Extreme Regenmengen in der Schweiz: Rhein tritt über die Ufer, Bodenseepegel steigt rasch
Der Dauerregen seit Freitag sorgt für massiv steigende Wasserstände im Einzugsgebiet des Bodensees. Erste Flusspegel sinken zwar, doch die Wassermassen bleiben groß.
Der Rhein ist bei Lustenau, rund zehn Kilometer vor der Mündung in den Bodensee, über die Ufer getreten. Ein Bild von Montagmorgen, 7 Uhr.
| Bild: Andreas Grabher
Die drastischen Folgen eines Dauerregens, der in diesem Ausmaß nur selten vorkommt: Nach Niederschlagsmengen von seit Samstag über 200 Litern pro Quadratmeter sind in der Ostschweiz die Pegel vieler Zuflüsse von Rhein und Bodensee stark angestiegen.
Das Rheinhochwasser floss am Montag in die dafür vorgesehenen Überflutungsräume, Schäden gibt es nicht. Bis zu 3100 Kubikmeter Wasser in der Sekunde können gemäß offiziellen Angaben innerhalb der Dämmer abgeführt werden – deutlich mehr als die 2000 Kubikmeter pro Sekunde, die am Montag in der Spitze erreicht wurden.
| Bild: Andreas Grabher
Der Rhein selbst ist zwischen Diepoldsau im Kanton St. Gallen und der Mündung in den Bodensee über die Ufer getreten. In der Spitze wurden am Montagmittag Abflüsse von fast 2000 Kubikmetern pro Sekunde gemessen – also sekündlich zwei Millionen Liter. Das war rund zehnmal mehr als in den Vortagen. Am Dienstagvormittag ist der Abfluss auf rund 1300 Kubikmeter in der Sekunde gefallen, was immer noch ein sehr hoher Wert ist. Auch der Pegel des Rheins sinkt nur langsam.
Ralph Dietsche, Mediensprecher der internationalen Rheinregulierung, sagte der Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-DPA, dass solche Werte nur alle zwanzig Jahre vorkämen. Zu größeren Schäden kam es jedoch nicht.
Das Schweizer Amt für Bevölkerungsschutz warnte zudem vor Hochwasser an der Sitter bei Bischofszell und an der Thur bei Frauenfeld. In Graubünden überflutete der Inn Teile eines Campingplatzes.
Der Fluss Brenno im Tessin bei Biasca. Wegen extremer Regenfälle steigen die Pegel diverser Schweizer Flüsse stark an.
| Bild: Pablo Giananazzi/dpa
Im Engadin im Kanton Graubünden weisen einzelne Gewässer Rekordabläufe auf.
Drastische Bilder gibt es auch vom Hinterrhein, einem der Quellflüsse des Rheins.
Bodenseepegel steigt stark
Die Regenmassen, die vor allem aus der Schweiz und Österreich Richtung Bodensee fließen, sorgen zudem dafür, dass auch der Pegel des Sees steigt und weiter steigen wird. Lag er bis Sonntag bei etwa 3,40 Meter, sind es am Pegel Konstanz nun schon 3,95 Meter (Stand Dienstag, 10 Uhr).
Laut Vorhersage der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) die Vier-Meter-Marke geknackt sein, bis Wochenmitte ist demzufolge ein Pegel von 4,20 bis 4,30 Meter wahrscheinlich. Dieser Wert läge deutlich über dem für diese Zeit üblichen Mittelwasser von rund 3,90 Metern und wäre ein Rekordstand für das Jahr 2023. Besorgniserregend ist dieser Wasserstand jedoch nicht.
Am Hochrhein noch keine größere Gefahr
Auch für den weiteren Rheinverlauf nach dem Bodensee gibt es derzeit noch keine Warnungen. Der Pegel Hauenstein am Hochrhein ist am Dienstagmorgen zwar bis auf 8,50 Meter gestiegen, das ist aber noch kein Hochwasser-Wert.
Heute schwer vorstellbar: Der Deutsche Wetterdienst sagt ab Wochenmitte eine deutliche Besserung der Wetterlage vor. Das Wochenende könnte sogar richtig sommerlich werden: Der DWD hält für den südlichen Landesteil dann Temperaturen von über 25 Grad für möglich.