Seit zwei Jahren ist die Nutzung von Cannabis als Arzneimittel in Deutschland zugelassen. Erst vor einem Monat bekamen die ersten Unternehmen die Erlaubnis, um hierzulande den Stoff anzubauen. Gestern haben Forscher der Uni Hohenheim mit kanadischen Kollegen ein Netzwerk gestartet, das neue Hanfsorten entwickeln will.

„Cannabis hat ein enormes Potenzial in der Medizin, der Ernährung und der Körperpflege“, sagt Simone Graeff-Hönninger. Die Leiterin der Arbeitsgruppe spricht von einem „riesigen Forschungsbedarf“.

Als das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte unlängst den Anbau von medizinischem Cannabis in engen Grenzen freigab, kamen drei Firmen zum Zuge – alle drei Töchter von kanadischen Unternehmen. Deutsche Neugründungen wie die in Karlsruhe ansässige Lexamed GmbH kamen nicht zum Zuge, weil ihnen die Erfahrung mit der Produktion fehlte. Die erste Ernte ist nun im Herbst 2020 zu erwarten.

Stoff wird weiter aus Kanada importiert

Weil die erwartete jährliche Menge von 2600 Kilo den Bedarf bei Weitem nicht deckt, wird der Stoff weiter aus Kanada importiert. Im Jahr nach der Freigabe als Schmerzmittel wurden Einfuhrgenehmigungen für 16 Tonnen erteilt.

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Lexamed-Geschäftsführer Oskar Sarak hat sich, seine Niederlage bei der Produktionsvergabe erwartend, inzwischen auf den Handel mit Cannabis konzentriert. Die nötige Erlaubnis zum Großhandel mit Arzneimitteln hat das Regierungspräsidium Tübingen dem Start-up im Mai erteilt. Er plant den Verkauf von Cannabis in Ölform. Die übliche Blütenform muss geraucht oder als Dampf inhaliert werden.

Vom medizinischen Cannabis mit seiner hohen Konzentration des berauschenden Wirkstoffs THC grenzt Graeff-Hönninger ihre Hanfforschung ab. „Das hat nichts miteinander zu tun“, betont die Agrarforscherin. Es gebe Hanfsorten, die ohne Rauschwirkung förderlich für die Gesundheit seien. Seit der Teillegalisierung von Cannabis im Jahr 2017 steige die Nachfrage auch nach solchen Produkten. Weil das große wirtschaftliche Chancen für kleine und mittlere Unternehmen bietet, fördert das Bundeswirtschaftsministerium das Netzwerk.

Wann wird Cannabis in der Medizin verwendet?

Medizinisches Cannabis darf der Arzt bei schweren Erkrankungen verschreiben, wenn keine alternative Therapie dem Kranken hilft. Anwendungsgebiete sind chronische Schmerzen, Depressionen, Multiple Sklerose, Tourette-Syndrom, Arthrose, Asthma, HIV-Infektion, Neurodermitis, Rheuma oder Epilepsie.

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