzwald hat Landesbischof Heike Springhart in ihrer Rede beim Trauergottesdienst für den am 2. Weihnachtstag verstorbenen CDU-Politiker hervorgehoben.
Zur Stunde nehmen in der Evangelischen Stadtkirche Offenburg Familie, Freunde und zahlreiche Weggefährten aus der Politik Abschied von Schäuble. Als letzter aus der langen Reihe politischer Prominenz aus Land, Bund und Europa betrat der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann unter dem einsetzenden minutenlangen Glockengeläut die Kirche.
Zuvor hatte die Witwe Ingeborg Schäuble, geleitet von ihrer ältesten Tochter Christine und Schwiegersohn Thomas Strobl, die Kirche betreten. Der aufgebahrte Sarg Schäubles, bedeckt von der Bundesflagge, war zuvor mit einem Ehrenspalier der Bundespolizei bewacht worden.
Neben Amts- und Mandatsträger, darunter Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Stephan Habbarth, Bundesinnenministerin Nancy Faeser und dem langjährigen EU- Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker war alles versammelt, was in der Landes- und Bundes-CDU Rang und Namen hat, darunter auch der CDU- Vorsitzende Friedrich Merz, ein langjähriger enger Freund Schäubles.
Auch einige Offenburger Bürger aus der langen Warteschlange vor den Absperrungen hatten es noch auf den letzten nicht reservierten Plätze in die Stadtkirche geschafft. Kretschmann würdigte Schäuble für seinen unermüdlichen Jahrzehntelangen Einsatz für Demokratie und Staat „mit größtem Respekt“ als einen großen Sohn des Landes und erinnerte an einen seiner prägnanten Aussprüche: „Isch over“.
Nach dem Gottesdienst ist vor der Kirche eine militärische Ehrung geplant. Danach soll sich der Trauerzug auf einer Strecke von gut einem Kilometer zum Waldbachfriedhof bewegen.
Das politische Berlin wird sich am 22. Januar von Schäuble verabschieden. An diesem Tag wird der Bundestag den von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier angeordneten Trauerstaatsakt im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes ausrichten.
Macron bei Trauerstaatsakt erwartet
Es werden die Spitzen des deutschen Staates – voran Steinmeier – und Hunderte Gäste aus dem In- und Ausland erwartet. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will dem Trauerstaatsakt ebenfalls beiwohnen. Das bestätigte der französische Élyséepalast.
Schäuble prägte in zahlreichen hochrangigen Ämtern die Politik der Bundesrepublik – so unterschrieb er den Einigungsvertrag für die Bundesrepublik. In seiner politischen Laufbahn war der Badener Minister, CDU-Chef, Fraktionsvorsitzender und Präsident des Deutschen Bundestages. Niemand gehörte dem Parlament länger an als er. Sein Wirken wurde zuletzt über die Parteigrenzen gewürdigt. Steinmeier nannte Schäuble einen „Glücksfall für die deutsche Geschichte“.
Schäuble wurde am 18. September 1942 in Freiburg geboren. Den studierten Juristen zog es früh in die Politik. 1965 trat er in die CDU ein. 1972 errang er erstmals ein Mandat für den Bundestag, dem er über ein halbes Jahrhundert bis zu seinem Tod angehörte. Jedes Mal holte er in seinem Wahlkreis Offenburg das Direktmandat. (mit dpa)