Es ist ein Bild, so romantisch wie unheimlich. Mysteriös, beinahe fantastisch: Es zeigt einen weißen Lichtring, der nächtlich um die Pfahlbauten in Unteruhldingen schwirrt, sich am Ufer des Bodensees spiegelt. Aufgenommen hat es Achim Mende, der damit zeigen will, wie touristische Attraktionen, Architektur und ganze Landschaften neu beleuchtet werden können.
Achim Mende ist bekannt für seine Luftaufnahmen
Seit vielen Jahren ist Achim Mende nicht nur als Fotograf für den SÜDKURIER unterwegs. Er engagiert sich auch, was etwa Marketing, Wirtschaftsförderung und Tourismus angeht für Baden-Württemberg und speziell für seine Heimat, die Bodenseeregion. Bekannt ist der Überlinger insbesondere für seine Luftaufnahmen, die er früher mit Ballontechnik bewältigte, inzwischen vielfach mithilfe von Drohnen. So auch diesmal.

Seit Kindertagen, erzählt er, habe er Interesse für Astronomie gehabt. Für Fernrohre, Sternwarten. Und Astrofotografie mit stundenlangen Belichtungszeiten. Diese Erfahrungen treffen in seinem aktuellen Tun auf modernste Technik: Er sucht sich also einen Spielort, den er ablichten möchte und lässt dort die Drohne steigen.
Die ist dabei so präzise programmiert, dass sie in gleicher Höhe um einen definierten Punkt herum kreist – das kann zum Beispiel ein Turm sein, eine Baumkrone oder ein beliebig anderer Punkt. An der Drohne sind zwei kleine Scheinwerfer befestigt, die die fixierte Szene von allen Seiten ausleuchten. Außerdem befindet sich eine Kamera an Bord, die das Dargestellte hochaufösend einfängt.

„Mir geht es nicht darum, Lichtmalerei zu betreiben“, sagt der Fotograf ausdrücklich. Stattdessen stünden bei seinen Arbeiten, die er mit dem sogenannten Lightpainting oder Nightscaping aufnimmt, die Besonderheiten der Region im Fokus – die Konstanzer Imperia zum Beispiel, die Heuneburg oder der Rheinfall – die durch diese Technik eine neue Perspektive bekommen. Und zwar nachts.
Damit diese Nachaufnahmen überhaupt entstehen können, muss Achim Mende einiges investieren: an Technik, Schlaf und Zeit. Erst bei Dämmerung zieht er los, kommt in den frühen Morgenstunden zurück.
Selbst ein Baum erstrahlt in ganz neuer Perspektive: Achim Mende investiert viel Zeit und Geduld, um eine solche Aufnahme zu erstellen.

Allerdings eignet sich auch nicht jede Nacht für den Drohnenflug. Sie müsse klar sein und windstill, sagt der Fotograf, bestenfalls gebe es weder Dunst noch Mondschein. „Dafür kommt nur eine Handvoll infrage.“ Der aufwendige Prozess des Erstellens aber sei es wert. „Die Bilder sind atemberaubend.“ Nicht von dieser Welt.
SÜDKURIER-Fotograf spielt mit technologischem Fortschritt
Es ist ein Spiel mit dem technologischen Fortschritt, das den Fotografen so reizt. Er sei jemand, sagt er, der mit seiner Arbeit immer wieder Neuland betreten will. Neue Techniken ausprobieren, außergewöhnliche Ansätze verfolgen will.
Das Projekt 'Ausserirdisch schön' ist also ein weiterer Schritt in diese Richtung. „Ich möchte damit eine neue Bildsprache für die Region und für Baden-Württemberg etablieren.“ Zumal ein solcher Lichtkreis auch das Gefühl von Zusammengehörigkeit transportiere.

Geplant ist am Ende des Projekts, an dem sich möglichst viele namhafte Schauplätze der Region beteiligen können und sollen, nicht nur eine umfassende Ausstellung. Sondern auch eine vielleicht übergreifende Kooperation mit Tourismus oder Wirtschaftsförderung. Denn: Eine gemeinsame Aktion als touristisches Gesamtkunstwerk, mit einer solch einheitlichen Verbildlichung, die gibt es wohl bisher noch nicht.