Infizieren sich ältere Menschen mit dem Corona-Virus, so steigt das Risiko, schwer zu erkranken. Ab 50 bis 60 Jahren erhöht sich dieses Risiko laut Robert-Koch-Institut stetig. Das hängt damit zusammen, dass das Immunsystem älterer Menschen schwächer ist und weniger gut auf Viren und Bakterien reagieren kann. Doch was kann man tun, um sich zu stärken, damit der Körper im Zweifel möglichst gut mit einer solchen Infektion umgehen kann?

Vorerkrankungen

Wer Diabetes hat oder eine Herzkreislauferkrankung, Erkrankungen der Leber, Niere oder des Atmungssystems oder gar Krebs, ist besonders gefährdet – und das unabhängig vom Alter.

Lungenspezialist Michael Barczok aus Ulm rät seinen Patienten gerade jetzt, gewissenhaft ihre Medikamente einzunehmen.
Lungenspezialist Michael Barczok aus Ulm rät seinen Patienten gerade jetzt, gewissenhaft ihre Medikamente einzunehmen. | Bild: FinePic. Helmut Henkensiefken

Michael Barczok, selbst Lungenfacharzt und Vorstandsmitglied des Berufsverbands der Pneumologen, rät deshalb: „Der beste Schutz ist, bestehende Erkrankungen optimal zu behandeln. Bei erhöhten Zuckerwerten sinkt zum Beispiel die Abwehrbereitschaft des Immunsystems.“

Viele von Barczoks Patienten am Lungenzentrum in Ulm kommen in diesen Tagen zu ihm, weil sie sich sorgen, dass die Medikamente gegen Asthma oder zur Behandlung ihrer chronischen Raucher-Lungenerkrankung COPD ihren Körper zusätzlich schwächen.

„Das Gegenteil ist richtig“, sagt er. Man müsse jetzt gerade die Lunge bestmöglich schützen. Dafür sei es wichtig, die vom Arzt verordneten Medikamente einzunehmen.

Am besten jede Nacht sieben Stunden schlafen.
Am besten jede Nacht sieben Stunden schlafen. | Bild: Rido - stock.adobe.com

Ausreichend Schlaf

Ideal für die Gesundheit ist es laut Studien, jede Nacht sieben Stunden zu schlafen. Das stärkt die Hormone im Körper, die das Immunsystem beeinflussen.

Wer unter Schlafstörungen leidet, sollte seinen Kaffeekonsum einschränken.
Wer unter Schlafstörungen leidet, sollte seinen Kaffeekonsum einschränken. | Bild: ©ALF photo - stock.adobe.com

Menschen mit Schlafstörungen sollten nach 14 Uhr keinen Kaffee mehr trinken, rät Martin Halle, Direktor der Abteilung für Präventive Sportmedizin und Sportkardiologie am Universitätsklinikum rechts der Isar der TU München, der Tipps für seine Patienten zusammen gestellt hat. Alkohol bringe den Schlaf-Rhythmus durcheinander, deshalb sollte man auf ihn verzichten.

Er rät bei Schlafstörungen zur 4-7-8-Atemtechnik. Diese entspanne den Organismus und könne zu einem ruhigen Schlaf verhelfen.

Treppen statt Aufzug: Martin Halle, Direktor der Abteilung für Präventive Sportmedizin und Sportkardiologie am Universitätsklinikum ...
Treppen statt Aufzug: Martin Halle, Direktor der Abteilung für Präventive Sportmedizin und Sportkardiologie am Universitätsklinikum rechts der Isar der TU München | Bild: Nicki Schäfer

So geht‘s: Für 4 Sekunden tief durch die Nase einatmen. Danach die Luft für 7 Sekunden anhalten, die Zungenspitze hinter die oberen Schneidezähne legen, anschließend für 8 Sekunden durch den Mund ausatmen. Wiederholen Sie diese Atemtechnik 4 Mal.

Tief atmen an der frischen Luft

Jede Stunde 10 Mal hintereinander tief ein- und auszuatmen im Stehen oder Gehen, stärkt die Lunge und das Immunsystem laut Sportmediziner Halle. Denn im Sitzen sei die Lunge nur zu Zweidritteln belüftet. Zusätzlich so oft wie möglich rausgehen, um Vitamin D zu tanken.

Walking ist auch für ältere Menschen eine gute Möglichkeit, sich in der Natur zu bewegen.
Walking ist auch für ältere Menschen eine gute Möglichkeit, sich in der Natur zu bewegen. | Bild: Jenny Sturm - stock.adobe.com

Viel Bewegung

Nordic Walking ist gerade für ältere Menschen eine Sportart, bei der laut Lungenfacharzt Barczok gleichzeitig Schultergürtel und Arme trainiert werden.

Aber auch Radfahren, leichtes Joggen und längere Spaziergänge in der Natur seien gut, sagt Rainer Waldschütz, Allgemeinarzt aus Singen.

Hans-Joachim Kabitz, Pneumologe und Chefarzt am Konstanzer Klinikum
Hans-Joachim Kabitz, Pneumologe und Chefarzt am Konstanzer Klinikum | Bild: Alexander Vejnovic

Der Pneumologe Hans-Joachim Kabitz, Chefarzt am Konstanzer Klinikum, empfiehlt, mindestens drei Mal pro Woche 30 bis 45 Minuten Ausdauersport zu machen. Für kleine Joggingrunden lässt sich auch der eigene Garten oder Innenhof nutzen.

„Auch 10-minütiges, zügiges Spazierengehen zeigt schon positive Effekte, bringt den Kreislauf in Schwung, wirkt beruhigend durch den Abbau von Stresshormonen und hellt die Stimmung auf“, sagt Sportmediziner Halle seinen Patienten. Zwischendurch könne man auch Seilspringen oder Schattenboxen zum Training einbauen.

Finger weg von Zigaretten: Sie schädigen die Lunge.
Finger weg von Zigaretten: Sie schädigen die Lunge. | Bild: Franziska Gabbert

Nicht Rauchen

„Zigaretten stoppen die Müllabfuhr der Lunge“, warnt Lungenspezialist Barczok. Die Müllabfuhr, das sind Flimmerhärchen, die von unten nach oben schlagen und den Schleim und die darin enthaltenen Viren und Bakterien, Pollen, aber auch Dreck in der Lunge nach oben schaffen.

Der Rauch einer Zigarette, so Barczok, habe eine lähmende Wirkung auf die Flimmerhärchen, die dadurch sofort stehen bleiben – und das für acht Stunden. „Schon mit drei Zigaretten, die man über den Tag verteilt raucht, schafft man es, die Müllabfuhr der Lunge komplett lahmzulegen“, sagt der Ulmer Arzt.

Viel trinken und gesund essen

„Man kann den Virus nicht ertränken“, so Barczok. „Das sind Fake-News, die zur Zeit im Netz kursieren.“ Aber Trinken sei sehr wichtig, um die Schleimhäute feucht zu halten.

Rät zu einem regelmäßigen Tagesablauf mit genügend Schlaf, viel Flüssigkeit und gesunden Mahlzeiten: Rainer Waldschütz, Allgemeinarzt ...
Rät zu einem regelmäßigen Tagesablauf mit genügend Schlaf, viel Flüssigkeit und gesunden Mahlzeiten: Rainer Waldschütz, Allgemeinarzt aus Singen | Bild: privat

Um sein Immunsystem im Gleichgewicht zu halten, rät der Singener Arzt Rainer Waldschütz zu einer regelmäßigen Tagesroutine mit genügend Schlaf (zirka 22 Uhr zu Bett gehen), viel Flüssigkeit und regelmaßigen Mahlzeiten mit frischem Obst und Gemuse sowie einem Mittagessen zwischen 12 und 13 Uhr sowie einem warmen Getrank zu den Hauptmahlzeiten.

Impfung

Der Konstanzer Chefarzt Hans-Joachim Kabitz rät, sich an die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) zu halten: Diese empfiehlt, auch unabhängig von der Covid-19-Pandemie, all jenen, die ein erhöhtes Risiko für Pneumokokken-Erkrankungen haben, eine solche Impfung.

Da Pneumokokken-Impfstoffe zur Zeit knapp sind, sollte die Impfung laut STIKO unter anderem Immungeschwächten und Senioren ab 70 Jahren sowie Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen vorbehalten bleiben. „Die wichtigste Maßnahme, ist aktuell jedoch sicherlich den Kontakt zu anderen Menschen, so gut es irgend geht, zu minimieren“, sagt Kabitz.

Lachen sorgt für Glückshormone: Die Schauspielerin Elle Fanning bei der diesjährigen Berlinale.
Lachen sorgt für Glückshormone: Die Schauspielerin Elle Fanning bei der diesjährigen Berlinale. | Bild: Jens Kalaene

Glückshormone

Auch wenn vielen die Corona-Krise Angst macht, sollte man sich mit Menschen und Dingen beschäftigen, die glücklich machen, sagt der Singener Arzt Rainer Waldschütz: „Dann werden vermehrt ‚Gluckshormone‘ wie Serotonin und Dopamin gebildet, was zu einer besseren Immunabwehr fuhrt.“

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