Die Meteorologen sprechen von einem vermutlich heißen Sommer 2023. Das klingt nach paradiesischen Zuständen für alle Sonnenanbeter. Doch sie sollten aufpassen, denn die Hautkrebsquote ist so hoch wie nie zuvor.

Laut den jüngsten Erhebungen des Statistischen Bundesamts hat die Zahl der Hautkrebspatienten in den letzten Jahren stetig zugenommen. „105,700 Menschen wurden 2021 mit der Diagnose Hautkrebs stationär im Krankenhaus behandelt“, so die Statistiker. „Das waren knapp 75 Prozent mehr Fälle als im Jahr 2001.“ Männer trifft es dabei mit einem Anteil von 58 Prozent deutlich häufiger.

Wo liegt das höchste Sterberisiko?

Die meisten Todesfälle gibt es bei den Senioren über 80 Jahren, was für bösartige Tumorerkrankungen nicht ungewöhnlich ist. Relativ gesehen ist jedoch das Sterberisiko in der Altersgruppe der 35- bis 40-Jährigen am höchsten. Hier ist Hautkrebs in 0,8 Prozent der Fälle die Todesursache, während sein Anteil über alle Altersgruppen hinweg nur halb so hoch ist.

Die hohen Quoten bei Menschen mittleren Alters erklären sich laut Eggert Stockfleth, dem Direktor der Dermatologie vom St. Joseph-Hospital der Universität Bochum, am veränderten Umgang mit der Sonne. Man würde sich ihr heute in größerem Umfang aussetzen und dadurch eher für eine Überfüllung des individuellen UV-Kontos sorgen: „Wer schon in jungen Jahren auf dieses Konto eingezahlt hat, sorgt dafür, dass es eher voll ist.“

Schwarzer Hautkrebs ist hoch aggressiv

Was heißt, dass der Körper die sonnenbedingten Schäden nicht mehr reparieren kann, sodass die Haut schneller alter und sich dort das Krebsrisiko erhöht. „Am Ende ist man dann, abhängig vom Hauttyp, mit 35 bis 40 Jahren schon so weit, dass man Hautkrebs bekommen und an ihm sterben kann“, warnt Stockfleth. Dies gelte insbesondere für den schwarzen Krebs, das Melanom. An ihm sterben hierzulande rund 3000 Menschen pro Jahr.

Eine braune Hautfarbe sollte man, wie Stockfleth betont, „weniger als Schutz vor Hautkrebs denn als Warnzeichen interpretieren“. Das UV-Toleranzkonto eines dunkleren Hauttypus ist zwar später voll als das eines helleren, doch letzten Endes bedeutet die Bräunung nur, dass man auch mehr Sonne abbekommen hat.

Hautbräune bietet keinen Schutz

Davon trifft ein erheblicher Anteil zunächst auf eine ungeschützte Haut, insofern die Pigmente zu ihrem Schutz erst dann an ihre Oberfläche geschleust werden, wenn sie bereits einige Zeit den UV-Strahlen ausgesetzt war. Ganz zu schweigen davon, dass auch der braune Teint nur einen begrenzten Schutz bietet. Experten sprechen da von einem Lichtschutzfaktor von 4 bis 6, also deutlich weniger als die mittlerweile üblichen 30 bis 50, mit denen die Sonnenmilchprodukte ausgestattet sind.

Schon gewusst?

Was aber nicht bedeutet, dass man bei deren Verbrauch sparsam umgehen kann. „Die empfohlene Dosis liegt bei zwei Milligramm pro Quadratzentimeter“, rät Stockfleth. In Esslöffel übersetzt, heißt das laut der Zeitschrift „Öko-Test“: Um sich von Kopf bis Fuß zu schützen, brauchen Erwachsene drei bis vier Esslöffel Sonnencreme.

Schutz ist erst nach 30 Minuten da

„Da kann dann bei einem 1,88 Meter großen Mann in Badehose schon mal die halbe Tube draufgehen“, sagt Eggert Stockfleth. Diese Vorgaben werden von vielen Sonnenanbetern gerade zum Ende der Saison nicht erreicht, weil sie sich wegen ihrer bis dahin erzielten Bräune – fälschlicherweise – als sicher wähnen.

Ein weiterer, weit verbreiteter Anwendungsfehler beim Auftragen der Sonnenmilch: Man geht direkt danach in die Sonne. Der Schutz kommt jedoch erst nach rund 30 Minuten, die man daher erst einmal verstreichen lassen sollte. Nach einem Bad im Meer sollte man sie außerdem erneut auftragen. Denn das Schwimmen im Salzwasser übersteht keine Sonnenmilch unbeschadet, auch wenn es auf der Packung steht.

Auch Licht im Blaubereich ist gefährlich

Wobei die entsprechenden Produkte ihren Schutz nicht nur im UV-A- und UV-B-, sondern auch im Blaulicht-Bereich aufbauen sollten. „Wir wissen mittlerweile, dass diese Strahlen für etwa 30 Prozent der sonnenbedingten Hautschäden verantwortlich sind“, erläutert Stockfleth. Sie trügen dadurch nicht nur wesentlich zum Krebsrisiko, sondern auch zur Hautalterung bei. Entsprechende Sonnenmilchprodukte gibt es bereits in den Apotheken.

Einen Sonnenschutz bieten auch Textilien. Wobei das davon abhängt, wie dicht sie gewebt sind. Bei manchen Kleidungsstücken, gerade bei spezieller UV-Schutzkleidung, ist auch der so genannte UPF (UV protection factor) angegeben. Ein Wert von über 20 gilt als solide.

Sonnenschirm am Meer hebt Schutz auf

Schließlich bietet auch Schatten einen Sonnenschutz. Allerdings gibt es Bäume wie etwa Birken, da hat man gerade mal einen UPF von 5. Unter Sonnenschirmen liegt er bei 15, doch wer ihn in der Nähe zum reflektierenden Meer aufbaut, hat fast gar keinen Schutz mehr.

Selbst ein bewölkter Himmel bietet keinen verlässlichen Schutz. Wenn am Himmel weiße Cumuluswolken schweben, kann die UV-B-Bestrahlung sogar um 15 Prozent höher sein als bei klarem Himmel, weil die großen Wolken die Strahlen zerstreuen und auf die Erde reflektieren.